Münsingen - Das war "Happy Tägertschi"
Vier Kurzfilme erinnern an die Zeit, in der Tägertschi eine selbstständige Gemeinde war: Das bietet das Museum Schloss Münsingen morgen seinen Besuchern.
Tägertschi bleibt Tägertschi, auch nach der Fusion. Dies wurde im Abstimmungskampf immer wieder betont. Seit Anfang Jahr ist der Zusammenschluss mit Münsingen Realität, und das Museum Schloss Münsingen würdigt ihn mit seiner aktuellen Ausstellung (siehe unten).
Nun sind dazu auch vier Kurzfilme zu sehen. Realisiert wurden sie von Fritz Lauber. Der freiwillige Museumsmitarbeiter und pensionierte Journalist hat zusammen mit weiteren Kommissionsmitgliedern nach Material zum Ort mit seinen 403 Einwohnern gesucht. Fündig geworden ist er unter anderem im Thurgau. Lauber: «Der ehemalige Käser aus Tägertschi ist in den Thurgau gezogen, und er hatte noch einen alten Filmstreifen von der Feier zum Schuljubiläum.»
1983 fand sich das ganze Dorf unter einem Zeltdach zusammen. Die Leute wollten das 150 jährige Bestehen ihrer Schule feiern. Angerichtet wurde mit der grossen Kelle. Unter anderem stellte man einen Alpaufzug nach – mit Kühen, Kälbern, Sennen und Hunden. Sie alle marschierten durch das Zelt. «Man muss sich das mal vorstellen», sagt Lauber und lacht.
Digitalisiert und geschnitten
Wer morgen Sonntag ins Kirchgemeindehaus geht, muss es sich nicht nur vorstellen. Er kann die Szene im 16-minütigen Film anschauen. Was als kurzes Ganzes präsentiert wird, ist als Original ein zweieinhalb Stunden langer Streifen. Die Frage, wie viel Zeit er für die Arbeit an diesem Material gebraucht habe, kann Lauber nicht beantworten. Die Stunden möge er lieber nicht zusammenzählen, meint er. Zuerst habe ihm ein Kollege den alten Filmstreifen digitalisiert, anschliessend habe er ihn mehrmals in voller Länge angeschaut. Was folgte, war die Auswahl und der Schnitt der einzelnen Sequenzen.
Bei den drei weiteren Filmen investierte Lauber etwas weniger Zeit. Sie rücken in jeweils fünf bis sieben Minuten das ländliche Leben in Tägertschi ins Zentrum. Eine Viehschau wird ebenso gezeigt wie die Herstellung von Käse. Zur Entwicklung und Verlagerung der Viehschau hat der ehemalige Journalist recherchiert. Und er kennt den Grund, wieso die Bauern von Tägertschi ihre Kühe nicht mehr durchs Mülital nach Münsingen treiben: «Die Gemeinde Münsingen wollte 2008 eine Miete für den Platz einführen.» Damit hätten Reinigungen und Instandstellungen abgedeckt werden sollen. 4500 Franken hätten die Bauern aus dem eigenen Sack bezahlen müssen, und das wollten sie nicht. Die Landwirte von Tägertschi trieben ihre Kühe künftig in den Weiler Ämmligen.
Im Takt zur Musik
Eine Zeitdokumentation der etwas anderen Art ist der Tanzstreifen «Happy in Tägertschi». 2013 schaffte es der Song «Happy» von Pharell Williams in vielen Ländern in die Charts. Wieso nicht ein eigenes Video dazu drehen? Das fragte sich Marianne Schenker und entwickelte ihr eigenes Projekt. Sie liess die Melodie laufen und filmte Leute, die im Takt dazu im Garten arbeiteten, an der Gemeindeversammlung teilnahmen oder mit dem Kinderwagen durchs Dorf spazierten. «Happy in Tägertschi» dürfte am Sonntag für einige Lacher sorgen.
DIE AUSSTELLUNG
Münsingen begrüsst Tägertschi mit einer Sonderausstellung im Schloss, die noch bis Mitte Mai dauert. Das Museumsteam hat Stimmen und viele Bilder über das, so Werbebroschüre, «Bilderbuchdorf» zusammengetragen, das seit der Fusion auf Anfang Jahr neu zum Gemeindegebiet gehört. Ergänzt wird die Ausstellung durch mehrere Veranstaltungen, die sich mit dem Leben in Tägertschi aus der Vergangenheit befassen. Die Schule ist im Rahmen dieser Reihe genauso ein Thema wie die Käserei – und eben die vier Kurzfilme, die morgen Sonntag bei den Anwesenden nostalgische Gefühle wecken sollen.
Alte Tägertschi-Filme, morgen Sonntag um 16 Uhr im Kirchgemeindehaus.