Linden - Beat Weber hilft aus Überzeugung
Der Dorfpfarrer von Linden, Beat Weber, ist Mitglied des Careteams des Kantons Bern. Als Notfallseelsorger leistet er Menschen in Extremsituationen Beistand.
Wenn Menschen in seiner Funktion zum Einsatz kommen, geht es um «happige Sachen», wie Beat Weber sagt: schwere Unfälle, Suizid, Kindstod. Beat Weber ist Pfarrer in Linden und seit den Anfängen des Careteams des Kantons Bern mit dabei. Während einer Woche pro Jahr ist er als Care-Profi gemeinsam mit einem Care-Giver auf Pikett und leistet im Notfall Opfern von schweren Vorfällen oder deren Angehörigen erste psychologische Betreuung. In der übrigen Zeit kann er nach Bedarf von Fall zu Fall aufgeboten werden.
Manchmal elementare Dinge
«Manchmal konzentriert sich unsere Hilfeleistung zunächst auf ganz elementare Dinge wie den Betroffenen zum richtigen Atmen anzuhalten oder ihm zu Trinken zu geben», sagt Weber. «Und manchmal sind wir nur da. Da redet man gar nicht viel. Das ist dann Beistand im wörtlichen Sinn.» Hauptaufgabe sei, den Menschen Hilfestellung zum Wahrnehmen und Verarbeiten der Geschehnisse zu geben. Dazu gehöre auch, sie zu schützen, etwa vor aufdringlichen Medien. «Die Betroffenen müssen trauern können. Wir können als Betreuer eine gewisse Struktur dazu bieten», beschreibt er seine Tätigkeit. Dabei sei es eine Herausforderung, die Balance zwischen Zuwendung und der nötigen Distanz zu finden. «Wenn man sich zu stark identifiziert, gehts nicht», sagt der gebürtige Zürcher Oberländer. Der Dienst sei wichtig, aber auch herausfordernd: Die Mitglieder von Careteams sind Belastungen ausgesetzt und müssen aufwühlende Geschehen an Unfallorten verarbeiten können. «Das gelingt nicht immer gleich», sagt er. «Aber zum Voraus weiss man nie, ob man es erträgt.»
Dienst wird meist geschätzt
Je früher eine professionelle psychologische Betreuung einsetze, umso eher würden sich Traumatisierungen vermeiden lassen, erklärt Weber. Doch nicht immer sei die Hilfe des Careteams willkommen: «Es gibt auch betroffene Menschen, die Hilfe ablehnen oder sogar aggressiv reagieren», erzählt er. «Das kann frustrierend sein, gehört aber dazu.»
Sein Eindruck sei aber, dass die Arbeit generell sehr geschätzt werde und die Menschen dankbar seien. Gut erinnert sich Weber an eine israelische Familie, deren Vater auf einer Reise durch die Schweiz verstarb. «Weil die Frau des Verstorbenen und dessen Kinder in der Schweiz überhaupt keine Bezugspersonen hatten, nahmen meine Frau und ich sie für ein paar Tage bei uns auf», erzählt er. «Noch heute schickt uns die Witwe des Verstorbenen jedes Jahr ein Paket mit Landesprodukten.» Das sei aber die Ausnahme. Normalerweise nämlich, das hält Beat Weber fest, hätten die Mitglieder des Careteams nach einem Einsatz keinen Kontakt mehr zu den Betroffenen: «Wir machen bewusst keine Langzeitbetreuung.»
Motivation aus dem Glauben
Die Motivation für seine Tätigkeit liege in seinem christlichen Glauben, sagt Weber: «Leuten nahe zu sein, denen es nicht gut geht, ist etwas Genuines des Glaubens und der Kirche», ist er überzeugt.