Linden - Wird hier bald nach Gas gebohrt?
Beim Kanton sind zwei Schürfgesuche eingegangen. Zwei Energiefirmen vermuten im Gebiet Linden-Thun grössere Gasvorkommen und buhlen um die Nutzung von Erdgas und Erdwärme. Noch ist nicht klar, ob die Mengen kommerziell genutzt werden können.
David Oesch, Berner Zeitung BZ
«Es ist noch nicht einmal klar, ob überhaupt je gebohrt wird», versucht Christian Häring, Projektleiter bei Geo Explorers, die Pläne zu relativieren. Seit im «Berner Landboten» publik gemacht wurde, dass gleich zwei Energiefirmen in Linden nutzbare Gasvorkommen vermuten, brodelt es in der Gerüchteküche. Wird Linden bald zur Hochburg für Erdgas in der Schweiz? Geo Explorers und die Seag (AG für schweizerisches Erdöl) vermuten in Linden konventionelles Gas und Schiefergas. Beide haben eine Schürfbewilligung beantragt. Der Kanton kann aber nur eine Lizenz vergeben.
Konflikt um Schürfrechte
Der Kanton hat vorgeschlagen, dass sich die Konkurrenten zusammenschliessen. Dass wegen Uneinigkeit ein zeitraubendes Beschwerdeverfahren eingeleitet wird, wollen alle Parteien verhindern. Zu gross ist das Potenzial, das unter der Erde in Linden schlummert. «Es gibt ein gemeinsames Bestreben», erklärt Christian Häring zu den Verhandlungen. «Der Teufel liegt aber im Detail.» Das sieht auch Seag-Geschäftsführer Conrad Frey ähnlich. «Wir sind für eine Zusammenarbeit», versichert er. Doch auch er verweist auf die laufenden Verhandlungen. Falls sich beide einigen können, wird ein gemeinsames Gesuch gestellt.
Bis aber die ersten Vibrotrucks in Linden anrollen und das Gestein untersuchen, dauert es noch. Prognosen werden nur vorsichtig gemacht. «Das Geschäft hat mich gelehrt, dass alles extrem unsicher ist.» Damit deutet Frey an, dass von heute auf morgen sicherlich keine Untersuchungen durchgeführt werden.
Technologischer Fortschritt
Dass in der Region fossile Brennstoffe vermutet werden, ist kein Geheimnis. «Man hat in Linden bereits vor 30 Jahren Erdgas gefunden», schildert Häring von Geo Explorers und fügt an, «nur wurde damals nach Erdöl gesucht, und niemand war sich der Energie von Erdgas bewusst.» Das Gas wurde abgefackelt (siehe Kasten). Heute wird weniger schnell gebohrt und zuerst ausführlich geforscht. Die Seag hat einen Partner aus den USA mit dem nötigen Know-how, der die Seismik und die Forschungsbohrungen leiten würde. Die Ausmessbarkeit hat sich so verbessert, dass mit seismischen Wellen mithilfe von Vibrotrucks geologische Strukturen bis in 10 Kilometer Tiefe erkannt werden können.
Skepsis in der Bevölkerung
Die Bevölkerung in Linden bleibt hingegen skeptisch. «Ich verstehe das grosse Interesse nicht», so Gemeindeschreiberin Jacqueline Weber. «Das Ganze ist so extrem wackelig, da sollte man noch nicht zu viel vorausplanen.» Die Erdölsuche sei in der Gemeinde trotzdem fest verwurzelt. «Da unten liegt was, das wissen wir in unserer Gemeinde seit den 80er-Jahren. Herangekommen ist man aber trotz etlichen Versuchen noch nie», bemerkt Weber.
Dass bei der vom Bundesrat angestrebten Energiewende Erdgas eine wichtige Rolle spielt, sind Frey und Häring gleichermassen überzeugt. «Erdgas ist die sauberste fossile Energie – das Potenzial ist riesig», ist sich Häring sicher. Der jährliche Gaskonsum in der Schweiz liegt bei 3,5 Milliarden Kubikmeter. Verluste fielen weg, falls das Gas lokal gewonnen würde. «Wir Schweizer importieren Gas aus Sibirien, auf dessen 4000 Kilometer langer Reise gut 15 Prozent verloren gehen», gibt Conrad Frey zu bedenken. Das Methan, das aus den undichten Pipelines ausströmt, ist schädlich für die Umwelt. «Mit einer lokalen Produktion fiele diese Verschmutzung weg», ist Frey überzeugt.
