Loch, Bruch, Kurzschluss: Mit Gratis-Reparaturen gegen Abfallberge
Manchmal braucht es nur ein paar Handgriffe – und das spukende Handy oder das zerbrochene Spielzeug ist geheilt. Das wollten Rolf Bühler und sein Team letzten Samstag am ersten Repair Café in Grosshöchstetten den Leuten zeigen. Ein gutes Dutzend Profis standen den Hilfesuchenden bei der Reparatur ihrer Haushaltsgegenstände mit Rat und Tat zur Seite. Mit Erfolg.
Der Eierkocher schaltet sich nicht mehr ein – ab in die Tonne damit? Besser ins Recycling, denn die Abfallberge sollte man der Umwelt zuliebe möglichst klein halten. Denkt man. "Recyclen ist die schlechteste Variante", sagt Rolf Bühler, Präsident des Vereins Repair Café Grosshöchstetten. Besser sei es, Kaputtes zu flicken und weiterzuverwenden. Darum lud der Verein letzten Samstag zum ersten Repair Café in Grosshöchstetten. "Wir möchten den Leuten zeigen, dass es gar nicht so kompliziert in einem Gerät ist, wie man denkt", sagt er. Das Angebot stiess auf Anklang: Rund 50 Personen besuchten den Anlass.
Über 60 Artikel angenommen
Der Verein wurde letzten November gegründet und zählt ein gutes Dutzend Mitglieder. "Sie haben am Samstag in verschiedensten Disziplinen Reparaturen vorgenommen", so Bühler. Bringen konnte man fast alles, was ein Haushalt hergibt: "Elektrogeräte, Spielsachen, Smartphones, Tablets, Textilien, Bücher", zählt Bühler auf. Die Bibliothek machte extra ihre Türen auf, damit die Leute dort ihre Bücher flicken lassen konnten.
48 Reparaturaufträge mit etwas über 60 Artikeln hat der Verein entgegengenommen. "Es kam die ganze Bandbreite an Sachen", sagt Bühler. Etwa Textilien, Lampen, Mixer, ein Modellhelikopter, ein Filmprojektor, Spielsachen. "Jemand brachte einen wertvollen Wienerstuhl, den er im Holzwerkraum der Schule flicken lassen konnte", so Bühler. Der Kunde komme nächstes Mal wieder mit weiteren solchen Stühlen und flicke sie dann selbständig. Er wisse nun, wie das geht.
Das entspricht dem Ziel des Anlasses: "Die Grundidee des Repair Cafés ist Hilfe zur Selbsthilfe", sagt Bühler. So seien die Besucher:innen eingeladen, bei den Reparaturen unter Anleitung mitzuhelfen. Aber: "Wenn Leute mit komplizierten Sachen kommen, verweisen wir sie ans lokale Gewerbe. Wir legen Wert darauf, dass wir dieses nicht konkurrenzieren." So wurden am Anlass etwa keine Kaffeemaschinen und E-Bikes geflickt und keine grösseren Näharbeiten gemacht.
Das Meiste konnte geflickt werden
Der Verein ist mit dem Anlass zufrieden. "Das Team war hochmotiviert ob der vielen Erfolgserlebnisse. Es hatte ein paar recht knifflige Sachen dabei", sagt Bühler. Sie, die flickten, wüssten teilweise auch nicht, wie etwas funktioniere. "Aber das lassen wir uns nicht anmerken", schmunzelt er. Die Flickenden hätten sich auch gegenseitig zu Rate gezogen. 80 Prozent der gebrachten Ware konnte repariert werden.
Der Anlass kam an
Besucher:innen jeden Alters hätten das Repair Café besucht. "Es kamen Leute mit Kindern, die interessiert zuschauten, wie Sachen auseinandergebaut wurden", so Bühler. Aber auch Senior:innen hätten teilgenommen. Die Leute seien dosiert gekommen, sodass es kaum Wartefristen gegeben habe. Auch die Cafeteria sei genutzt worden. "Die Leute haben das geschätzt." Besonders der Kuchen, den jemand vom Verein gebacken habe, sei gut angekommen.
Insgesamt stünden die Leute dem Repair Café sehr positiv gegenüber, sagt Bühler. "Sie haben gelobt, dass man das macht." Viele hätten das Konzept von anderen Orten gekannt. Etwa von Burgdorf. In der Region Bern-Ost fanden bereits in Münsingen, Konolfingen, Oberdiessbach und Stettlen Repair Cafés statt (BERN-OST berichtete).
Zweite Ausgabe im Juni
Der nächste Termin für das zweite Repair Café in Grosshöchstetten steht schon fest: Es findet am Samstag, 17. Juni statt. "Wir hoffen wieder auf so positiven Zulauf", sagt Bühler. Auch dann wird es wieder im Märitpintli und den Holz- und Metallwerkräumen der benachbarten Schulen, stattfinden. Die Gemeinde stellte diese Räume dem Verein bereits dieses Mal zur Verfügung.
[i] Weitere Infos gibt es hier.