Moog Worb: Neuer Wein in alten Fässern - aber wenigstens in sauberen
Die Worber Firma Moog Cleaning Systems gehört zu den Weltmarktführern für Weinfassreiniger.
Wer mit dem RBS-Bähnli in Worb einfährt, dem springt es ins Auge; das Firmenlogo von Moog Cleaning Systems. In grossen roten Lettern prangt der Schriftzug am zweigeschossigen Industriebau am Dorfeingang. Auf die prominente Werbung angesprochen, strahlt Moog-Geschäftsführer Riccardo Decker: «Das haben wir erst vor kurzem dort angebracht.» Und schon bald wird es ersetzt. Denn: «Im Oktober feiern wir unser 45-jähriges Bestehen», sagt Decker voller Vorfreude. «Und zum Jubiläum gönnen wir uns ein neues Erscheinungsbild.» Wie das aussehe, sei aber noch «top secret».
An die Anfänge vor 45 Jahren erinnert heute beim Spezialisten für Hochdruckreiniger kaum mehr etwas. 1968 hatte Peter Moog in seiner Garage und Waschküche mit zwei Mitarbeitern damit begonnen, Hochdruckreiniger zu entwerfen und zu produzieren. Heute sind solche Apparate Handelsware, die das Unternehmen zwar noch unter dem eigenen Namen vertreibt, aber nicht mehr selber herstellt. Decker ist sich bewusst: «Bei der Produktion solcher Standardgeräte können wir mit den grossen Konkurrenten nicht mithalten.»
Der Wein als Tor zur Welt
Als Produzent von Nischenprodukten ist Moog dagegen äusserst erfolgreich. In einer Nische fühlt sich die Worber Gesellschaft besonders wohl: Sie baut die «besten» Reinigungssysteme für Weinfässer. Stolz sagt Decker dazu: «In Frankreich - dem Mutterland des Weins - haben wir auf dem Gebiet einen Marktanteil von rund 70 Prozent.» Das Gerät funktioniert denkbar einfach: Es spült das Fass mit einem rotierenden Spritzkopf zuerst mit kaltem, dann mit warmem Wasser aus - natürlich alles mit Hochdruck. Zum Schluss dampft der Apparat das Fass aus; «für die Hygiene», erklärt Decker. Der ganze Vorgang dauert nur wenige Minuten.
Auch ausserhalb von Europa sind Moogs Fassreiniger gefragt. «Wir verkaufen eigentlich überallhin, wo Wein angebaut wird», erzählt Decker: «USA, Südafrika, Chile, Libanon und sogar nach China.» Der Zufall will es, dass ein entfernter Verwandter von Firmengründer Peter Moog nach Australien ausgewandert ist und dort diverse Gerätschaften für die Weinproduktion vertreibt. Natürlich hat er auch das Produkt aus Worb im Sortiment.Mit dem Verkauf von Weinfassreinigern erwirtschaftet Moog zwar nur rund ein Fünftel der über fünf Millionen Franken Jahresumsatz. Trotzdem sind sie laut Decker massgeblich für den Erfolg des Unternehmens verantwortlich: «Über den Wein sind wir ins internationale Geschäft vorgestossen. Und bald werden wir die Hälfte des Umsatzes im Export machen.»
Emmi, Haco und Toblerone
Leidet denn der Absatz im Ausland nicht unter dem starken Franken? Decker verneint: «Interessanterweise war es genau umgekehrt: In der Schweiz bieten die europäischen Konkurrenten grosszügige Eurorabatte; da haben wir Mühe, mitzuhalten. Im Ausland dagegen sind die Kunden bereit, für Schweizer Qualität etwas mehr zu bezahlen.» Im Jahr 2009 habe Moog die Krise dennoch deutlich gespürt, nun laufe das Geschäft aber wieder rund.
Die Worte Krise und Wachstumsschwäche braucht der Moog-Geschäftsführer nur selten. Für ihn ist die Marschrichtung seines Unternehmens klar: Es wird weiter vorwärtsgehen. «Mit unseren Behälterreinigern - zu denen auch die Fassreiniger zählen - machen wir derzeit rund 40 Prozent des Umsatzes. Ich denke, wir haben auf diesem Gebiet in den nächsten Jahren bedeutendes Wachstumspotenzial.»Im Auge hat das Unternehmen speziell die Lebensmittelindustrie. Zwar haben die Worber mit Emmi in Ostermundigen, Haco in Gümligen, Wander in Neuenegg und dem Toblerone-Werk in Bern bereits namhafte Kunden aus der Branche gewonnen. Dennoch ist das erst der Anfang. «Beim Wein haben wir das perfekte System entwickelt. Im Nahrungsmittelbereich mussten wir in den letzten Monaten zuerst die Bedürfnisse der Kunden kennen lernen», räumt Decker ein. Die Wachstumsstrategie ist mit ein Grund, dass Moog Anfang Jahr die Aktivitäten des Mitbewerbers Firo Cleaning Systems aus Rothrist übernommen hat. Dessen Kunden kommen vor allem aus der Pharma- und eben der Nahrungsmittelbranche.Auch im Segment Anlagebau rollt derzeit der Rubel: Dort baut Moog auf Kundenwunsch individuelle Apparate; etwa für die BLS einen automatischen Abfallkübelreiniger. «In dem Bereich rennen uns die Kunden die Bude ein», sagt Decker zufrieden. «Wir haben hier heute schon die Jahresziele erfüllt.»
Der Gründer schaut noch vorbei
Mit so viel Rückenwind verkraften es die Worber, dass die Nachfrage nach ihren Autowaschplätzen seit einigen Jahren stockt. «Früher haben wir unsere Waschplätze sogar exportiert», so Decker. Überraschenderweise stehen vor allem in Portugal viele Waschanlagen von Moog. Deckers Erklärung dafür: «Wir hatten früher zwei portugiesische Gastarbeiter. Als sie in ihr Land zurückkehrten, installierten sie dort bis ins Jahr 2003 gegen 200 Waschplätze.»
«Dass Moog ein echtes Familienunternehmen ist», antwortet Decker auf die Frage, was er an seinem Betrieb besonders schätze. Monica Moog, die Tochter von Firmengründer Peter Moog, leitet den Verwaltungsrat. Seit Neustem sitzen auch ihre Kinder im Gremium. Auch Peter Moog selber lässt es sich trotz seines hohen Alters nicht nehmen, regelmässig im Geschäft vorbeizuschauen. Um sein Unternehmen und dessen 27 Angestellte braucht er sich für die Zukunft allerdings kaum Sorgen zu machen.