Monika Siegrist von "Gsund & Gnuss": "Wenn ich jung wäre, würde ich den Laden übernehmen"
Seit 2002 führt Monika Siegrist den Reform- und Bioladen "Gsund & Gnuss" in der Worber Meienhofstatt. Ende Jahr geht sie in Pension. Bleibt der Laden erhalten?
Auf 107 Quadratmetern verkauft Monika Siegrist rund 2500 Produkte. "Wenn man will, kann man hier alles haben, von den Frischprodukten über Schnaps bis zum Toilettenpapier", sagt sie. Der Laden ist gut in Schuss. Hell, freundlich und übersichtlich präsentiert sich das Sortiment.
Die Kundschaft ist jünger geworden
Auch an Kundschaft fehlt es dem Laden nicht, teilweise kommt diese sogar aus Bern. "In den letzten Jahren sind die Kunden und Kundinnen immer jünger geworden, und auch junge Familien kaufen hier ein, weil sie überzeugt sind von den Produkten", sagt Siegrist. Zudem glaube sie, von den neuen Siedlungen in Worb auch neue Gesichter im Laden gesehen zu haben. Auch der Rückgang an Kundschaft während der Worber Verkehrssanierung – ihr Umsatz sei währenddessen 15 Prozent weniger gewesen – erhole sich langsam wieder.
"Jemand Junges kann hier Gas geben", ist Siegrist überzeugt. Wäre sie selber jetzt jung, würde sie den Laden sofort übernehmen, sagt sie. "Man könnte hier Vieles machen, zum Beispiel mit der Dekoration oder Events", meint sie. "I säuber ma nüm."
Bio-Produkte aus Überzeugung
36 Jahre lang war sie selbstständig, zuerst in Bern, 2002 eröffnete sie mit einer Freundin den Laden in Worb. Die ersten Jahre seien schwierig gewesen, blickt Siegrist zurück. "Wir mussten jedes 'Füfi' kehren", erinnert sie sich.
Obwohl der Laden unterdessen gut läuft, weiss Siegrist, dass man vor allem von den Produkten überzeugt sein muss, damit man damit glücklich wird. "Ein eigener Laden ist arbeitsaufwändig, der Verdienst ist nicht gross und die Arbeitszeiten sind lang", sagt die 64-Jährige. Dafür geniesse sie als Ladeneigentümerin die Freiheit, selbst über ihr Sortiment zu entscheiden. "Es war mir immer wichtig, dass ich hinter meinen Produkten stehen kann", sagt sie.
Interesse besteht
Interesse am Laden ist da. Derzeit sei sie mit zwei Interessierten im Gespräch, die den Laden gemeinsam führen würden. Falls der Verkauf letztendlich doch scheitert, gibt es im Januar 2020 Ausverkauf.
Bis dahin freut sich Siegrist auf die Pension. "Ich möchte das Leben geniessen", sagt sie aus voller Brust. Wandern, malen, die Wohnung ausmisten und auffrischen, vielleicht einen Volkshochschulkurs besuchen und vor allem mehr Zeit für ihre Beziehungen haben.
Siegrist: "Ich werde in Worb einkaufen"
Die Zeit im Laden in Worb sei aber eine schöne gewesen, sagt Siegrist rückblickend. Besondere Freude habe sie immer an der guten, herzigen Kundschaft gehabt. "Hier auf dem Land ist es viel angenehmer als in der Stadt", sagt sie. Die Kundinnen und Kunden würden sich hier gegenseitig viel rücksichtsvoller behandeln. Ihre Kundschaft wird sie denn auch vermissen. "Ich weiss viel Persönliches über sie", sagt sie, die den Einkaufenden gerne am runden Tischli vor dem Weinregal einen Kaffee anbietet und einen Schwatz mit ihnen hält.
Dieser Kontakt muss nicht unbedingt abbrechen. Siegrist will den Weg von Bern, wo sie wohnt, nach Worb nämlich auch weiterhin auf sich nehmen: "Wenn der Laden weiterbesteht, werde ich sicher hier einkaufen und nicht zur Konkurrenz gehen", sagt sie lachend.