Lesermail - Aushubdeponie und neue Worble: "Verhandlungen? Die Chronologie bis heute – unsere Sichtweise"

Der Baustart zur Worber Verkehrssanierung ist auf unbestimmte Zeit verschoben. Der Grund: Es gab bisher keine Einigung in Sachen Aushubdeponie und Wasserbauplan. Nun legen die betroffenen und beschwerdeführenden Familien Hirsbrunner ausführlich ihre Sicht der Dinge dar.

Familien Hirsbrunner, Wislenboden, Worb

"Nachdem sich die Gemeinde immer sofort via Presse rechtfertigte oder etwas kund tat, haben wir eher die defensive und direkte Variante bevorzugt. Eine defensivere Informationspolitik seitens der Gemeinde hätte die Angelegenheit wohl auch nicht dahin geführt, wo sie momentan steht.

Leider wird heutzutage wahrscheinlich lieber zuerst alles schriftlich mitgeteilt und erst nachher, meistens wenn es zu spät ist, möchte man dann doch noch miteinander reden.

Kurz gesagt das was in den letzten Monaten in der Presse so alles veröffentlicht wurde und diverse Mails und Kommentare unter der Gürtellinie, wo uns Geldgier, Tyrannisierung, Erpressung und Machtgehabe unterstellt wurde und wir als die einzigen Verhinderer dargestellt wurden, veranlasst uns, nun auch mal Stellung zu der ganzen Geschichte zu nehmen.

Auch sei festgehalten, dass noch fast kein anderer Landbesitzer irgendeine Vereinbarung unterzeichnet hat,  d.h. wir stehen nicht alleine auf weiter Flur!

Anfangs 2009 haben wir auf einem Plan für den Strassenbau, welchen wir bis zu dieser Zeit nie in Frage stellten, plötzlich zusätzlich noch einen neuen Bachlauf entdeckt, welcher ohne vorherige Rücksprache und ohne unser Wissen einfach geplant wurde. Dieser neue Bachlauf dezimiert unser bestes Kulturland um weitere wertvolle Aren.

Auf unser Ersuchen hin fand am 30. März 2009 mit dem Departementsvorsteher und der Bauverwaltung eine Besprechung statt. Es wurde versprochen, nach Alternativen zu suchen. Bis zur Einspracheverhandlung ist seitens der Obgenannten gar nichts geschehen!

Auch die Einspracheverhandlung führte zu keiner Einigung, der Gemeinderat beharrte auf dem aufgelegten Projekt. Es wurde ein Variantenstudium mit fünf zusätzlichen möglichen Varianten erarbeitet, welche auf Land der Gemeinde realisiert werden könnten, d.h. kein privates Grundeigentum würde benötigt (somit auch Geld gespart). Die fragwürdige und umstrittene Nutzwertanalyse aller sechs Varianten will die bevorzugte Bachführung, wie könnte es anders sein, über unser Grundstück.


Es geht aber noch munter weiter: Vor langer Zeit wurden wir angefragt, wie wir einer Auffüllung und Modellierung (Deponie) unseres Grundstückes gegenüberstehen würden? Einer Überprüfung, in welchem Ausmass und Erarbeitung eines Vorschlags zu unserer Prüfung und als Diskussionsgrundlage, standen wir positiv gegenüber.

Danach passierte wieder sehr lange nichts. Eines Tages flattert ein fixfertiges Projekt ins Haus: 110'000 m3 Aushub soll für immer und ewig deponiert werden. Direkt neben dem Wohnhaus über 7 m hoch, bis zu 16 % Gefälle! Unser Hof würde komplett „verlocht“, das Land unter sehr erschwerten Bedingungen bewirtschaftbar, die Wohnqualität stark beeinträchtigt. Die Auswirkungen auf unseren Hof und Gebäude z.B. Überschwemmungsgefahr, Lärm- und Staubemissionen während der Bauphase, wurden nirgends mit einem Wort erwähnt und geprüft.

Unmittelbar teilten wir mit, dass wir mit einem so immensen Projekt auf keinen Fall einverstanden sind. Es fanden einige Besprechungen und Augenscheine statt und die Pläne wurden geringfügig angepasst, aber lange nicht so wie es von uns als akzeptabel erachtet werden könnte. Die Pläne wurden ohne unsere Einwilligung zu dem geplanten Projekt aufgelegt. Der einzige Weg, wie man sich dagegen wehren kann ist leider der Rechtsweg, welcher wenn nötig auch bis zum Ende beschritten wird.


