Lokalzeitung: Biglen druckt neu in Langnau
Der Gemeinderat lässt den «Biglebach» nun in Langnau herstellen. Bislang besorgte dies eine Firma, deren Besitzer im Dorf wohnen. Nicht alle Einwohner sind mit dem Entscheid einverstanden.
Simon Marti, Berner Zeitung BZ
Wer wissen will, was in Biglen vor sich geht, wirft einen Blick ins monatliche Lokalblatt «Biglebach». Darin informieren die Gemeindebehörden über Bauvorhaben, Schulferien, Hundetaxen und einiges mehr. Daneben findet sich Platz für Berichte und Bilder diverser sportlicher und kultureller Anlässe. Jahrelang wurde die 1000 Exemplare starke Auflage jeweils in Münsingen bei der Firma Eggimann + Cie gedruckt, deren Besitzer seit Jahrzehnten in Biglen wohnen.
Seit Juli aber druckt die Vögeli AG in Langnau die Zeitung. Ferdinand Zürcher, Gemeindeschreiber und Redaktor des «Biglebach», erklärt, warum Biglen den Auftrag anderweitig vergeben hat: «Im März setzte der frisch gewählte Gemeinderat eine Arbeitsgruppe ein, die den Inhalt und das Erscheinungsbild des Blattes überprüfen sollte.» Dabei habe man festgestellt, dass bei der Lancierung des Blattes 1996 keine Offerten von anderen Druckereien eingeholt worden waren und der Auftrag direkt an Eggimann + Cie gegangen war. «Das hat der Gemeinderat in diesem Frühling nachgeholt.» Neben Eggimanns, die eine neue Offerte vorlegten, sei als zweite Firma die Vögeli AG kontaktiert worden, so Zürcher weiter.
Finanzielle Überlegungen
Dabei erwiesen sich die Langnauer als günstiger. «Je nach Grösse der verschiedenen Ausgaben spart Biglen zwischen 4000 und 8000 Franken pro Jahr», sagt Zürcher. Neu würde die Zeitung die Gemeinde jährlich rund 25 000 Franken kosten. Das habe den Ausschlag für den Wechsel der Druckerei gegeben.
Dieser Entscheid stösst in Biglen aber nicht auf unbeschränkte Zustimmung. Die ehemalige Gemeinderätin Ruth Jungen warf in einem Leserbrief, natürlich im «Biglebach», dem Gemeinderat einen Mangel an dörflicher Solidarität vor. Schliesslich würden auch bei Bauaufträgen örtliche Betriebe berücksichtigt. Die Eggimanns betrieben zwar ihre Druckerei in Münsingen, schreibt Jungen weiter, sie seien aber schon seit Generationen in Biglen ansässig. Nachdem sie sich erst zur Sache geäussert hatte, entschied sich Ruth Jungen aber, dieser Zeitung gegenüber keine weitere Stellungnahme abzugeben. Sie habe nie ein derartiges Echo provozieren wollen, teilt sie mit. Dabei steht sie mit ihrer Meinung nicht alleine. Markus Wehner, ehemaliger Gemeindepräsident und ebenfalls Redaktor beim «Biglebach», sagt, dass viele Leute im Dorf den Wechsel kritisch beurteilen. Genau wie er: «Ich verstehe nicht, warum wir nicht mehr bei Eggimanns drucken. Wir hatten nie Probleme mit dieser Druckerei.»
Solidarität und Wettbewerb
Heiner Eggimann, Patron der gleichnamigen Druckerei, gibt sich ob des Entscheids des Gemeinderates zugeknöpft. «Dem Leserbrief von Frau Jungen möchte ich eigentlich nichts mehr hinzufügen», meint er. «Für uns war der Auftrag wirtschaftlich bedeutsam. Für die neue Druckerei ist er Peanuts. Aber ich bin auch ein Verfechter der freien Marktwirtschaft. Wir müssen mit dem Entscheid leben.» Gemeindeschreiber Zürcher kann verstehen, dass nicht alle mit dem Entschluss einverstanden sind. «Der Gemeinderat hat sich die Entscheidung nicht leicht gemacht. Zudem sind auch die ortsansässigen Gewerbler dem Wettbewerb ausgesetzt. Es kann keine Garantie für Aufträge geben.»