Lesermail: "Fakt ist, dass Daniel Ramseier entlassen wurde. Punkt. Schluss."
In einem Lesermail äussert sich Jean-Luc Lehmann aus Konolfingen über das Ausscheiden von Daniel Ramseier aus der Raiffeisenbank Kiesental.
Im offiziellen Communiqué erwähnen Verwaltungsrat und Bankleitung der Raiffeisenbank Kiesental in einem Nebensatz, dass Daniel Ramseier (als bisheriger Leiter Services) „aus der Bank ausgeschieden ist.“
Daniel Ramseier übernahm 1990 die Leitung der damaligen Raiffeisenbank in Bowil. Bis am Mittwoch dieser Woche stand er den Kundinnen und Kunden der Raiffeisenbank Kiesental mit Rat und Tat zur Seite. Sein Fachwissen, seine menschlichen Kompetenzen, sein Sachverstand, seine Feinfühligkeit wurden von allen geschätzt – sowohl von den Kundinnen und Kunden aus Bowil und Umgebung, als auch vom Personal.
Am Mittwoch ist er als Leiter Services ausgeschieden.
Sein Bild erschien bereits am Nachmittag nicht mehr im Internet.
Offenbar bedeutet dies: Wer nicht (mehr) ins Konzept passt, wird „entsorgt“. Die moderne Art von Littering – in einer Bankengruppe, die sich rühmt, den Menschen in den Mittelpunkt zu stellen.
Als ehemaliges Verwaltungsratsmitglied und als ehemaliger Verwaltungsratspräsident der Raiffeisenbank Kiesental möchte ich, dass die Kundinnen und Kunden, die Genossenschafterinnen und Genossenschafter die Wahrheit erfahren. Diese wird im Communiqué – wohlweislich – nicht erwähnt.
Fakt ist, dass Daniel Ramseier entlassen wurde. Punkt. Schluss.
Per se lässt eine Entlassung mit einer sofortigen Freistellung vermuten, da sei etwas schief gelaufen. In der Tat – da scheint einiges schief gelaufen zu sein. Offenbar können sich die Leitungsorgane nach der (unrühmlichen) Entlassung des ehemaligen Vorsitzenden der Bankleitung erlauben, eine der wohl wichtigsten Stützen innerhalb der Bank von einer Minute auf die andere zu entlassen.
24 Dienstjahre verkommen zur Makulatur. Von einer Stunde zur anderen.
« Partir, c’est toujours mourir un peu. »
Wo bleibt die Wertschätzung für all das während Jahrzehnten Geleistete?
Drei Fusionen, die Daniel Ramseier persönlich begleitet hat (Integration von Oberthal in die Raiffeisenbank Bowil, Fusion von Heimenschwand, Linden, Mirchel und Bowil zur neuen Raiffeisenbank Kiesental und Integration der Raiffeisenbank Zäziwil) sind plötzlich kein Leistungsausweis mehr.
Sein enormes Fachwissen in Fragen der Finanzierung von landwirtschaftlichen Liegenschaften hat von einer Sekunde auf die andere keinen Stellenwert mehr.
Das Handeln der operativ und strategisch verantwortlichen Personen wirft Fragen auf und muss die Kunden und Genossenschafter aufrütteln. Mindestens hätten die GenossenschafterInnen Anrecht auf eine Erklärung, weshalb Daniel Ramseier seit gestern nicht mehr im Internet erscheint und wie sein Ausscheiden begründet wird.
Raiffeisen stand einst als Bankinstitut, das den Genossenschaftsgedanken lebte und in der Bevölkerung ein nahezu grenzenloses Vertrauen genoss. Die zwei Entlassungen in diesem Jahr, mitten in der Realisierungsphase des Millionen-Baus in Konolfingen, werfen Fragen auf und verunsichern Kundinnen und Kunden.
Zugegeben – das Timing ist perfekt: Entlassung des wohl dienstältesten Mitarbeiters, die Ernennung der neuen Bankleitung, der Versand der Genossenschafterinformation – alles perfekt inszeniert auf die Eröffnung hin.
Jetzt soll ein junges, dynamisches Team alles besser machen. Altlasten entsorgt man in letzter Minute – im vollen Bewusstsein, dass ein solcher Einschnitt im Leben eines Familienvaters von zwei jüngeren Kindern nicht spurlos vorbeigehen wird. Aber man nimmt dies in Kauf. Flurbereinigung nennt man das … und es erinnert an gewisse Machenschaften, die einst zu Gotthelfs Zeiten im Emmental herrschten.
Die Kundinnen und Kunden – nicht nur in Bowil – werden diese Machenschaften wohl kritisch hinterfragen. Und sie werden ihre eigenen Schlüsse aus dieser Hauruck-Übung ziehen. Wer Daniel Ramseier kennt – sowohl als Berufsmann, als auch als Privatperson – wird diese Kröte nicht einfach schlucken.
Liebe Bowiler (und andere)… um es in aller Deutlichkeit zu sagen: Daniel Ramseier ist nicht „einfach so“ ausgeschieden, wie es die Pressemitteilung suggeriert. Ihm wurde gekündigt – mit sofortiger Freistellung! Daniel Ramseier wird nie mehr am Schalter in Bowil anzutreffen sein (…aber zum Glück gibt es dort wenigstens noch verwurzelte und geerdete Kundenberater/innen, die ihrer Berufsethik Tag für Tag nachleben).
Die Flurbereinigung ist gemacht, die Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter haben wohl ihre Anweisungen, was sie sagen dürfen – oder müssen. Jetzt geht es ans Feiern. Ein neues Kompetenzzentrum mit vielen neuen kompetenten Führungskräften steht vor der Eröffnung.
Auf andere Kompetenzen kann man getrost verzichten.
Adieu, Daniel Ramseier.
Was du für die Raiffeisenbank Bowil und Kiesental geleistet hast, weisst nur du. Wir können es nur erahnen – und am Erfolg messen, den „deine“ Bank hatte. Aber wir alle können nicht akzeptieren, wie du als Mensch und Freund zur Ware verkommen bist, die man „einfach so“ entsorgen kann.
Jetzt bist du ein Ausgeschiedener.
PS.: Für ganz findige Köpfe: Schauen Sie sich einmal (im Internet) den Jahresbericht 2012 der Raiffeisenbank Kiesental an und vergleichen Sie die dortige Auflistung des Personal mit derjenigen, die heute (am 1.11.2013) im Internet erscheint. Offenbar hat 2013 eine grosse Anzahl verdienter MitarbeiterInnen die Bank verlassen. Das macht mich stutzig. Vor allem deshalb, weil ich beim Zählen mehr als zwei Hände brauchte…