Landiswil - Eine Arche der Vielfalt
Das «Biglerhüsi» ist ein Arche-Hof von Pro Specie-Rara. Dort leben Tiere und gedeihen Pflanzen, die heute nicht mehr populär sind. Biobauer Guido Marti hilft mit, dieses Kulturgut zu erhalten.
Bruno Zürcher / Wochen-Zeitung
Er ist ein spätberufener Bauer. Zwar bestellten Guido Marti und seine Frau Marianne schon früher ein paar Beete, auf denen Gemüse wuchs, das auf den Listen von Pro Specie-Rara zu finden ist. Zum Biobauer wurde der Architekt erst, als 1993 das Heimetli «Biglerhüsi» in Landiswil gekauft werden konnte. Von einer Kollegin konnte das Paar ein paar Heideschnucke-Schafe übernehmen. Weiter standen auf den Wiesen noch ein paar alte Obstbäume. Diese erhielten 1995 Zuwachs, als die Martis gemeinsam mit Freunden um 100 Hochstammobstbäume pflanzten; «fast jeder eine andere Sorte», erklärt Guido Marti. Die Zahl der verschiednen Tiere und Pflanzen auf dem Arche-Hof wuchs mehr und mehr an: Appenzeller Barthuhn, Appenzeller Spitzhaubenhuhn, Schweizerhuhn, Pommernente, Stiefelgeiss und Walliser Landschaf.
«Ochsenherz» und Oberemmentaler Korn
Nicht nur Tiere, sondern auch Pflanzen sorgen für Vielfalt. Im Treibhaus oberhalb des Hauses wachsen 20 Tomaten- und andere Gemüsesorten wie Chabis, Gurken oder Rüebli (auch schwarze, violette und weisse). Wie die Obstbäume sind auch diese mit einem Namenstäfelchen versehen. Klingende Namen wie «Ochsenherz» oder «Schöne von Richigen». «Die Stangenbohne ‹Schöne von Richigen› hat eine ganz spezielle Geschichte», erklärt der Biobauer. «Die Samen wurden in den Vierzigerjahren in einem Trögli gefunden. Dort wurde nach Samen gesucht, nachdem ein Hagelwetter die gepflanzten Bohnen zerstört hatte. Weil die schwarzen Bohnen angeblich aus Richigen stammten, wurde sie so genannt.»
Seit einigen Jahren baut Guido Marti auch Getreide und Kartoffeln an. Den kleinen Acker pflügt er jeweils mit einem Pflug, der an einen Einachser angebaut wird. Beim Ernten kommt kein Mähdrescher, sondern wie einst der Bindemäher zum Einsatz. Die Halme werden dann erst im Winter gedroschen. Die Dinkelsorte namens Oberemmentaler Bergkorn, welche Guido Marti vergangenen Herbst ausgesät hat, bewährt sich auf dem Bio-Hof. «Diese Sorte passt hier hin, das zeigt schon der Name», meint er. «Wir hatten auch mit anderem Getreide experimentiert, unter anderem mit Emmer oder Einkorn. Diese haben aber fast keinen Ertrag ergeben.» Grosse Mengen erwartet der Bauer von seinen Äckern, Bäumen und Tieren eh nicht. «Die alten Sorten wurden ja durch neue abgelöst, weil die modernen mehr Ertrag bringen, weniger anfällig auf Krankheiten sind, mit jedem Standort zurecht kommen und effizienter geerntet werden können», hält Marti fest. «Die landläufige Meinung, wonach alte Sorten besonders robust seien, stimmt zumindest beim Gemüse und bei den Früchten nicht immer.»
Guido Marti, der nach wie vor teilzeit als Architekt arbeitet, hat sich ein grosses Wissen über den Anbau und die Erhaltung alter Sorten angeeignet. Bei Pro Specie-Rara hat er einen Samenbaukurs absolviert, am Inforama Bäregg den Nebenerwerbslandwirtschaftskurs sowie einen Obstbaukurs am Inforama Oeschberg. Viel Wissen benötigte er auch, um die erzeugten Produkte weiterverarbeiten zu können. Vieles dient der Selbstversorgung. Der Dinkel und der Hafer werden zu Mehl verarbeitet, die Äpfel zu Most gepresst und aus der Milch der Ziegen macht Guido Marti Käse. «Wenn wir beispielsweise zu viele Eier haben, verkaufen wir diese an Bekannte.»
