Motorrad - Tom trifft Thomas
Vor genau zehn Jahren bestritt Tom Lüthi auf dem Sachsenring sein erstes WM-Rennen. Bilder von damals findet er heute schockierend.
David Wiederkehr, Sachsenring / Der Bund
Das Malheur passte so gar nicht zum Jubiläum, das Tom Lüthi dieses Wochenende begeht. In einer Rechtskurve rutschte Lüthis Vorderrad weg, der Berner schlitterte von der Strecke und stoppte unsanft im groben Kies. Wirklich gravierend war der Unfall in der ersten Trainingseinheit zum GP auf dem Sachsenring von morgen zwar nicht, aber nur sechs Tage nach dem deutlich schmerzhafteren Sturz in Assen kam er doch einem Schreckensmoment gleich.
«Das Rad ist ohne Vorwarnung eingeklappt», berichtete Lüthi und fügte in seiner gewohnt gelassenen Art an: «Wir haben etwas Trainingszeit verloren, ansonsten ist nichts passiert.»
Zumindest ein wenig symbolhafter war die Szene im Omega-Kreisel des Sachsenrings aber schon. Beeindruckend war ja der Saisonstart gewesen, dank dem Lüthi zwischenzeitlich sogar die WM-Führung übernommen hatte: fünf GP, vier Podestplätze. Dann jedoch der Unfall im Training in Silverstone, die Kollision im Rennen von Assen und jetzt im Osten Deutschlands der nächste Sturz. Fast scheint, als bekunde Lüthi zurzeit mehr Mühe, die Spur zu halten.
Der Sieg aus dem Nichts
Und das ausgerechnet also zum Jubiläum. Zehn Jahre ist es nämlich her, dass ein 15-jähriger Bauernbub aus Linden auf dem Sachsenring bei Chemnitz schüchtern seine ersten Schritte in die Motorrad-WM tat. Im Elit-Team von Daniel Epp vertrat er den verletzten tschechischen Stammfahrer Jakub Smrz; ein paar Wochen vorher hatte den Baselbieter Unternehmer in einem Rennen der Internationalen Deutschen Meisterschaft (IDM) das Potenzial des jungen Emmentalers überzeugt. Auf einem fremden Motorrad hatte Lüthi aus dem Nichts einen Lauf auf dem Lausitzring gewonnen. «Die Fähigkeit, das Potenzial eines Motorrads sofort auszuschöpfen, hat längst nicht jeder Fahrer», lobt Epp.
Epp ist damals wie heute Teambesitzer und persönlicher Manager, nach zehn Jahren verbindet die beiden mehr als eine geschäftliche Beziehung. Sie sind Freunde geworden. Epp, der Selfmademillionär, investierte damals blind in das Projekt Lüthi, ein einziges Rennen genügte ihm. Und es müsste viel zusammenkommen, damit er so etwas noch einmal tut. Zumindest in der Schweiz sieht er «keinen zweiten Tom Lüthi».
Trotzdem wäre es verfehlt zu sagen, die Sportwelt hätte um die Mittagszeit an jenem 21. Juli 2002 den Atem angehalten, als auf dem Sachsenring das Rennen der 125-cm3-Klasse lief. Lüthi, noch allerorten Thomas genannt und zierliche 44 Kilogramm schwer, kam als 26. von 33 Fahrern ins Ziel.
Bald darauf aber fuhr der Bub aus Linden in die WM-Punkte (einen Monat später), aufs Podest (elf Monate später) und zum ersten Sieg (knapp drei Jahre später), und bald war er gar kein Bub mehr. Sondern: Weltmeister, Sportler des Jahres, eines der bekanntesten Gesichter der Schweiz, Tom und nicht mehr Thomas. Nur änderte das wenig an aufkommender Kritik. Er zeige zu wenig Skrupel für die raue Welt des Motorsports, hiess es, er sei zu zögerlich - gehe es hart auf hart, sei meist der Gegner vorn. Mehrmals verletzte sich Lüthi bei Stürzen, gleich fünfmal zog er sich zum Beispiel einen Schlüsselbeinbruch zu. Alledem zum Trotz kämpft Lüthi in diesem Jahr gegen regelrechte Haudegen um den Titel.
