Männer-Slalom - Ziel ist die fehlerfreie US-Premiere

Luca Aernis Schwung ist schnell, des Grosshöchstetters Konstanz steigerungsfähig. Am Sonntag strebt der 21-Jährige einen Top-Ten-Platz an.

Micha Jegge, Beaver Creek, Berner Zeitung BZ

Skirennfahrer sind Weitgereiste. Kommen schon in frühen Jahren zumindest in der westlichen Welt herum, jedenfalls in deren beschneitem Teil. So erstaunt es ein wenig, dass Luca Aerni im Hotel des Swiss-Ski-Teams zu Beaver Creek konstatiert, als Sportler befände er sich erstmals in den USA. Der Berner strebt im sonntäglichen Slalom einen Top-Ten-Platz an – wohl wissend, dass sich einiges zu seinen Gunsten entwickeln muss, damit die Vorstellung real werden kann. Der zehnte Rang von Wengen stellt sein Saisonbestergebnis dar, bei den Klassikern in Kitzbühel und Schladming blieb er auf der Strecke. Wobei er in letzterem, dem «Nightrace» vor über 40 000 Zuschauern, im obersten wie im untersten Abschnitt sehr schnell unterwegs war. Der Fehler im Mittelteil jedoch – Aerni kam quasi zum Stillstand – kostete ihn die Qualifikation für den zweiten Lauf.

Yule, der perfekte Massstab

Aerni ist 21-jährig, er ist zwar nicht so weit gereist wie andere, aber bereits mit unschönen Begleiterscheinungen des Skirennsports konfrontiert worden. Ende Juli erlitt der Slalomspezialist aus Grosshöchstetten einen Bandscheibenvorfall, was den zu diesem Zeitpunkt nominell besten Stangenakrobaten des Landes entscheidend zurückwarf. Als er Mitte November im finnischen Levi zur Saisonouvertüre antrat, hatte er sieben Schneetage in den Beinen; normal sind 40 bis 50. An eine Fortsetzung des rasanten Aufstiegs – vor Jahresfrist hatte er in Kitzbühel überraschend Platz 5 belegt – war in den ersten Wettkämpfen nicht zu denken. Aerni jedoch kämpfte sich wieder heran, belegte unmittelbar vor Weihnachten Rang 24 in Madonna di Campiglio, fuhr nach der Bescherung in Adelboden auf Platz 19.

Vor der WM gehörte er zum Kreis potenzieller Teamevent-Teilnehmer. Der Berner winkte ab; er will die wiedergefundene Schmerzfreiheit nicht mit zusätzlicher Belastung aufs Spiel setzen. Derweil seine Kollegen das Bald-Happening auf Platz 4 beschlossen, bereitete er sich mit Daniel Yule im nahen Aspen auf das erste WM-Rennen in seiner Karriere vor. Yule, Sohn schottischer Immigranten, ist die neue Nummer 1 im helvetischen Slalomteam – zwar nicht schneller als sein Vorgänger, dafür ungleich konstanter. Aerni sagt denn auch, Yule sei der ideale Massstab. «Bin ich im Training an ihm dran, bin ich gut.» Und: Eigentlich ist am Sonntag mein Kernziel, keinen Fehler zu machen.» Weil er, sofern dies gelinge, automatisch eine ansprechende Zeit erreichen werde.

Als Tourist war Aerni vor ein paar Jahren schon einmal in den USA, unter anderem weilte die Familie in Las Vegas. Das Glück hat der Filius damals ganz sicher nicht aufgebraucht, Teenagern ist Zocken nicht erlaubt. Am Sonntag jedoch wird der Twen in Beaver Creek alles auf eine Karte setzen. Ein bisschen Glück könnte er dabei gut gebrauchen.


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Erstellt: 14.02.2015
Geändert: 14.02.2015
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