Saatgut für andere Anbauer
Einen Teil der Samen wird vom «Biglerhüsi» wieder an Pro Specie-Rara geliefert, damit diese das Saatgut an andere Interessierte weiterleiten kann. Für Nachwuchs zu sorgen ist bei manchen Pflanzen gar nicht so einfach. «Verschiedene Bohnensorten müssen mit genügend Abstand gepflanzt werden, damit sich diese nicht kreuzen und so eine neue Sorte geschaffen wird», weiss Guido Marti. Die Saatgutvermehrung ist für ihn kein grosses Geschäft. Als aufwändiges Hobby beschreibt er seinen Arche-Hof. Kann ein Landwirt, wenn er ausschliesslich Pro Specie-Rara-Sorten anbaut, von den Produkten leben? «Das wird sicher schwierig», meint Marti. «Auch grössere Betriebe können meist nur dank Agrotourismus bestehen.» Auch der Hof der Familie Marti kann besucht werden. Informationen dazu finden Sie unter www.biglerhuesi.ch. Wichtiger als der reine finanzielle Aspekt ist Guido Marti aber, dass Produkte vom eigenen Hof auf den Tisch kommen und dass er mithilft, die Vielfalt an Kulturpflanzen und Haustierrassen zu erhalten.
«Ochsenherz» und Oberemmentaler Korn
Nicht nur Tiere, sondern auch Pflanzen sorgen für Vielfalt. Im Treibhaus oberhalb des Hauses wachsen 20 Tomaten- und andere Gemüsesorten wie Chabis, Gurken oder Rüebli (auch schwarze, violette und weisse). Wie die Obstbäume sind auch diese mit einem Namenstäfelchen versehen. Klingende Namen wie «Ochsenherz» oder «Schöne von Richigen». «Die Stangenbohne ‹Schöne von Richigen› hat eine ganz spezielle Geschichte», erklärt der Biobauer. «Die Samen wurden in den Vierzigerjahren in einem Trögli gefunden. Dort wurde nach Samen gesucht, nachdem ein Hagelwetter die gepflanzten Bohnen zerstört hatte. Weil die schwarzen Bohnen angeblich aus Richigen stammten, wurde sie so genannt.»
Seit einigen Jahren baut Guido Marti auch Getreide und Kartoffeln an. Den kleinen Acker pflügt er jeweils mit einem Pflug, der an einen Einachser angebaut wird. Beim Ernten kommt kein Mähdrescher, sondern wie einst der Bindemäher zum Einsatz. Die Halme werden dann erst im Winter gedroschen. Die Dinkelsorte namens Oberemmentaler Bergkorn, welche Guido Marti vergangenen Herbst ausgesät hat, bewährt sich auf dem Bio-Hof. «Diese Sorte passt hier hin, das zeigt schon der Name», meint er. «Wir hatten auch mit anderem Getreide experimentiert, unter anderem mit Emmer oder Einkorn. Diese haben aber fast keinen Ertrag ergeben.» Grosse Mengen erwartet der Bauer von seinen Äckern, Bäumen und Tieren eh nicht. «Die alten Sorten wurden ja durch neue abgelöst, weil die modernen mehr Ertrag bringen, weniger anfällig auf Krankheiten sind, mit jedem Standort zurecht kommen und effizienter geerntet werden können», hält Marti fest. «Die landläufige Meinung, wonach alte Sorten besonders robust seien, stimmt zumindest beim Gemüse und bei den Früchten nicht immer.»
Guido Marti, der nach wie vor teilzeit als Architekt arbeitet, hat sich ein grosses Wissen über den Anbau und die Erhaltung alter Sorten angeeignet. Bei Pro Specie-Rara hat er einen Samenbaukurs absolviert, am Inforama Bäregg den Nebenerwerbslandwirtschaftskurs sowie einen Obstbaukurs am Inforama Oeschberg. Viel Wissen benötigte er auch, um die erzeugten Produkte weiterverarbeiten zu können. Vieles dient der Selbstversorgung. Der Dinkel und der Hafer werden zu Mehl verarbeitet, die Äpfel zu Most gepresst und aus der Milch der Ziegen macht Guido Marti Käse. «Wenn wir beispielsweise zu viele Eier haben, verkaufen wir diese an Bekannte.»
Saatgut für andere Anbauer
Einen Teil der Samen wird vom «Biglerhüsi» wieder an Pro Specie-Rara geliefert, damit diese das Saatgut an andere Interessierte weiterleiten kann. Für Nachwuchs zu sorgen ist bei manchen Pflanzen gar nicht so einfach. «Verschiedene Bohnensorten müssen mit genügend Abstand gepflanzt werden, damit sich diese nicht kreuzen und so eine neue Sorte geschaffen wird», weiss Guido Marti. Die Saatgutvermehrung ist für ihn kein grosses Geschäft. Als aufwändiges Hobby beschreibt er seinen Arche-Hof. Kann ein Landwirt, wenn er ausschliesslich Pro Specie-Rara-Sorten anbaut, von den Produkten leben? «Das wird sicher schwierig», meint Marti. «Auch grössere Betriebe können meist nur dank Agrotourismus bestehen.» Auch der Hof der Familie Marti kann besucht werden. Informationen dazu finden Sie unter www.biglerhuesi.ch. Wichtiger als der reine finanzielle Aspekt ist Guido Marti aber, dass Produkte vom eigenen Hof auf den Tisch kommen und dass er mithilft, die Vielfalt an Kulturpflanzen und Haustierrassen zu erhalten.