Münsingen - An der Autobahn lärmt es leiser

Hinter den neuen Lärmschutzwänden entlang der A 6 ist es halb so laut wie früher. Dies haben Messungen des Bundes ergeben. Doch bei den Anwohnern tönts anders.

Herbert Rentsch / Berner Zeitung BZ
900 Meter lang und 3 Meter hoch ist die Lärmschutzwand entlang der A 6 in Münsingen. Diesen Sommer wurde sie gebaut – auf dem Damm, der die Autobahn und die dahinterliegenden Wohnquartiere trennt. Ende August, nach der viermonatigen Bauzeit und Kosten von 2,7 Millionen Franken, folgte die Ernüchterung: Der Lärm sei noch gleich gross oder gar grösser, hiess es bei Anwohnern (die BZ berichtete).

Jetzt liegen die Resultate der Messungen vor, welche das Bundesamt für Strassen (Astra) als Nachkontrolle durchführen liess. «Die Lärmschutzwände haben Verbesserungen zwischen 3 und 4 Dezibel gebracht», meldet das Astra. Was auf den ersten Blick als wenig erscheint, entspricht jedoch einer Halbierung des Lärms. In den betroffenen Zonen liegen die Werte gemäss Astra damit «im Bereich der vorgegebenen Grenzwerte». David Wetter, Filialchef Astra Infrastruktur in Thun, ist darüber erfreut: «Die Messungen zeigen noch bessere Resultate als die von uns prognostizierten Ziele.».

Anwohner merken nichts

Die Lärmmessungen wurden an mehreren Standorten und zu verschiedenen Tageszeiten durchgeführt – über kurze und längere Dauer. «Eingerechnet sind auch unterschiedliche klimatische Bedingungen, Anzahl Fahrzeuge und Fahrbahnverhältnisse», erklärt Wetter.

Bei den Leuten, die in den Quartieren unweit der Autobahn wohnen, hört man jedoch kritische Töne – auch zwei Monate nachdem die Wände fertig sind. «Ich bin enttäuscht», sagt Ursula Tanner. «Ich hatte mich so auf weniger Lärm gefreut, aber ich merke nichts. Es ist gleich laut wie vorher.» Es gebe Zeiten, in denen der Strassenlärm sie nicht störe, sagt Tanner, die seit 27 Jahren am Stegreutiweg wohnt. «Aber manchmal nervt es mich.» Ähnliche Reaktionen hört sie auch im Restaurant auf dem Fussballplatz, wo sie Wirtin ist. «Es sagten mir etliche, es sei noch gleich laut wie früher.»

«Subjektive Empfindung»

Der Lärm habe kaum abgenommen, bekräftigen auch die Quartierbewohnerinnen Nora Moser, Vreni Egger und Ruth Boehlen. Sie haben sich mehr oder weniger an das Rauschen des Verkehrs gewöhnt, weil sie seit Jahren dort wohnen. Doch eine Verbesserung gegenüber früher haben sie nicht festgestellt.

Was sagt David Wetter vom Astra zu dieser Diskrepanz? Liegen die Bewohner falsch, oder stimmen die Messungen nicht? «Wir führten die Messungen nach den Vorgaben der Lärmschutzverordnung durch.» Doch Empfindungen der Menschen seien subjektiv. «Es kann sein, dass das menschliche Ohr anders empfindet als die Messgeräte.» Ein Vergleich zu früher sei zudem schwierig, weil während der Bauzeit Tempo 80 galt und seither wieder 120.

Dämpfender Belag geplant

Die Anwohner der A 6 dürfen jedoch hoffen. Denn geplant ist auch ein neuer, lärmdämpfender Fahrbahnbelag. Der Einbau ist ab dem Jahr 2015 vorgesehen, «sofern der Kredit bewilligt wird», schränkt David Wetter ein. Der neue Belag werde zu einer weiteren Verbesserung führen. «Der Lärm dürfte dann nochmals um 3 bis 4 Dezibel abnehmen.»

Vielleicht wird die Begrünung der Lärmschutzwand zur Entspannung beitragen. Gegenwärtig werden auf der Siedlungsseite Büsche und Sträucher gepflanzt. Die Sicht Richtung Autobahn wird zwar nicht mehr so sein wie vor dem Bau der Wand, als noch Bäume auf dem Erddamm standen. Aber immerhin grüner als jetzt.

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Erstellt: 05.11.2010
Geändert: 05.11.2010
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