Motorrad - Tom Lüthi beschäftigt den GP-Zirkus
Tom Lüthi (26) sorgt bei den Tests in Jerez für Gesprächsstoff. Kehrt er vielleicht doch vor dem dritten Rennen ins WM-Geschäft zurück?
Tom Lüthi ist nicht in Jerez. Er arbeitet daheim in der Schweiz intensiv an seinem Comeback: Um nach der Ellenbogen- und Schulteroperation (unverschuldeter Trainingssturz Mitte Februar) so schnell wie möglich wieder fit zu werden.
Aber sein komplettes Team samt Laster und Töff und Manager Daniel M. Epp ist in Jerez. Lüthis Ersatzmann Sergio Gadea fährt die Tests und die Rennen, bis Tom Lüthi zurück ist. Aber der Spanier knattert hoffnungslos hinterher. Nach drei von vier Testtagen hat er auf Rang 29 mehr als drei Sekunden Rückstand auf die Bestzeit.
Lüthis Material schon beim ersten GP vor Ort
Daniel M. Epp sagt, offiziell sei damit zu rechnen, dass Tom frühestens fürs dritte Saisonrennen am 5. Mai in Jerez zurückkehren kann. «Aber wir nehmen seine Maschine, seinen Helm, sein Kombi und seine Stiefel, die gesamte Ausrüstung mit zum ersten Rennen nach Katar.»
Der Saisonstart im Morgenland ist bereits am 7. April. Ist Lüthi also vielleicht doch zum Saisonstart fit? «Nein, davon gehen wir nicht aus», sagt Epp gegenüber 20 Minuten Online. «Diese Chance ist sehr klein. Aber wir nehmen trotzdem alles mit nach Katar. Wenn Tom doch fahren kann, dann muss er nur das Flugticket lösen. Alles wird bereit sein. Wir werden auch fürs zweite Rennen in Texas am 21. April alles vor Ort für ihn bereithalten. Sergio Gadea weiss, dass er sofort gehen muss, wenn Tom zurückkehrt.»
Die Kisten für den Abtransport nach Katar werden bereits hier in Jerez gepackt, werden dann von Katar nach Texas geflogen und Anfang Mai zurück nach Jerez. Die Teams lassen ihre Laster jetzt nach den Tests bis zum GP am Wochenende des 5. Mai gleich in Jerez stehen.
Die Hoffnung stirbt zuletzt
Es ist ein Novum in der Schweizer Töffgeschichte: Ein Team nimmt alles für einen Piloten mit auf eine Weltreise, der vielleicht nicht kommt und auf dieser Weltreise nach Katar und Amerika ein Phantom bleibt. Aber so ist es in diesem Geschäft: Wenn nur eine kleine Hoffnung besteht, wird alles getan. Am Ende einer langen Saison mit 17 Rennen entscheiden vielleicht weniger als 20 Punkte den Titelkampf. Was, wenn Tom vier Tage vor Saisonbeginn sagt, er könne fahren. Zwar noch nicht um den Sieg, aber um ein paar Punkte um den 10. Platz herum einzusammeln. Es wäre unverzeihlich, wenn er dann nicht fahren könnte, weil seine Ausrüstung nicht mehr rechtzeitig nach Katar oder Amerika gebracht werden kann.
Daniel M. Epp sagt, im Idealfall sei Tom Lüthi fürs dritte Rennen am 5. Mai topfit. «Dann könnte er gleich vorne mitfahren. So als wäre nie etwas vorgefallen.» Toms Mechaniker, die jetzt für Ersatzfahrer Sergio Gadea (28) arbeiten, sind durchwegs optimistisch und sie schliessen nicht aus, dass Tom sein Comeback schon vor dem 3. Rennen geben wird.
Tom Lüthis Herausforderer Dominique Aegerter (22) reagiert auf diese Aufregung um das «Phantom in der Töff-Oper» und dieses ganze «Gänseblümchen-Zupfen» (er kommt, er kommt nicht, er kommt, er kommt nicht) leicht verärgert. «Wenn Lüthi nicht fährt, dann fährt er nicht. Es ist Zeit, sich mit den Piloten zu befassen, die da sind und nicht mit jenen, die vielleicht kommen werden.»