Linden - Verwandter gab Tip vor dem Überfall

Die fünf Männer, die im April 2011 in Linden am Überfall auf eine Familie beteiligt waren, stehen seit gestern in Bern vor dem Richter. Einer von ihnen ist ein Verwandter der Opfer.

Margrit Kunz / Berner Zeitung BZ
Gemäss der ersten Meldung der Kantonspolizei – es war ein Zeugenaufruf – wurde nach Männern gesucht, die maskiert in eine Wohnung über der Raiffeisenbank Linden eingebrochen waren. In der Wohnung waren drei Personen anwesend, eine Frau und zwei Kinder. Der Mann und die andern beiden Kinder weilten an einem Fest.

Die Täter suchten nach Geld und bedrohten dabei die Familienmitglieder. Doch als sie nichts fanden, zogen die fünf Männer wieder ab – nicht ohne der Frau etwas anzudrohen, falls sie die Polizei rufen würde. Diese informierte dann die Nachbarn. So stand es damals in dieser Zeitung.

Neffe des Mieters hatte Idee

Alle fünf Beschuldigten gaben gestern vor dem Regionalgericht an, dass sie nie in Häuser oder Wohnungen eingedrungen seien, wo sie Leute hätten antreffen können. Doch in Linden war es anders als sonst. Die Idee, in diese Wohnung einzubrechen, hatte ein Neffe des Wohnungsmieters. Der Neffe wusste, dass dort viel Geld zu holen sei. Zwei Angeklagte sprachen von 20 000 bis 30 000 Franken, die anderen von bis 100 000 Franken. Der Neffe wusste auch, dass sein Onkel an diesem Abend zu einem Fest eingeladen war – er war dort selber Gast – und zeigte den andern vor dem Überfall das Haus.

Unklar war gestern, ob er den andern gesagt hatte, dass nur der Onkel mit zwei Kindern am Fest und die Frau mit den andern beiden zu Hause in Linden war. Der Neffe beteuerte: «Ich habe es ihnen klar gesagt.» Die andern vier behaupteten, wenn sie es gewusst hätten, wären sie nie in diese Wohnung eingedrungen. Als nämlich die Frau plötzlich vor ihnen stand, reagierten sie eher ungeschickt. Anstatt die Wohnung jetzt noch zu verlassen, bedrohten sie die Frau und ihren 16-jährigen Sohn. Sie suchten noch nach dem Geld, bevor sie sich entfernten.

Fünf Täter gefasst

Die fünf Männer, die gestern vor dem Regionalgericht in Bern erscheinen mussten, hatten zur Tatzeit alle keine Arbeit und begingen zusammen mit andern zahlreiche Einbrüche. So verdienten sie sich ihren Lebensunterhalt. Sie arbeiteten in wechselnder Zusammensetzung. Nur diese fünf, drei Kosovaren, ein Mazedonier und ein Serbe, waren jedoch am Raubüberfall in Linden beteiligt.

Alle fünf sind geständig. Sie stehen wegen versuchtem Raub, Diebstahl, unter anderem von Kupfer in grossen Mengen, und weiteren Delikten vor der Fünferkammer des Regionalgerichts. Alle Angeklagten sind vorbestraft, zwei von ihnen befinden sich zurzeit je in einem Gefängnis. Wenn das Regionalgericht in Fünferbesetzung tagt, heisst das, dass die Strafen recht hoch ausfallen können. Die Fünferbesetzung hat jedenfalls die Kompetenz, Freiheitsstrafen von über fünf Jahren auszusprechen. Weil jedoch nicht alle Beschuldigten die gleichen Taten begingen, werden die Strafen unterschiedlich ausfallen.

Vier der fünf Einbrecher erbeuteten in der Zeit von Januar bis Mai 2011 Diebesgut im Wert zwischen 330 000 und 258 400 Franken. Sie richteten dabei einen Sachschaden zwischen 76 000 und 33 000 Franken an. Nur der Neffe, der den Tipp gab, war nur am Raub in Linden und an einem einzigen Einbruch beteiligt.

Langes Verfahren

Heute finden weitere Befragungen der fünf Beschuldigten zu allen Anklagepunkten statt. Am nächsten Montag und Dienstag halten dann die Verteidiger und die Staatsanwältin ihre Plädoyers. Nach der Beratung durch das Regionalgericht werden schliesslich am Freitag, 30. November, die Urteile bekannt gegeben.

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Erstellt: 22.11.2012
Geändert: 22.11.2012
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