Linden - Schutt sieben, um Geld zu sparen

Die Geschichte der Berin GmbH ist unorthodox. Das Unternehmen ist spezialisiert auf die Sanierung von Kugelfängen bei Schiessständen. Entstanden ist es aus einer Firma, welche sich in der Verwertung von Speiseabfällen einen Namen gemacht hat.

Marco Zysset, Berner Zeitung BZ
Eigentlich ist Anton Berger mit seiner in Linden ansässigen Firma Hybag (vgl. Kasten) spezialisiert auf die Konstruktion von Anlagen für die Verwertung von Speiseabfällen sowie die Energiegewinnung daraus. «Aber weil man im Abfallgeschäft immer wieder auf dieselben Leute trifft, war ich einst an einem Meeting zugegen, in dem die Sanierung einer russischen Schiessanlage ausserhalb von Berlin Thema war. Da wurde ich gefragt, ob ich eine Maschine dafür bauen kann», sagt Berger. Er konnte – und kriegte wenig später eine Anfrage aus der Schweiz, ob es diese Maschine auch in kleineren Dimensionen gebe, um Kugelfänge von Schiessständen zu sanieren. 1998 kam diese mobile Maschine erstmals zum Einsatz – die Gründung der Berin GmbH als Tochter der Hybag war die Folge.

Schützen im Team

Im 3-Personen-Betrieb arbeiten ausschliesslich passionierte Schützen. «Ich glaube, diese Nähe zu unserer Kundschaft tut uns gut», sagt Anton Berger. «Wenn ich als Schütze einem anderen Schützen sage, er sei mitverantwortlich für die Verschmutzung des Bodens, dann hat dieses Wort mehr Gewicht, als wenn das jemand sagt, der nicht im Schiesssport tätig ist.» So werden die Schützen wo immer möglich in die Sanierung von Schiessanlagen mit einbezogen. «So können sich die Gesellschaften und Gemeinden selber beteiligen und helfen, die Kosten zu reduzieren.»

Im Vergleich kostengünstig

Ein anderes Mittel, um die Kosten tief zu halten, seien die mittlerweile zwei Sortiermaschinen, welche Berin in Betrieb hat. «Mit diesen können wir das Material auf der Baustelle sieben und trennen», erklärt Bergers Tochter Ramona Bieri. So müsse nicht alles Material für vergleichsweise teures Geld gewaschen werden; sondern Teile des belasteten Materials können direkt deponiert oder Steine direkt zur Verwertung weitergegeben werden. Zudem werden Aushubarbeiten mit einem Röntgengerät begleitet, sodass die belasteten Flächen sehr präzise geortet und ausgehoben werden können. Der Bund rechnet bei einem Scheibenstand mit Kosten von 20 000 Franken pro sanierte Scheibe. «Dieses Limit haben wir noch nie erreicht», sagt Ramona Bieri. Zuletzt wurden die veranschlagten Kosten bei der Sanierung der Schiessanlage in Teuffenthal um ein Viertel unterschritten. «Da kam uns allerdings zugute, dass wir früh auf Nagelfluh stiessen.» In diese konnten die Geschosse nicht eindringen, sodass nur eine vergleichsweise dünne Oberflächenschicht entsorgt werden musste. «Hinzu kommt, dass die Schützen sehr viele Eigenleistungen selber erbracht haben», sagt Bieri.

Kästen für Kugelfänge

Seit einigen Jahren stellt die Berin GmbH mittlerweile auch noch gleich die Kästen für Kugelfänge in sanierten Anlagen her. «Da können wir mit dem Preis der Konkurrenz zwar nicht immer mithalten , dafür sind unsere Produkte sehr viel servicefreundlicher», sagt Anton Berger mit der Überzeugung des Erfinders.

Das Mutterhaus
Weltweit Die Hybag Automationen AG in Linden liefert in die ganze Welt Anlagen, mit welchen Speiseabfälle zu Gas verarbeitet werden, das für die Energieproduktion genutzt wird. «Wir haben Aufträge rund um die Welt», sagt Inhaber Anton Berger, «zuletzt konnten wir nach China liefern oder nach Las Vegas.» Im Zuge des gesteigerten Umweltbewusstseins floriere das Geschäft spürbar. Gemäss Bergers Angaben verdanken rund 20 Angestellte in Zulieferbetrieben in der Region Thun ihren Arbeitsplatz der Hybag; 10 von ihnen sind bei der Hybag selber angestellt.

www.berin-gmbh.ch
www.hybag.ch

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Erstellt: 08.10.2012
Geändert: 08.10.2012
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