Lesermail - "Kaum zu glauben"

Hans Ulrich Gerber, ehemaliger Direktor des Schlosses Hünigen, ärgert sich über das Nein des Konolfinger Gemeinderats zu einer Aue beim Schloss.

Hans Ulrich Gerber, Bolligen
Was sich in Konolfingen zur Zeit zuträgt ist wirklich kaum zu glauben und noch schwieriger zu ertragen. Da steht ein einmalig schönes und ökologisch wertvolles Projekt nach über acht Jahren sorgfältiger Planung mit über vierzig mehrstündigen Sitzungen realisierungsreif bereit und wird vom Gemeinderat lapidar abgelehnt. Dies obwohl Bund, Kanton und Fond für Renaturierung das ebenfalls für den Hochwasserschutz wichtige Projekt zu sage und schreibe 91,5% finanzieren und dafür auch schon grünes Licht gegeben haben. Die plötzlich so arme Gemeinde Konolfingen meint doch tatsächlich, sie könne durch die Verweigerung dieses Geschenkes Fr. 136'000.- sparen, was aber gar nicht stimmt. Ganz im Gegenteil. Erstens wird ein hoher sechsstelliger Betrag an bereits bezahlten Planungskosten ignoriert und somit verpufft. Zweitens muss die Gemeinde ohne Auenland dann die ganze Renaturierung ohne Gelder des Renaturierungsfond selbst bezahlen. Drittens müssen eine neue Planung und ein neues Baugesuch ausgearbeitet und von der Gemeinde selbst bezahlt werden. Viertens wird auch das Evangelische Gemeinschaftswerk, dem das Schloss Hünigen gehört und welches das Auenland kostenlos zur Verfügung stellt, vor den Kopf gestossen. Fünftens wird die Bevölkerung und das Kiesental , aber auch die Natur um eine wunderbare Auenlandschaft mit Spazierwegen geprellt, die auch zukünftigen Generationen zugute kommen würde.

Es geht dem Schreiber dieser Zeilen nicht darum, dass er es war, der vor rund zehn Jahren die Vision zu dieser Auenlandschaft hatte und mit grossem Einsatz jahrelang gegen viele Widerstände dafür kämpfte. Es geht ihm vielmehr darum, dass eine für Mensch und Natur (und den Hochwasserschutz) einmalige Gelegenheit auf eine völlig widersprüchliche und enorm unlogische Art und Weise bachab geschickt werden soll.

Der Gemeindepräsident Peter Moser war bis vor kurzem ein grosser Verfechter für das Auenland und hat überall verkündet, er wolle für eine rasche Realisierung sorgen, so z.B. in der Berner Zeitung und dem Bund vom 8.6.06: Zitat Moser: „Weil wir vom Kanton verpflichtet wurden, in diesem Gebiet Massnahmen zum Hochwasserschutz vorzunehmen, können wir gleichzeitig etwas für den Naturschutz tun. Das renaturierte Gebiet im Hünigenmoos ist eine grosse Bereicherung für Menschen, Tiere und Pflanzen.“ Lange habe man sich auf das Dorfzentrum konzentriert. Jetzt sei es an der Zeit, etwas für die Landschaft zu tun.

Zuletzt noch einmal die Facts: Der Gemeinderat von Konolfingen will Fr. 136'000.- sparen und sagt nein zum Auenland Schloss Hünigen. Stattdessen muss er die Summe welche der Fond für Renaturierung bezahlt hätte und die ganze Neuplanung nun selbst bezahlen, was ihn unter dem Strich garantiert wesentlich höher zu stehen kommt. Zudem werden Planungskosten in einem hohen sechsstelligen Betrag für ein fixfertig geplantes und ausführungsreifes Projekt vernichtet und die Bevölkerung und Natur wird um eine einmalige und nachhaltige Oase der Ruhe und Erholung gebracht, für welche von Bund, Kanton und Fond für Renaturierung bereits eine finanzielle Zusicherung von 91,5% erfolgt ist. Es gibt Dinge im Leben, die kann man nicht verstehen oder doch? Gespannt wie es weitergeht!?

[i] Schreiben auch Sie uns Ihr Lesermail an info@bern-ost.ch!

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Erstellt: 12.01.2007
Geändert: 12.01.2007
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