Eine Pappfigur in Körpergrösse
Im kleinen Rahmen feierte das Team gestern Abend im Fahrerlager das Zehnjährige, Champagner gab es, Häppchen und Torte. In der Ecke stand eine Pappfigur, sie zeigte Lüthi in Körpergrösse. Thomas Lüthi, um genau zu sein, den schmächtigen Teenager von einst. Von dem Tom Lüthi heute denkt: «Leicht schockierend!» Aber er erinnere sich noch gut an den Tag und die Nervosität zurück. «Und nie», sagt er, «nie hätte ich damals gedacht, dass meine Karriere einmal so herauskommen könnte.»
«Das Rad ist ohne Vorwarnung eingeklappt», berichtete Lüthi und fügte in seiner gewohnt gelassenen Art an: «Wir haben etwas Trainingszeit verloren, ansonsten ist nichts passiert.»
Zumindest ein wenig symbolhafter war die Szene im Omega-Kreisel des Sachsenrings aber schon. Beeindruckend war ja der Saisonstart gewesen, dank dem Lüthi zwischenzeitlich sogar die WM-Führung übernommen hatte: fünf GP, vier Podestplätze. Dann jedoch der Unfall im Training in Silverstone, die Kollision im Rennen von Assen und jetzt im Osten Deutschlands der nächste Sturz. Fast scheint, als bekunde Lüthi zurzeit mehr Mühe, die Spur zu halten.
Der Sieg aus dem Nichts
Und das ausgerechnet also zum Jubiläum. Zehn Jahre ist es nämlich her, dass ein 15-jähriger Bauernbub aus Linden auf dem Sachsenring bei Chemnitz schüchtern seine ersten Schritte in die Motorrad-WM tat. Im Elit-Team von Daniel Epp vertrat er den verletzten tschechischen Stammfahrer Jakub Smrz; ein paar Wochen vorher hatte den Baselbieter Unternehmer in einem Rennen der Internationalen Deutschen Meisterschaft (IDM) das Potenzial des jungen Emmentalers überzeugt. Auf einem fremden Motorrad hatte Lüthi aus dem Nichts einen Lauf auf dem Lausitzring gewonnen. «Die Fähigkeit, das Potenzial eines Motorrads sofort auszuschöpfen, hat längst nicht jeder Fahrer», lobt Epp.
Epp ist damals wie heute Teambesitzer und persönlicher Manager, nach zehn Jahren verbindet die beiden mehr als eine geschäftliche Beziehung. Sie sind Freunde geworden. Epp, der Selfmademillionär, investierte damals blind in das Projekt Lüthi, ein einziges Rennen genügte ihm. Und es müsste viel zusammenkommen, damit er so etwas noch einmal tut. Zumindest in der Schweiz sieht er «keinen zweiten Tom Lüthi».
Trotzdem wäre es verfehlt zu sagen, die Sportwelt hätte um die Mittagszeit an jenem 21. Juli 2002 den Atem angehalten, als auf dem Sachsenring das Rennen der 125-cm3-Klasse lief. Lüthi, noch allerorten Thomas genannt und zierliche 44 Kilogramm schwer, kam als 26. von 33 Fahrern ins Ziel.
Bald darauf aber fuhr der Bub aus Linden in die WM-Punkte (einen Monat später), aufs Podest (elf Monate später) und zum ersten Sieg (knapp drei Jahre später), und bald war er gar kein Bub mehr. Sondern: Weltmeister, Sportler des Jahres, eines der bekanntesten Gesichter der Schweiz, Tom und nicht mehr Thomas. Nur änderte das wenig an aufkommender Kritik. Er zeige zu wenig Skrupel für die raue Welt des Motorsports, hiess es, er sei zu zögerlich - gehe es hart auf hart, sei meist der Gegner vorn. Mehrmals verletzte sich Lüthi bei Stürzen, gleich fünfmal zog er sich zum Beispiel einen Schlüsselbeinbruch zu. Alledem zum Trotz kämpft Lüthi in diesem Jahr gegen regelrechte Haudegen um den Titel.
Eine Pappfigur in Körpergrösse
Im kleinen Rahmen feierte das Team gestern Abend im Fahrerlager das Zehnjährige, Champagner gab es, Häppchen und Torte. In der Ecke stand eine Pappfigur, sie zeigte Lüthi in Körpergrösse. Thomas Lüthi, um genau zu sein, den schmächtigen Teenager von einst. Von dem Tom Lüthi heute denkt: «Leicht schockierend!» Aber er erinnere sich noch gut an den Tag und die Nervosität zurück. «Und nie», sagt er, «nie hätte ich damals gedacht, dass meine Karriere einmal so herauskommen könnte.»