Konolfingen/Zäziwil - Nacht- und Nebelaktion für die S-Bahn

Derzeit werden auf der S-Bahnstrecke Worb–Bowil einige «groben Brocken» in Angriff genommen. In einer spektakulären Nachtaktion vom 6. auf den 7. September legten die Baufirmen zwischen Konolfingen und Zäziwil einen Wasserdurchl

Jakob Hofstetter, Wochen-Zeitung
25 Bauarbeiter haben sich auf der Baustelle eingefunden. Um 22.04 Uhr passiert der letzte Zug das Geleise zwischen Konolfingen und Zäziwil. Nun muss alles schnell gehen. Sehr schnell. Fahrleitung erden und verschieben, Geleis ausbauen, Baugrube ausheben. «Es muss auf Anhieb klappen», sagt Niklaus Bay, von der Bauunternehmung Cäsar Bay AG in Konolfingen. «Wenn wir auf unvorhersehbare Probleme stossen, die uns zeitlich in Verzug bringen, müssen wir die Grube unverrichteter Dinge wieder zuschütten und die Geleise montieren. Bereits um 07.52 Uhr wollen die BLS die Strecke wieder befahren können.» Ein Problem könnte beispielsweise ein plötzlicher Wetterumschlag darstellen. Oder wenn Grundwasser in die Grube flösse, oder wenn eben etwas Unvorhersehbares passiert. Diese Risiken haben die Baufirmen mit einer minuziösen Vorbereitung zu minimieren versucht. Bereits seit einem Monat arbeiten sie auf der Baustelle. Dort haben sie beispielsweise Probegrabungen vorgenommen und den Boden mit Vakuumsonden entwässert.

«Das ist für uns und unsere Leute eine sehr interessante und herausfordernde Aufgabe. So etwas Ähnliches, aber in viel kleinerem Ausmass, haben wir erst einmal gemacht», erzählt Niklaus Bay. Deshalb gebe es bei dieser «Nachtübung» am Wochenende keine Motivationsprobleme. Die Arbeiten verlaufen zügig, aber nicht hektisch. Um 23 Uhr haben sich Rund 30 Schaulustige eingefunden. Bis zum Höhepunkt des spektakulären Unterfangens werden es doppelt so viele sein.

«Bis jetzt läuft alles nach Plan», stellt Niklaus Bay um Mitternacht fest. Eine Stunde später kann er einen beachtlichen Vorsprung auf den Zeitplan konstatieren. Für 03.30 Uhr war die Hauptattraktion, das Versetzen des Bachdruchlasses, angesagt. Bereits um 02.00 Uhr hängt der 146 Tonnen schwere Koloss (9 x 5 x 3,5 Meter) an den starken Ketten und Drahtseilen, gehoben von einem achtachsigen 85 Tonnen schweren Pneukran, der auf zehn Meter tiefen Pfählen verankert wurde. Ganz langsam lässt der Kranführer seine Fracht in die vorbereitete Grube sinken. Zentimetergenau zielt er. An die neunzig Augenpaare sind auf den hängenden Betonklotz gerichtet. Der «Tunnel» sitzt auf seinem vorbereiteten Platz fest. Die angespannten Drahtseile, Ketten und auch die Gesichter der Verantwortlichen und der in Bann gezogenen Zaungäste lockern sich. Die Operation ist gelungen. Nichts Unvorhersehbares hat den Bauleuten ein Strich durch die Rechnung gemacht.

Noch ist aber nicht Zeit, um zu feiern. Der Bachdruchlass muss mit einem Brüstungselement überdeckt und mit Sickerbeton hinterfüllt werden. Dann wird das Schotterbett hergestellt und das Geleise eingebaut. Schliesslich muss die Fahrleitung wieder über das Geleise gebracht und mit mit Strom versehen werden. Das alles muss geschehen, bevor die Uhr auf 07.52 steht und die erste Zugkomposition von Langnau her über den neuen Bachdurchlass fahren kann. Dann erst beginnt für die 25 Bauleute das – für einmal kurze – Wochenende.

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Erstellt: 18.09.2003
Geändert: 18.09.2003
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