Linden - Lindener wiesen Vertrag zurück

An der Gemeindeversammlung hätten die Lindener einem Schulzusammenarbeitsvertrag zustimmen sollen. Daraus wurde aber nichts, denn die begrifflichen Unklarheiten im Vertrag und die Ängste im Volk waren zu gross.

Gabriel Berger, Thuner Tagblatt
Schülerinnen und Schüler aus Linden, die nur in einem der drei Hauptfächer Deutsch, Französisch oder Mathematik Sekundarschulniveau erreichen, sollen gemäss einem neuen sogenannt durchlässigen Schulmodell ab dem Schuljahr 2012/2013 die Schule in Oberdiessbach besuchen können. Sie würden dort eine Realklasse belegen, würden im jeweiligen «starken» Fach aber auf Sekundarschulniveau unterrichtet.

Diese Idee ist Inhalt eines Vertrags über die Zusammenarbeit an der Sekundarstufe I, über den die Lindenerinnen und Lindener an der Gemeindeversammlung vom Mittwochabend befinden mussten. Von der Neuerung profitieren könnten laut den Schulleitungen der Vertragsgemeinden Bleiken, Brenzikofen, Herbligen, Linden und Oberdiessbach pro Jahr total rund zehn Schüler – im Fall von Linden deren zwei. Zudem stünde es den Eltern frei, die Kinder wirklich nach Oberdiessbach zu schicken.

Ängste um Schule im Dorf

Trotz der geringen Zahl Direktbetroffener warnte Versammlungsteilnehmer Karl Berger: «Es ist gefährlich, wenn wir damit beginnen, die Schule auszulagern.» Teilnehmerin Alexandra Marti entgegnete: «Wir sollten jenen Eltern, die dies wollen, die Chance unbedingt bieten. Sie können ja frei wählen, ob sie die Kinder nach Oberdiessbach schicken möchten.»

Die Ängste um die Zukunft der Schule im Dorf waren aber nicht der einzige Kritikpunkt. Lindens Schulleiter Werner Burri bemängelte, dass der Vertrag ungenau formuliert sei, «und dies könnte dereinst zu Missverständnissen führen». GV-Teilnehmerin Johanna Knupfer ging dies zu weit, und sie stellte daher den Antrag, den Vertrag in der aktuellen Form zurückzuweisen und überarbeiten zu lassen. Da der Antrag Knupfers in der Schlussabstimmung mehr Ja-Stimmen erzielte als jener des Gemeinderats, der für die Annahme des Vertrags plädierte, müssen die Behörden nun nochmals über die Bücher.

Gemeindepräsidentin Ruth Linder erklärte nach der GV auf Anfrage, dass sie die Unklarheiten in Absprache mit den Vertragsgemeinden ausbügeln will, um der Bevölkerung womöglich bereits an der kommenden Frühlings-GV eine überarbeitete Version des Vertrags präsentieren zu können. «Dann bliebe immer noch genügend Zeit zur Umsetzung bis 2012/2013», s0 Linder.

Die restlichen Traktanden der Gemeindeversammlung waren weitgehend unbestritten: Der Finanzplan 2010–2015 und die Investitionsrechnung wurden zur Kenntnis genommen. Dank des vorhandenen Eigenkapitals von über 1,6 Millionen Franken vermag die Gemeinde die prognostizierten Rechnungsdefizite von total rund 480 000 Franken in den nächsten Jahren zu tragen. Die 62 versammelten Lindener genehmigten ausserdem einstimmig den Voranschlag 2011, der eine ausgeglichene Rechnung sowie eine unveränderte Steueranlage von 1,90 Einheiten vorsieht.

Bezüglich der neuen Fernwärmeleitungen gaben die Lindener grünes Licht für den Bau der zweiten Etappe. Diese beinhaltet die Verlegung der Leitung von der Landi an den Dorfrand Richtung Grafenbühl auf einer Länge von 930 Metern. Die Versammelten bewilligten hierfür einen Kredit in Höhe von 345 000 Franken. «Der Baubeginn hängt stark davon ab, wann die revidierte Ortsplanung rechtskräftig wird», erklärte der zuständige Gemeinderat Michael Müller.

Neuer Gemeinderat

Nach drei Jahren in der Regierung verabschiedet sich Samuel Stucki, Leiter des Ressorts Bauwesen, per Ende Jahr aus dem Gemeinderat. Sein Nachfolger wird Thomas Baumann. Er ist verheiratet und beruflich zuständig für die Infrastruktur auf vier Militärflughäfen. Mangels weiterer Kandidaten erklärte Ruth Linder Baumann als gewählt. Die Suche nach einer Person, die sich für das Amt zur Verfügung stelle, habe sich sehr schwierig gestaltet, sagte die Gemeindepräsidentin vor der Wahl.

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Erstellt: 26.11.2010
Geändert: 26.11.2010
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