Lesermail - "Nein zum Verwaltungsneubau im Schlosspark"
Rolf Brönnimann spricht sich namens des Vereins für Ortsbildschutz Münsingen gegen die Abstimmungsvorlage vom nächsten Wochenende aus.
Der Vorstand des Vereins für Ortsbildschutz stellt sich gegen den am 11. März zur Abstimmung gelangenden Neubau eines Verwaltungsgebäudes im Münsinger Schlosspark. Isoliert betrachtet ist es zwar ein architektonisch durchaus gefälliges Projekt; aber es steht am falschen Ort. Mit diesem Gebäude würde der Schlosspark, die wichtigste zentrale Erholungszone der Gemeinde, beeinträchtigt. Ein Verwaltungsneubau rechtfertigt einen solchen Eingriff in diese Oase nicht, zumal alternative Möglichkeiten sich anbieten: Zum Beispiel die Dorfplatzüberbauung oder die ganze oder teilweise Umnutzung des leerstehenden Druckereigebäudes am Bahnhof.
Das erste Dorfplatzprojekt (zusammen mit Coop) wurde zwar von den Stimmberechtigten 2008 knapp abgelehnt, aber wohl vor allem, weil viele Bürger es als überdimensioniert empfunden haben. Es ist daher schwer nachvollziehbar, wieso nicht rasch ein redimensioniertes Projekt vorgelegt wurde wie seinerzeit beim Umbau der Kuhscheune zum Schlossgutsaal. Als Resultat steht nun die ganze Jahrzehnte alte Planung des Dorfplatzes vor einem Scherbenhaufen: In der Mitte des Dorfes sind wir mit einer unschönen Brache in der Form des provisorischen Parkplatzes und teilweise ungenutzten Gebäuden konfrontiert.
Seit rund drei Jahren steht zudem das ehemalige Druckereigebäude am Bahnhofplatz zum Verkauf. Nach einer unserer Ansicht nach ungenügenden Abklärung wurde kurzerhand von den Gemeindebehörden darauf verzichtet, die Möglichkeit einer Umnutzung weiterzuverfolgen. Das von der Besitzerin erstellte Umbauprojekt mit Wohnungen ist zwar bewilligt, ein Investor wurde aber offenbar bisher nicht gefunden.
Das Druckereigebäude mit seinen Anbauten ist zwar architektonisch gesehen recht heterogen, aber an ihm können 100 Jahre Industriegeschichte auf hervorragende Weise abgelesen werden. Namentlich der ältere, seinerzeit von Baumeister Thomi errichtete Teil gehört zu den das Dorf prägenden Gebäuden und ist charakteristisch für seine Zeit. Das Druckereigebäude befindet sich an absolut herausragender Lage, im Zentrum des heute überbauten Siedlungsgebietes, in unmittelbarer Nähe zur Drehscheibe des öffentlichen Verkehrs. Es stellt zwar für jeden Umbau eine Herausforderung dar, aber für eine Umnutzung in ein Verwaltungsgebäude dürfte es sich besser eignen als für den Umbau in ein Wohngebäude. In den letzten etwa 30 Jahren sind in der Schweiz unzählige Industriebauten neuen Nutzungen zugeführt worden, mit zum Teil bestechenden Resultaten - es würde also sicher nicht an Architekten fehlen, welche diese Herausforderung meistern könnten.
Falls die Nutzfläche die Bedürfnisse der Gemeinde übersteigen sollte, könnten an diesem idealen Standort gemeindenahe Institutionen wie Infrawerke, Spitex, Musikschule, Volkshochschule usw. in Miete untergebracht werden. Gleichzeitig wäre damit eine stille Raumreserve geschaffen. Zur Druckerei gehört bereits eine Einstellhalle mit etwas über 40 Plätzen.
Eine erfolgreiche Umnutzung des bestehenden Druckereigebäudes könnte – wie das Schlossgut – erneut zu einem Vorzeigeprojekt werden: Keine Beanspruchung wertvoller Freiflächen, ideale Erschliessung mit ÖV, optimale Nutzung eines das Dorfbild prägenden Gebäudes.
Beide hier erwähnten Alternativen für eine Zentralisierung der Gemeindeverwaltung sind dem geplanten Eingriff in den Schlosspark bei weitem vorzuziehen. Die Gemeinde soll mit ihrem Verwaltungsneubau einen Beitrag leisten zur Ortsbildgestaltung und zur Ortsentwicklung – und sich nicht in den stillen Schlosspark zurückziehen.