Die Gemeinde und der Kanton haben von Anfang an gewusst, dass wir uns gegen diesen „Land-Diebstahl“ wehren würden. Es wäre reichlich Zeit vorhanden gewesen, andere Lösungen oder Kompromisse zu suchen. Unsererseits wurden solche auch vorgeschlagen.

Zum Beispiel der neue Bachlauf auf die andere Strassenseite zu verlegen, so wären wir zu Verhandlungen zur Anpassung der Deponie bereit gewesen. Oder beim Verzicht der Deponie und wertgleichem Realersatz könnte der Bach realisiert werden. Zu keiner Zeit wurden die Anliegen richtig ernstgenommen.

Mehrmals und mit Nachdruck probierten wir den Verantwortlichen klarzumachen, dass alle drei Projekte zusammen angeschaut und beurteilt werden müssten, damit man zu einer gesamtheitlichen Lösung kommt. Wenn jeder immer dem anderen die Zuständigkeit zuschiebt, kommt man beim besten Willen nicht weiter. Leider passierte lange nichts mehr.


Nun, „eine Minute vor zwölf“ (anfangs November 2010) haben Gemeinde und Kanton erkannt, dass doch alles voneinander abhängt und mit einem Schnellschuss Realersatz angeboten. Gleichzeitig wurde ein Vereinbarungsentwurf zugestellt, welcher unter anderem den sofortigen Rückzug sämtlicher Beschwerden (Bach und Deponie!!) gefordert hat. Auch wurde im Eingangsschreiben festgehalten, dass keine Zeit für lange Verhandlungen mehr zur Verfügung stehe. Alles in allem eher eine Diktat als eine Verhandlungbasis oder auf Berndeutsch gesagt „Vögeli friss oder stirb“. Bei der Verhandlung am 16.11.2010 erläuterten wir nochmals unsere Bedenken und legten dar, wie die Basis für Verhandlungen unsererseits aussehen könnte und was wir unter Wertgleichheit verstehen. Leider kam es einmal mehr zu keiner wirklichen Verhandlung, die Zusammenkunft wurde seitens der Gemeinde abgebrochen. Wiederum wurde die Chance für den Schritt vorwärts leichtsinnig verspielt.


Was uns am meisten erschreckt und auch erstaunt hat, waren die diversen Reaktionen in der Tagespresse.

Ein Mediator wird gefordert. Warum? Um solche Probleme zu lösen, wurden ein Gemeindepräsident und ein Gemeinderat gewählt. Die Verantwortung muss vollumfänglich durch diese übernommen werden. Warum sollen weitere Kosten für Externe generiert werden?


Von der SP wird uns Missbrauch der Rechte und der Demokratie vorgeworfen. Würden sich die Genossinnen und Genossen nicht wehren, wenn neben ihrem Haus ein 7 m hoher Erdwall für die Ewigkeit erstellt würde und sich die Lebensqualität und z.T. Existenz massivst verschlechtern würde? Gerne kann Jede und Jeder in seinem Garten eine Deponie mit ein paar tausend Kubikmeter Aushub erstellen lassen. Quer durch den Garten ein neuer Bach wäre sicher auch noch hübsch.


Zudem hat bis jetzt keine einzige politische Partei (ausser der SVP) das Gespräch mit uns gesucht und sich um unsere Sichtweise erkundigt. Kritik ist immer schnell gemacht, solange diese fundiert ist, ist sie auch berechtigt. Aber aufgrund von Mutmassungen zu kritisieren oder sich zu profilieren, ist unakzeptabel.


Zu den diversen Mails und Kommentaren, wo uns Geldgier vorgeworfen wird, sollte mal festgehalten werden, dass für den Quadratmeter bestes Kulturland der Kaufpreis von Fr. 7.50 (ja Sie lesen richtig!!) bezahlt würde. Jedermann/frau wo für diesen Preis Land anzubieten hat, soll sich doch umgehend melden. Auch sei vermerkt, dass diese Parzelle bisher als Landschaftsschutzzone ausgewiesen ist, d.h. nichts durfte verändert werden. Jetzt soll dies auf einmal nicht mehr gelten? Alles ist auf einmal möglich, sogar Parkplätze sind geplant!


Gerne stehen wir für weitere Auskünfte zur Verfügung. Anonyme Briefe können leider nicht beantwortet werden, bis die Polizei die Absender ausfindig gemacht hat. Auch für Vandalenakte haben wir weiterhin kein Verständnis und setzen alles daran, die Täter ausfindig zu machen.


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Erstellt: 21.01.2011
Geändert: 21.01.2011
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