Leichtathletik - Ein Aufstieg mit Hindernissen
Die 19-jährige Hürdenläuferin Lisa Urech will heute an den Meisterschaften zeigen, wie gross ihr Potenzial ist.
Christian Brüngger, SonntagsZeitung
Lisa Urech muss sich erst in der neuen Rolle finden. Seit sie sich in diesem Jahr markant verbessert hat, ist die 19-jährige Bernerin aus Stettlen das neue Gesicht der Schweizer Leichtathletik. Das generiert (Medien-)Interesse und ein Treffen in Bern, das sie mit leichter Zaghaftigkeit hinter sich bringt. Das ist verständlich. Schliesslich befindet sich die 100-m-Hürden-Läuferin am Beginn ihrer Laufbahn. Da sind Fragen nicht schon viele Male beantwortet, der Panzer der Routine hochgezogen worden.
Und doch ist diese Bestimmtheit, wie sie Spitzensportlern eigen ist, im Gespräch rasch zu spüren. Sie sagt dann Sätze wie: «Ich will immer gewinnen.» Oder auch: «Ich will einmal zu den Besten gehören», um dann gut schweizerisch leicht zurückzukrebsen: «Also zumindest auf europäischer Ebene.»
Dafür stehen die Chancen zurzeit gut. Als sie im letzten Jahr ihren ersten nationalen Meistertitel bei den Aktiven gewann, sorgte sie mit ihren 13,45 Sekunden für die drittbeste Zeit einer Juniorin innerhalb Europas. Als sie Mitte Juli an der U-23-EM im Final stand, wo sie Sechste wurde, war sie dort die Jüngste. Einfach einmal an einem grossen internationalen Titelkampf starten zu dürfen, wie es der Wunsch jedes guten Schweizer Leichtathleten ist, reicht ihr nicht als Ziel. Das sagt sie auch.
Entsprechend konsequent ist das Paket, das sie sich ausserhalb des Sports zusammengestellt hat. Schliesslich ist jeder Spitzenathlet, zumindest in den kleineren Sportarten, erst einmal darauf angewiesen, sein berufliches Umfeld möglichst konfliktfrei in den Trainingsalltag einzufügen. Urech, die im Juni ihre KV-Lehrabschlussprüfungen ablegte, ist dies mit einer 30-Prozent-Stelle bei ihrer Ausbilderin Post gelungen. Daneben wird sie die Berufsmittelschule besuchen und sich ansonsten ihren zehn Hürden widmen.
Für Rolf Weber, ihren langjährigen früheren Coach, hat Urech damit einen idealen Mix gefunden. Denn der ehemalige Hürdennationaltrainer sieht sie nicht als reine Profisportlerin, zumal es die Trainingsumfänge gemäss Weber selbst auf hohem Niveau des Hürdenlaufens erlaubten, zusätzlich zu arbeiten.
Das grösste Talent seit Rekordhalterin Julie Baumann
Weber bezeichnet Urech als grösstes Schweizer Hürdentalent seit Rekordhalterin Julie Baumann (12,76) und ist überzeugt, Urech in den nächsten vier Jahren unter 13 Sekunden laufen zu sehen. Damit wäre sie zumindest in der erweiterten europäischen Spitze angekommen und hätte eine realistische Chance, in einen EM-Final vorzustossen. 13,17 beträgt die Bestzeit von Urech, die sie bei einem keineswegs idealen Rennen gelaufen sei, wie Rolf Weber betont.
Zudem erinnert Urech an den behutsamen Aufbau, den sie auch dank Weber hinter sich hat. Sie steigerte ihren Umfang nur sukzessive, ohne inzwischen mit fünf Trainings pro Woche bereits ausgereizt zu sein. Einheiten mit Gewichten absolviert sie erst seit rund einem Jahr. Optimistisch sagt sie deshalb: «Ich kann mich noch in allen Bereichen verbessern.»
Für Weber, der in diesem Frühling in die Toscana auswanderte und seinen Schützling einer früheren Athletin von ihm anvertraute, wird die Frage der Zukunft darum sein: Schafft Urech es, gesund und damit verletzungsfrei zu bleiben? Urech müsse wegen ihres grazilen Körperbaus nämlich besonders vorsichtig sein. Zumal er um ihre Ungeduld weiss und darin ein gewisses Konfliktpotenzial erkennt, sollte der steile Verlauf vielleicht einmal jäh gebremst werden.
