Konolfinger Sandro Lauper: Metronom der Zukunft
Sandro Lauper ist aktuell einer der auffälligsten Thuner. Er ist ein Paradebeispiel der neuen Generation zentraler Mittelfeldspieler.
Der erste Treffer in der Super League war der vorläufige Höhepunkt in Sandro Laupers bisheriger Karriere. Der Mittelfeldspieler sicherte dem FC Thun mit seinem Traumtor zum 4:3-Heimsieg gegen Vaduz drei wichtige Punkte im Abstiegskampf. Und er rückte sich mit dem wunderbaren Schuss in die hohe Torecke weiter in den Fokus.
Der 20-Jährige genoss den Moment auf dem Platz und liess ihn später nochmals Revue passieren. «Wenn man sein erstes Liga-Tor später am TV sieht, ist es schon noch einmal ein anderes Gefühl. Und dass es ausgerechnet das 4:3 in einem verrückten Spiel war, macht es noch aussergewöhnlicher. Ich gebe zu, die Szene habe ich schon noch zwei, drei Mal angeschaut», erzählt er lachend.
Der FC Thun hat die Partie zwar zu seinen Gunsten entschieden, doch die Leistung war eigentlich die schwächste der bisherigen Rückrunde. Auch Lauper geht hart mit sich ins Gericht: «Es ist befriedigend, dass wir auch Mal ein Spiel gewinnen, in dem nicht alles stimmt. Mit meiner Leistung war ich aber nicht zufrieden. Ich habe mir zu viele Fehlpässe und vor allem zu viele Ballverluste geleistet. Dabei gehört das Spiel am Ball eigentlich zu meinen Stärken.»
Diese selbstkritische Analyse des 20-Jährigen zeigt auch, wo eine weitere Stärke Laupers liegt: in der mentalen Reife und der Bodenständigkeit. Lauper kann auch als Innenverteidiger eingesetzt werden, doch seine Vorzüge kann er im Mittelfeld besser ausspielen, und es ist auch seine bevorzugte Position. «Klar spiele ich da, wo mich der Trainer braucht, aber im defensiven Mittelfeld laufe ich eindeutig am liebsten auf.»
Grosse Karriere möglich
Lauper wohnt noch im Elternhaus in Konolfingen, wo er aufgewachsen und zur Schule gegangen ist. Die Ausbildung ist ihm sehr wichtig, er absolviert sie in einer Sportlerklasse des Gymnasiums in Bern und sollte im Juni, wenn alles klappt, die Matura im Sack haben. «Danach setze ich vorerst einmal alles auf die Karte Fussball», sagt er. «Aber es ist ein beruhigendes Gefühl, wenn man noch andere Möglichkeiten hat.»
Mit dem Fusball begann er als kleiner Bub beim FC Konolfingen, wechselte aber schon mit 12 Jahren zu YB, wo er alle Juniorenstufen durchlief, ehe er zum FC Thun in die U-21 wechselte. Im Berner Oberland fühlte er sich gleich willkommen, verletzte sich dann aber am Fuss und musste einige Zeit pausieren. «Seit seinem Comeback hat er den grossen Schritt gemacht», sagt Sportchef Andres Gerber, der für den jungen Mittelfeldspieler nur lobende Wort hat. «Im Moment sehe ich bei ihm keine Schwäche. Er hat die Technik und die Übersicht, einen guten Schuss, ist zweikampf-wie auch kopfballstark, hat die nötige Frechheit auf dem Platz und die charakterliche Stärke. Wenn alles gut geht, kann er eine grosse Karriere im Fussball machen.»
Lauper gehört zur neuen Generation von zentralen defensiven Mittelfeldspielern. Waren früher auf dieser Position eher physisch starke Abräumer gefragt, hat sich die Rolle auf dieser Position verändert. Neben der Absicherung geben die «Sechser» auch den Takt im Spiel der eigenen Mannschaft an, die meisten Angriffe laufen über sie. Die Spielgestaltung beginnt bereits in der Defensive, der offensive Spielmacher, der sogenannte Zehner wird im modernen Fussball immer seltener. Und der 1,85 grosse und schlanke Lauper ist der eigentliche Prototyp dieses Spielers.
Nicht zuletzt darum hält Sportchef Gerber ihn auch für einen der interessantesten Spieler im Kader der Thuner. Und es ist nicht unwahrscheinlich, dass Lauper den Club schon bald verlassen könnte um die nächste Stufe auf der Karriereleiter zu erklimmen. Sein Vertrag bei Thun läuft noch bis 2019.
Für das heutige Derby hat sich Lauper einiges vorgenommen, er will eine gute Leistung zeigen. «Es ist immer speziell, gegen YB zu spielen, schliesslich trug ich im Nachwuchs acht Jahre lang das gelbschwarze Leibchen und hatte eine gute Zeit. Aber es ist ja nicht das erste Mal, das ich gegen die Young Boys spiele.»
Das letzte Derby in der Bundesstadt allerdings hat er nicht in besonders guter Erinnerung. Als unerfahrener Innenverteidiger war er gegen die starke Berner Offensive oft überfordert, zudem verursachte er bei einer missglückten Abwehraktion ein Eigentor. «Ja, das habe ich leider noch nicht ganz vergessen», sagte er lachend. «Aber wir reisen nach dem positiven Rückrundenstart mit einem guten Gefühl und viel Selbstvertrauen nach Bern.»