Mobilnetz Konolfingen: Steinzeit-Empfang im 5'000-Seelen-Dorf

Die Gemeinde Konolfingen befindet sich in der Mobilfunk-Steinzeit. Ob für die private oder gewerbliche Nutzung - der Handy-Empfang ist für viele der rund 5‘000 Einwohnerinnen und Einwohner von Konolfingen zu einem Reizwort und für die Gemeinde zu einem ernst zu nehmenden Ärgernis geworden. Am Eingang zum Emmental lässt das Mobile-Zeitalter auf sich warten.

Sven Allenbach, info@bern-ost.ch

Die Entdeckung des Feuers vor 1,5 Millionen Jahren war die erste und vielleicht auch die wichtigste Entdeckung der Menschheit. Lebensmittel konnten gegart und haltbar gemacht werden, die Besiedlung von kälteren Regionen wurde möglich gemacht und nicht zuletzt diente der Rauch des Feuers als Kommunikation über grössere Distanzen.
 

Rauchzeichen müssen die Einwohnerinnen und Einwohner von Konolfingen zwar nicht mehr  geben, jedoch sorgt die Nicht-Erreichbarkeit über das mobile Netz für rauchende Köpfe in der Gemeinde. Egal ob über die Anbieter Swisscom, Sunrise oder Orange,  ob innerhalb eines Gebäudes oder ausserhalb - der Handy-Empfang in Konolfingen ist miserabel: „Es ist nicht einmal möglich in der Wohnung ein SMS zu schreiben“, so Markus G.*, der im Tonisbach-Quartier wohnt. „Ständig muss ich schauen wo ich Empfang habe. Es ist auch ausserhalb der Wohnung kaum möglich ein Gespräch ohne Unterbruch zu führen. Nicht einmal in der Badi hat man Empfang. Da ich auch zeitweise von Zuhause aus arbeite, ist diese Nicht-Erreichbarkeit besonders ärgerlich.“ Für Markus G.* ist dieser Zustand unverständlich - gerade in der heutigen Zeit, wo viele Leute keinen Festnetzanschluss mehr haben.
   

Der wirtschaftliche Aspekt
  

„Kein Empfang unter dieser Nummer“, müsste die automatische Antwort für viele Konolfingerinnen und Konolfinger lauten. Doch viele Angestellte müssen heutzutage auch ausserhalb der Geschäftszeiten auf dem Handy erreichbar sein. Beispielsweise für Pikett-Dienste: „Wir verlangen ja nicht einmal ein 3G auf dem Handy-Display. Ich bin froh wenn überhaupt schon ein E erscheint! In der Wohnung ist Telefonieren über das mobile Netz schlicht unmöglich. Manchmal erfahre ich erst zwei Tage später, dass mich jemand versucht hat geschäftlich anzurufen“,  so Stefan M.*, der seit eineinhalb Jahren in einer Eigentumswohnung in Konolfingen wohnt.
   
Noch weiter geht Tanja Z.*, welche ebenfalls seit eineinhalb Jahren in Konolfingen lebt und geschäftlich nur über das Handy erreichbar ist. „Wenn wir bei Vertragsabschluss beim Kauf unserer Wohnung auf die Problematik bezüglich mobilen Empfang aufmerksam gemacht worden wären, hätten wir unseren Entscheid nach Konolfingen zu ziehen wohl noch einmal überdenkt.“ Bei ihr persönlich hat der Wechsel von Swisscom zu Orange keine Besserung gebracht.
  
Die Gemeinde unterstützt Lösungen
 
Auch dem Gemeindepräsident Daniel Hodel ist das Mobilfunkloch Konolfingen bestens bekannt. „Es ist kaum möglich bei uns ein Gespräch über das Handy zu führen ohne dabei unterbrochen zu werden. Egal mit welchem Anbieter telefoniert wird.“ Auch dem Gemeindepräsident ist die Problematik ein Dorn im Auge. „Die Swisscom und Sunrise sind daran einen Standort für den Bau einer neuen Natelantenne zu prüfen.  Dies braucht seine Zeit. Denn Grundstücks- und Liegenschaftsbesitzer müssten für einen Bau zuerst ihre Einwilligung geben.“
 
Was die Arbeitszonen anbelangt in Konolfingen können keine Einsprachen gemacht werden. Diesbezüglich wurden bereits entsprechende Massnahmen von der Gemeinde getroffen. Auch sonst ist die Gemeinde bestrebt, möglichst rasch eine Verbesserung des mobilen Empfangs möglich zu machen. „Wir hoffen noch in diesem Jahr auf ein entsprechendes Baugesuch der Swisscom für eine neue Natelantenne“, so Daniel Hodel.
 

Bis sich die Situation in Konolfingen verbessert hat, wird es noch viele frierende Handy-Nutzer geben, die ihre Gespräche im Freien abwickeln müssen und noch einige rauchende Köpfe welche sich über das Mobilfunkloch ärgern. Doch die Rückkehr zu den Rauchzeichen - das kann sich im Handy-Zeitalter nun niemand mehr wirklich vorstellen.

 

*Namen der Redaktion bekannt.

 

Am Samstag auf Bern-OST: Das sagen die Mobilfunkanbieter


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Erstellt: 27.09.2013
Geändert: 27.09.2013
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