Erst einmal aber muss sich das Talent national ausrichten. Lisa Urech startet heute an den Schweizermeisterschaften. Nach dem Ziel gefragt, sagt sie rasch und trocken «den Titel gewinnen» - und schaut den Fragesteller so an, als hätte er auch selber darauf kommen können. Recht hat sie.
Und doch ist diese Bestimmtheit, wie sie Spitzensportlern eigen ist, im Gespräch rasch zu spüren. Sie sagt dann Sätze wie: «Ich will immer gewinnen.» Oder auch: «Ich will einmal zu den Besten gehören», um dann gut schweizerisch leicht zurückzukrebsen: «Also zumindest auf europäischer Ebene.»
Dafür stehen die Chancen zurzeit gut. Als sie im letzten Jahr ihren ersten nationalen Meistertitel bei den Aktiven gewann, sorgte sie mit ihren 13,45 Sekunden für die drittbeste Zeit einer Juniorin innerhalb Europas. Als sie Mitte Juli an der U-23-EM im Final stand, wo sie Sechste wurde, war sie dort die Jüngste. Einfach einmal an einem grossen internationalen Titelkampf starten zu dürfen, wie es der Wunsch jedes guten Schweizer Leichtathleten ist, reicht ihr nicht als Ziel. Das sagt sie auch.
Entsprechend konsequent ist das Paket, das sie sich ausserhalb des Sports zusammengestellt hat. Schliesslich ist jeder Spitzenathlet, zumindest in den kleineren Sportarten, erst einmal darauf angewiesen, sein berufliches Umfeld möglichst konfliktfrei in den Trainingsalltag einzufügen. Urech, die im Juni ihre KV-Lehrabschlussprüfungen ablegte, ist dies mit einer 30-Prozent-Stelle bei ihrer Ausbilderin Post gelungen. Daneben wird sie die Berufsmittelschule besuchen und sich ansonsten ihren zehn Hürden widmen.
Für Rolf Weber, ihren langjährigen früheren Coach, hat Urech damit einen idealen Mix gefunden. Denn der ehemalige Hürdennationaltrainer sieht sie nicht als reine Profisportlerin, zumal es die Trainingsumfänge gemäss Weber selbst auf hohem Niveau des Hürdenlaufens erlaubten, zusätzlich zu arbeiten.
Das grösste Talent seit Rekordhalterin Julie Baumann
Weber bezeichnet Urech als grösstes Schweizer Hürdentalent seit Rekordhalterin Julie Baumann (12,76) und ist überzeugt, Urech in den nächsten vier Jahren unter 13 Sekunden laufen zu sehen. Damit wäre sie zumindest in der erweiterten europäischen Spitze angekommen und hätte eine realistische Chance, in einen EM-Final vorzustossen. 13,17 beträgt die Bestzeit von Urech, die sie bei einem keineswegs idealen Rennen gelaufen sei, wie Rolf Weber betont.
Zudem erinnert Urech an den behutsamen Aufbau, den sie auch dank Weber hinter sich hat. Sie steigerte ihren Umfang nur sukzessive, ohne inzwischen mit fünf Trainings pro Woche bereits ausgereizt zu sein. Einheiten mit Gewichten absolviert sie erst seit rund einem Jahr. Optimistisch sagt sie deshalb: «Ich kann mich noch in allen Bereichen verbessern.»
Für Weber, der in diesem Frühling in die Toscana auswanderte und seinen Schützling einer früheren Athletin von ihm anvertraute, wird die Frage der Zukunft darum sein: Schafft Urech es, gesund und damit verletzungsfrei zu bleiben? Urech müsse wegen ihres grazilen Körperbaus nämlich besonders vorsichtig sein. Zumal er um ihre Ungeduld weiss und darin ein gewisses Konfliktpotenzial erkennt, sollte der steile Verlauf vielleicht einmal jäh gebremst werden.
Erst einmal aber muss sich das Talent national ausrichten. Lisa Urech startet heute an den Schweizermeisterschaften. Nach dem Ziel gefragt, sagt sie rasch und trocken «den Titel gewinnen» - und schaut den Fragesteller so an, als hätte er auch selber darauf kommen können. Recht hat sie.