Münsingen - Bahnhofquartier wird umgebaut

Das Gemeindeparlament stimmte einer leicht abgespeckten Vorlage klar zu.

Martin Zimmermann / Der Bund
173 Buskurse, 96 Züge und über 5200 Autofahrten pro Tag: Das Bahnhofquartier ist die Verkehrsdrehscheibe des Münsinger Ortskerns. Doch die Platzverhältnisse sind insbesondere für den Busverkehr eng. Bereits seit 2002 existieren deshalb Pläne, das Quartier für alle Verkehrsteilnehmer attraktiver zu gestalten.

Ein Rechtsstreit mit der Betreiberin des Bahnhofs, den SBB, führte aber zu jahrelangen Verzögerungen. Am Montagabend nahm das ehrgeizige Projekt endlich die letzte Hürde: Das Gemeindeparlament Münsingens stimmte dem Investitionskredit in der Höhe von rund 3,1 Millionen Franken mit grosser Mehrheit zu.

Der vom Gemeinderat ausgearbeitete Vorschlag sieht die Gliederung des Umbaus in acht zeitlich gestaffelte Module vor. Kernstücke der Sanierung bilden das Modul «neuer Bushof» mit fünf rollstuhlgängigen Busperrons für 535'000 Franken sowie zwei teilweise überdachte Velo-Abstellanlagen samt einer Verbindungsbrücke zur Schlossstrasse (Kostenpunkt der drei Module: rund eine Million Franken).

Um die Sicherheit insbesondere der Fussgänger zu erhöhen, soll zudem im ganzen Quartier Tempo 30 eingeführt werden. Die Gemeinde bleibt übrigens nicht alleine auf den Kosten sitzen: Der Kanton und die SBB sollen zum Projekt knapp 600 000 Franken beisteuern.

Module hängen voneinander ab

Der für das Projekt zuständige Gemeinderat, Bauvorsteher Hans Rudolf Schönenberg (FDP), erinnerte die Parlamentarier daran, dass die verschiedenen Module voneinander abhingen: «Man kann also nicht einfach einzelne Module streichen.»

Genau das versuchte indes die SVP-Fraktion. Sie wollte das 315'000 Franken teure Modul «Velobrücke» zu Fall bringen. Im Grunde genommen sei diese Brücke ja eine «schlaue Sache», sagte Fraktionsmitglied Daniel Dubach. Aber angesichts eines Lochs in der Gemeindekasse von rund einer Million Franken sei sie einfach zu teuer. «Wenn wir die Brücke streichen, könnten wir das Budgetdefizit um einen Drittel verkleinern», argumentierte Dubach. Der Antrag der SVP blieb aber chancenlos und wurde mit 18 Nein- zu 4 Ja-Stimmen klar abgelehnt.

Ein Antrag von Rosmarie Münger (sp), der Gemeinderat solle eine Variante mit verlängerter Velobrücke ausarbeiten, kam gar nicht erst zur Abstimmung. Der Planungskredit des Gemeinderats sei komplett aufgebraucht, wie Bauvorsteher Schönenberg sagte. Wenn eine neue Variante ausgearbeitet werden solle, müsse letztlich das gesamte Geschäft zurückgewiesen werden. Münger zog ihren Antrag daraufhin zurück.

Tempo 30 statt Begegnungszone

Zu reden gab auch die Geschwindigkeitsbegrenzung auf dem Bahnhofplatz. Der Gemeinderat legte dem Parlament ein rund 600'000 Franken teures Modul mit zwei Varianten vor: Entweder wird der Platz in eine Begegnungszone (Variante A) oder in eine Tempo-30-Zone (Variante B) umgewandelt, wobei die Regierung letztere Variante favorisiert. Damit bliebe der Vortritt des öffentlichen Verkehrs bestehen, und der Busfahrplan könne besser eingehalten werden, sagte Schönenberger. Die Option A sei trotzdem nicht für immer vom Tisch: «Wir sollten aber zuerst ein paar Jahre Erfahrungen mit Tempo 30 sammeln, bevor wir allenfalls über eine Fussgängerzone nachdenken.»

Dieter Blatt von der EVP plädierte hingegen dafür, die Variante A von Anfang an einzuführen. Gemeinden wie Lyss und Langenthal zeigten doch, dass ein Bahnhofplatz mit Tempo 20 funktioniere, sagte Blatt. Dem widersprach Peter Bolliger (fdp). Der Bahnhofplatz in Münsingen sei deutlich enger als seine Pendants in den erwähnten Beispielen. Die Busse hätten so kaum Platz zum Manövrieren. Der EVP-Antrag wurde schliesslich mit 20 Nein- zu 5 Ja-Stimmen deutlich verworfen.

Erfolgreich war lediglich ein Antrag der FWM. Dieser sieht den Verzicht einer Treppe beim nördlicheren der beiden Velo-Abstellplätze vor. Die Kosteneinsparungen sind allerdings gering: Sie betragen nur 13 000 Franken.

Baubeginn folgt im Juli 2010

Nach einer mehrstündigen Diskussion stimmte das Parlament dem Investitionskredit schliesslich mit 23 Ja-Stimmen bei 2 Enthaltungen deutlich zu. Der Baubeginn der ersten Module ist auf den Juli nächsten Jahres angesetzt. 2011 soll die Umgestaltung des Bahnhofsquartiers abgeschlossen sein. Eine Volksabstimmung ist nicht vorgesehen; der Parlamentsbeschluss unterliegt dem fakultativen Referendum.

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Erstellt: 28.10.2009
Geändert: 28.10.2009
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