Linden - Eine aussterbende Berufsgattung verbreitet Ski-Romantik
Sie waren bis vor ein paar Jahren die heimlichen Helden der Alpen. Niemand verbreitete so viel Ski-Romantik wie die sogenannten "Anbügler". Geri Vollenweider vom Skilift Schindelberg in Linden ist einer von ihnen. Die Bügelgeber am Skilift, eine aussterbende Berufsgattung.
Sie sind Tröster, Schlichter, Helfer und sich nicht zu schade in den kalten Wintermonaten auch einmal zünftig Überstunden zu machen. Die Skiliftanbügler sind die letzten Helden der Alpen – eine aussterbende Berufsgattung. In Linden wird diese Anbügler-Romantik noch verbreitet – Skifahren wie vor 50 Jahren.
Acht bis zehn Leute sind bei den Anlagen in Linden permanent beschäftigt. Einer von ihnen ist Geri Vollenweider. Er ist seit sechs Jahren unter anderem als Anbügler beim Skilift Schindelberg tätig. „Der Job ist eine Herzenssache und dies gilt eigentlich für alle, welche in irgendeiner Form in den Betrieb involviert sind“, so 45-jährige Landwirt.
Dem Skiliftsterben getrotzt
1965 kauften die beiden Autogaragisten Hans Linder, Hans Bachmann und der damalige Gemeindeschreiber Hans Siegenthaler in Sörenberg einen Occasion-Skilift mit Jahrgang 1950. Die Bezahlung der abgemachten 20'000 Franken erfolgte „bar auf die Hand“. Vier Jahre später wurden zusätzlich ein neuer Skilift und ein Kinderlift erworben.
Seit fast 50 Jahren schleppen nun die Lifte der Skilift Schindelberg AG in Linden Schneesportlerinnen und Schneesportler den Hang hoch. Dies trotz turbulenten Zeiten und der allgemeinen Modernisierung in den grossen Skigebieten. In den letzten 15 Jahren sind fast 300 Skilifte verschwunden in der ganzen Schweiz. So sitzen viele ehemalige Skiliftanbügler inzwischen in einem geheizten und topmodernen Schalterraum.
Linden konnte sich nicht zuletzt dank der grossen Solidarität innerhalb der Bevölkerung behaupten: „Unser Pluspunkt ist, dass wir gut erreichbar sind von Thun und Bern - ideal für Familien mit Kindern“, so Vollenweider
Skiliftanbügler im Wandel der Zeit
Geri Vollenweider verkörpert das typische Berufsbild des Skiliftanbüglers: Vor und nach seiner Arbeit ist der Landwirt im Stall anzutreffen, und wenn das Nachtskifahren stattfindet, geht es nach dem „fliegenden“ Nachtessen noch einmal als Anbügler zurück zum Lift. „Wir sind ein tolles Team und schätzen den persönlichen Kontakt zu unseren Gästen, von denen die meisten Stammgäste sind. Viele Leute zeigen uns auch ihre Dankbarkeit, wenn wir an vorderster Front helfen, manchmal auch trösten oder Konflikte schlichten.“
Nicht zu unterschätzen sei der Wert der kleinen Skigebiete wie Linden für den Schneesport-Nachwuchs in der Schweiz, findet Vollenweider. „Viele Kinder machen hier in Linden ihre ersten Schwünge und entdecken so die Liebe zum Skifahren. So profitieren später dann auch die grossen Skigebiete von unserer Arbeit.“
[i] Skilift Schindelberg Linden
Alle Anlagen sind momentan jeweils am Nachmittag von 12.30 Uhr bis 16.30 Uhr in Betrieb. Zurzeit findet jedoch kein Nachtskifahren statt.