Mühle Hunziken - Ein Ende, das auch ein Anfang ist
Mit Joan Armatrading gastiert am Freitag eine einflussreiche Songwriterin und Gitarristin in der Mühle Hunziken. Die Britin ist auf einer Abschiedstour, die sie solo bestreitet.
Den einen galt sie als «singender Kunstkalender», den andern als Ausnahmemusikerin, die für Erlebnisse sorgte, die man «in solcher Konzentration von Musikalität, Emotionalität und Originalität seit den Konzerten von Janis Joplin nicht mehr erlebt hat». Joan Armatrading war nie leicht einzuordnen. Die in Westindien geborene und in der englischen Industriestadt Birmingham aufgewachsene Musikerin sang in klaren Worten von grossen Gefühlen («Show Some Emotion»), blieb dabei aber seltsam kühl. Als Gitarristin spielte Armatrading in der obersten Liga mit, als Songwriterin bewies sie ein Flair für Ohrwürmer – «Drop the Pilot» «Love and Affection» und «Me Myself I» sind nur die bekanntesten. Sie spielte mit den besten Jazzmusikern, aber auch mit Mitgliedern von Bruce Springsteens E Street Band, mit Mark Knopfler und mit dem Rolling-Stones-Bassisten Darryl Jones.
Späte Hinwendung zum Blues
Dass es trotz einem beachtlichen Start in den 1970er-Jahren nie für den ganz grossen Durchbruch reichte, lag an der stilistischen Vielseitigkeit, aber auch an der emotionalen Distanz, die aus Armatradings Musik klang – eine Zeitung sprach gar von «klinisch neutraler Anteilnahme». Nach Flirts mit dem Reggae und dem synthetischen Pop lieferte sie 2007 mit «Into the Blues» ein überzeugendes Bekenntnis zur Urmutter der populären Musik ab – und landete damit als erste englische Frau an der Spitze der Billboard-Blues-Charts. Im Blues konnte sie auch ihre gitarristischen Fähigkeiten voll ausleben.
Erstmals solo
Jetzt ist die 64-Jährige, die wie die Beatles im Besitze eines königlichen «Member of the British Empire»-Ordens ist, auf einer Art Abschiedstournee, die sie am Freitag in die Mühle Hunziken führt. «Ich werde nie aufhören, zu singen – aber dies ist meine letzte grosse Tournee», lässt sie sich auf ihrer Website zitieren. Das angebliche Ende ist auch ein Neuanfang für Joan Armatrading: Sie tritt erstmals solo auf – nur in Begleitung ihrer Gitarren und eines Klaviers. Neben zahlreichen Streiflichtern auf eine 40-jährige Karriere fokussiert ihr Repertoire auf die Songs ihres aktuellen, jazzangehauchten Albums «Starlight», auf dem sie auch als Bassistin brilliert.
[i] Konzert morgen Freitag um 21 Uhr in der Mühle Hunziken, Rubigen.