Motorrad - Tom Lüthis Dutzend
Tom Lüthi bestreitet am Sonntag (19.20 Uhr, MEZ) in Austin, Texas, seinen 200. Grand Prix. Der Berner Töffpilot mit Startnummer 12 blickt auf seine 12 denkwürdigsten Rennen zurück.
Am 21. Juli 2002 hat der Berner Motorradrennfahrer Tom Lüthi auf dem Sachsenring bei Chemnitz sein GP-Debüt gefeiert. Der damals 15 Jahre alte Emmentaler aus Linden belegte in der 125er-Klasse auf seiner Honda den 26. Platz. Schon damals in Deutschland war Lüthi mit der Startnummer 12 unterwegs. «Die 12 hatte ich bereits in meinen Jugendjahren im Unihockey getragen. Später wurde mir diese Zahl in der Motorrad-Weltmeisterschaft zugeteilt – und ich war sofort begeistert. Ich habe meine Nummer also durch Zufall gefunden», sagt Lüthi.
Am Sonntag feiert der 125er-Weltmeister von 2005 anlässlich des Moto-2-Rennens in Austin (USA) ein Jubiläum: Tom Lüthi, inzwischen 9-facher Grand-Prix-Sieger (38 Podestplätze), bestreitet auf dem Circuit of The Americas seinen 200. Grand Prix. Aus aktuellem Anlass blickt der Schweizer Kalex-Pilot auf seine 12 denkwürdigsten Rennen zurück.
GP von Deutschland, 2002
«Mein erster Grand Prix in der 125er-Klasse – eine schöne Erinnerung. Ich war 15 Jahre alt und bei meinem GP-Debüt extrem nervös. In der Qualifikation überholte mich der amtierende Weltmeister Manuel Poggiali aussen herum. Ein solches Überholmanöver ist schon bemerkenswert. In diesem Moment kapierte ich, dass ich noch ein Niemand war.»
GP von Tschechien, 2003
«In diesem Rennen fuhr ich zum ersten Mal in der Spitzengruppe mit. Das gab mir Selbstvertrauen. Dann stürzte vor mir der Spanier Pablo Nieto. Ich konnte nicht mehr ausweichen und fuhr über dessen Töff. Dabei katapultierte es mich durch die Luft – ein spektakulärer Abflug. Es war mein erster schlimmer Sturz als Rennfahrer. Er verlief zum Glück glimpflich.»
GP von Katalonien, 2003
«Mein erster Podestplatz. Ich wurde hinter Daniel Pedrosa, WM-Leader in der 125er-Klasse, Zweiter. Mir fehlen auch heute noch die Worte, dieses Ergebnis zu beschreiben. Ich hatte das Rennen vom 14. Startplatz aus in Angriff genommen und mich in der Folge Runde um Runde nach vorne gearbeitet.»
GP von Frankreich, 2005
«Mein erster Grand-Prix-Triumph, den ich hier nicht weiter beschreiben muss. Es war ein überlegener Start-Ziel-Sieg. Nach dem Rennen wurde ich von meinen Emotionen übermannt.»
GP von Australien, 2005
«Die Strecke auf Phillip Island gilt als extrem schnell. Die Experten waren sich vor dem GP einig, dass es fast unmöglich sein würde, vorne wegzufahren, weil sich die Konkurrenten im Windschatten stets ‹heransaugen› konnten. Mir gelang ein perfektes Rennen. Ich konnte dem Feld davonfahren und hatte am Schluss mehr als zweieinhalb Sekunden Vorsprung.»
GP von Valencia, 2005
«Das Weltmeister-Rennen – Wahnsinn! Die Ausgangslage war speziell. Ich hatte im WM-Klassement 23 Punkte Vorsprung auf den zweitplatzierten Mika Kallio. Ich wusste also, dass ich mindestens 14. werden musste, sollte der Finne das Rennen gewinnen – und davon ging ich aus. Deshalb habe ich mich aus sämtlichen Zweikämpfen herausgehalten, um das Risiko eines Ausscheidens so gering wie möglich zu halten. Ich habe Gegner absichtlich vorbeigelassen, um allein unterwegs zu sein. Am Schluss bin ich Neunter geworden.»
GP von Indianapolis, 2008
«Im Training bin ich fürchterlich gestürzt. Ich schlug mit Arm und Kopf auf, verlor das Bewusstsein. Ich rutschte über den Asphalt. Dabei zog es mir die Hand unter den Brustkorb, der Handschuh wurde aufgerissen. Ich hatte eine tiefe Wunde am linken Daumen und musste auf das Rennen verzichten. Da es am Renntag stürmte, fand das 250er-Rennen nicht statt. So verlor ich wenigstens keine Punkte.»
GP von San Marino, 2010
«Ein trauriger Grand Prix. Über meinen dritten Platz konnte ich mich nicht freuen. In diesem Rennen verunglückte Shoya Tomizawa tödlich. In meiner Wohnung steht eine Vitrine mit dem Pokal von Misano. An der Trophäe lehnt zu Ehren von Tomizawa ein Aufkleber mit seiner Nummer. Auf einem Tüechli liegt auch ein Bild von ihm mit der Unterschrift.»
GP von Australien, 2010
«Eine Möwe streifte meine Schultern, ich war mit über 200 Stundenkilometern unterwegs. Sie kam wie ein Geschoss daher – und überlebte den Zwischenfall.»
GP von Malaysia, 2011
«Dieses Rennen wurde von einer Tragödie überschattet. Moto-GP-Pilot Marco Simoncelli, ein guter Kollege aus gemeinsamen Pocket-Bike-Zeiten, starb bei einem Unfall. Zuvor hatte ich das Rennen in meiner Klasse gewonnen. Als ich die Todesnachricht erhielt, wurde alles nebensächlich. Auch wenn ich nicht weiter auf solche Unfälle eingehen möchte, führen sie einen vor Augen, wie gefährlich unser Sport sein kann.»
GP von Japan, 2014
«Der GP in Motegi bildete den Auftakt zu den Überseerennen. Ich fühlte mich sehr stark und feierte einen Start-Ziel-Sieg. Es war die Erlösung nach einem schwachen Saisonstart.»
GP von Valencia, 2014
«Einer der emotionalsten GP. Ich gewann das letzte Rennen unter Teamchef Daniel Epp. Mein Erfolg war die Belohnung und das Abschiedsgeschenk an eine grossartige Equipe.»