Geschichte: Ölfieber in den 1970er-Jahren
Im Herbst 1971 fuhren in Linden gewaltige Baumaschinen auf. Ein 50 Meter hoher Bohrturm aus Algerien wurde aufgestellt, und das massive Bohrgestänge begann zu drehen. Französische Spezialisten bohrten kilometertief und waren sich sicher: «In Linden gibt es Erdöl.» Für die Bohrungen zogen über vierzig Männer ins Dorf und schufteten in strenger Schichtarbeit. Im Dezember erschütterte ein riesiger Knall die Gemeinde – eine Erdgasblase wurde angestochen. Die Arbeiten mussten unterbrochen werden, und das Gas wurde abgefackelt. Nach erfolgloser Suche stiessen die Spezialisten nach 5446 Metern auf eine Salzschicht. Die Chancen, dass man darunter auf Erdöl stossen würde, waren intakt. Die Berner, mit 51 Prozent an der Firma beteiligt, hatten aber genug, glaubten nicht mehr an einen Erfolg. Das Risiko war zu gross, und die Arbeiten wurden gestoppt.
Konflikt um Schürfrechte
Der Kanton hat vorgeschlagen, dass sich die Konkurrenten zusammenschliessen. Dass wegen Uneinigkeit ein zeitraubendes Beschwerdeverfahren eingeleitet wird, wollen alle Parteien verhindern. Zu gross ist das Potenzial, das unter der Erde in Linden schlummert. «Es gibt ein gemeinsames Bestreben», erklärt Christian Häring zu den Verhandlungen. «Der Teufel liegt aber im Detail.» Das sieht auch Seag-Geschäftsführer Conrad Frey ähnlich. «Wir sind für eine Zusammenarbeit», versichert er. Doch auch er verweist auf die laufenden Verhandlungen. Falls sich beide einigen können, wird ein gemeinsames Gesuch gestellt.
Bis aber die ersten Vibrotrucks in Linden anrollen und das Gestein untersuchen, dauert es noch. Prognosen werden nur vorsichtig gemacht. «Das Geschäft hat mich gelehrt, dass alles extrem unsicher ist.» Damit deutet Frey an, dass von heute auf morgen sicherlich keine Untersuchungen durchgeführt werden.
Technologischer Fortschritt
Dass in der Region fossile Brennstoffe vermutet werden, ist kein Geheimnis. «Man hat in Linden bereits vor 30 Jahren Erdgas gefunden», schildert Häring von Geo Explorers und fügt an, «nur wurde damals nach Erdöl gesucht, und niemand war sich der Energie von Erdgas bewusst.» Das Gas wurde abgefackelt (siehe Kasten). Heute wird weniger schnell gebohrt und zuerst ausführlich geforscht. Die Seag hat einen Partner aus den USA mit dem nötigen Know-how, der die Seismik und die Forschungsbohrungen leiten würde. Die Ausmessbarkeit hat sich so verbessert, dass mit seismischen Wellen mithilfe von Vibrotrucks geologische Strukturen bis in 10 Kilometer Tiefe erkannt werden können.
Skepsis in der Bevölkerung
Die Bevölkerung in Linden bleibt hingegen skeptisch. «Ich verstehe das grosse Interesse nicht», so Gemeindeschreiberin Jacqueline Weber. «Das Ganze ist so extrem wackelig, da sollte man noch nicht zu viel vorausplanen.» Die Erdölsuche sei in der Gemeinde trotzdem fest verwurzelt. «Da unten liegt was, das wissen wir in unserer Gemeinde seit den 80er-Jahren. Herangekommen ist man aber trotz etlichen Versuchen noch nie», bemerkt Weber.
Dass bei der vom Bundesrat angestrebten Energiewende Erdgas eine wichtige Rolle spielt, sind Frey und Häring gleichermassen überzeugt. «Erdgas ist die sauberste fossile Energie – das Potenzial ist riesig», ist sich Häring sicher. Der jährliche Gaskonsum in der Schweiz liegt bei 3,5 Milliarden Kubikmeter. Verluste fielen weg, falls das Gas lokal gewonnen würde. «Wir Schweizer importieren Gas aus Sibirien, auf dessen 4000 Kilometer langer Reise gut 15 Prozent verloren gehen», gibt Conrad Frey zu bedenken. Das Methan, das aus den undichten Pipelines ausströmt, ist schädlich für die Umwelt. «Mit einer lokalen Produktion fiele diese Verschmutzung weg», ist Frey überzeugt.
Geschichte: Ölfieber in den 1970er-Jahren
Im Herbst 1971 fuhren in Linden gewaltige Baumaschinen auf. Ein 50 Meter hoher Bohrturm aus Algerien wurde aufgestellt, und das massive Bohrgestänge begann zu drehen. Französische Spezialisten bohrten kilometertief und waren sich sicher: «In Linden gibt es Erdöl.» Für die Bohrungen zogen über vierzig Männer ins Dorf und schufteten in strenger Schichtarbeit. Im Dezember erschütterte ein riesiger Knall die Gemeinde – eine Erdgasblase wurde angestochen. Die Arbeiten mussten unterbrochen werden, und das Gas wurde abgefackelt. Nach erfolgloser Suche stiessen die Spezialisten nach 5446 Metern auf eine Salzschicht. Die Chancen, dass man darunter auf Erdöl stossen würde, waren intakt. Die Berner, mit 51 Prozent an der Firma beteiligt, hatten aber genug, glaubten nicht mehr an einen Erfolg. Das Risiko war zu gross, und die Arbeiten wurden gestoppt.