Lesermail: "Dorfzentrum Münsingen: Kommerz gegen Lebensqualität!"

Nach Raumplanungsgesetz hat die Bevölkerung das Recht, bei Planungen mitzuwirken. Die Gemeinde ist verpflichtet, über die Mitwirkung Rechenschaft abzulegen. Das entsprechende Verfahren für den Dorfplatz Münsingen erfolgte im Sommer 2001. Wer nun aber gemeint hat, die Gemeinde spüre dabei den Puls der Bevölkerung und ziehe aus dem Ergebnis die Konsequenzen, wurde arg enttäuscht. Der Beweis: von den 143 Mitwirkenden haben sich einzelne positiv zum Projekt geäussert, viele kritisch zum Coop-Neubau im Zentrum (um den geht es ja schlussendlich beim Projekt) sowie eine überwältigende Mehrheit zum heute bereits bestehenden Verkehrschaos, zum abendlichen Stau und zur Umweltbelastung, die alle unbestrittenermassen zunehmen würden, was nicht erwünscht ist. Folglich hätte die Gemeinde das Projekt stoppen und zuerst oder mindestens gleichzeitig das Verkehrsproblem lösen sollen. Aber wie es so üblich ist mit dem Einholen von Stellungnahmen: man macht es, weil es sich gehört, aber ausführen tut man dann doch, was man schon immer wollte.

Eine Umfahrungsstrasse ist bitter nötig, weil Münsingen mit über 10'000 Einwohnern lediglich über eine einzige Strasse zum Zentrum, zum Oberdorf, zur Migros, zum Bahnhof, zum Unterdorf und für den Durchgangsverkehr besitzt (wenn diese Strasse z.B. an der Fasnacht oder am Weihnachtsmarkt gesperrt ist, muss die Umleitung des Verkehrs über schmale Quartierstrassen erfolgen).

Der Abstimmungskampf hat nun mit ungleichen Mitteln begonnen. Hier der das Projekt unterstützende Kommerz mit der Möglichkeit, Prospekte und Plakate auf Hochglanzpapier zu drucken sowie Kleinkinder durch die Abgabe von Luftballons als Werbeträger zu missbrauchen, dort die mit wenigen Mitteln dastehenden Gegner des Projekts, welche Lebensqualität und umweltgerechte Lösungen bevorzugen, jedoch den Kampf fast nur mit Idealismus führen können.