Konolfingen - "Wir wollen die Kirche fit machen für die nächsten 40, 50 Jahre"

Ein Projekt sieht vor, die Kirche Konolfingen für 1,66 Millionen Franken zu sanieren. Sie soll gastfreundlicher und vielseitiger nutzbar werden. Heute Abend wird entschieden.

Silvia Ben el Warda-Wullschläger, Wochen-Zeitung
Es ist eine stolze Kreditsumme, welche der Kirchgemeinderat Konolfingen heute Abend der Versammlung (20.15 Uhr im Kirchgemeindehaus Konolfingen) vorlegen wird. «Doch es lohnt sich; wir erhalten dafür einen deutlichen Mehrwert», wirbt Kirchgemeinderatspräsident Christian Wissmann für das Projekt. Man habe geprüft, ob nicht nur die nötigsten Instandsetzungsarbeiten hätten ausgeführt werden können: die Orgel umfassend revidieren und die technischen Anlagen erneuern. «Das wäre günstiger zu stehen gekommen, doch optisch verändert hätte sich nichts», so Wissmann. Dazu komme, dass in den nächsten Jahren immer wieder mit Sanierungsarbeiten zu rechnen wäre und dies auch teuer zu stehen käme, ergänzt Greti Wisler, Sekretärin der Kirchgemeinde und Mitglied der Projektkommission.

Seit 1938/39, als die 1898 erbaute Kirche einen «gewaltigen Umbau» erfuhr, sind abgesehen von der Turmsanierung nur die dringendsten Renovationsarbeiten ausgeführt worden. Der Kirchgemeinderat habe in den letzten Jahren viel Geld ins Kirchgemeindehaus sowie in die beiden Pfarrhäuser stecken müssen. «Jetzt ist die Kirche dran», betont Greti Wisler.

Kirche wird vielseitiger nutzbar

«Wir wollen die Kirche fit machen für die nächsten 40, 50 Jahre», verspricht Christian Wissmann. Änderungen seien nötig, denn die Bedürfnisse der Bevölkerung hätten sich gewandelt. «Heute muss die Kirche für die verschiedensten Anlässe wie Konzerte, Ausstellungen, Abdankungen und Kinderanlässe genutzt werden können. Der Gottesdienst steht aber immer noch im Zentrum.» Gewünscht werde zudem, Anlässe im kleineren Rahmen und in persönlicher Atmosphäre abhalten zu können. «Die Kirche soll multifunktional nutzbar werden.»

«Atmosphäre», «Stimmung», «Gefühle» sind Worte, die oft fallen, wenn Christian Wissmann und Greti Wisler das Vorhaben erläutern. Die ganze Kirche solle einladender, heller und gastfreundlicher werden. Dazu wird die Fassade saniert und frisch gestrichen. Die grossen Veränderungen aber finden im Innenraum statt.
 
Pfarrer nicht mehr «von oben herab»

Schwerpunkte geschaffen werden mit dem Lichteinfall, der Deckenbeleuchtung und einer neuen Anordnung der Bänke. Der Chorraum bleibt erhalten. Neu findet der Gottesdienst in der Regel im Kirchenschiff statt. Der Pfarrer predigt nicht mehr von der Kanzel, sondern von einem Rednerpult. «Damit begibt er sich auf gleiche Höhe wie die Gottesdienstbesucher; der Dialog wird damit gefördert», sagt Christian Wissmann. Die Verbindung zwischen Kirche und Saal (im Bild rechts) soll attraktiver werden. Heute ist diese mit Rundbögen gestaltet. Weil die Öffnungen mit Holzwänden versehen sind, fällt von dort kein Licht in das Kirchenschiff. Künftig soll eine rechteckige Konstruktion aus Holz und Glas für mehr Helligkeit sorgen. Wie bisher können die einzelnen Teile der Trennwand  – neu heisst sie Schmuckwand – entfernt werden. So ist es weiterhin möglich, Grossanlässe durchzuführen. Damit der Saal nicht mehr als Lager genutzt werden muss, wird der bestehende Raum neben den Toiletten nach aussen vergrössert.  

Eine markante Veränderung erfährt die Bestuhlung. Von den alten Bänken bleiben fünf erhalten – «so hat es die Denkmalpflege gefordert», begründet Greti Wisler. Die neuen Bänke werden nicht nur ein helleres Holz aufweisen, sondern auch anders ausgerichtet. Jene vorne links stehen nicht mehr wie die anderen frontal zum Chor, sondern sind parallel zur Schmuckwand angeordnet. Für Konzerte und andere grössere Anlässe  können sie gedreht werden.
 
Gebaut werden soll im 2015

An der Versammlung heute Abend steht der Baukredit von 1,66 Millionen Franken zur Debatte. Das sei zwar für die Kirchgemeinde eine grosse Belastung, wie Christian Wissmann sagt, aber man müsse es «als Investition in die Zukunft» betrachten. «Unser Finanzhaushalt befindet sich in einem guten Zustand, das Projekt ist tragbar.» Höhere Kirchensteuern seien nicht zu befürchten. Auch das Angebot der Kirche soll nicht geschmälert werden. «Es wird aber nicht möglich sein, viele neue Angebote zu schaffen.»

Stimmen die Kirchgemeindemitglieder dem Baukredit zu, soll nächstes Jahr mit den Arbeiten begonnen werden. Im November 2015 ist die Einweihung geplant. Während der Arbeiten wird die Kirche für rund sechs Monate geschlossen sein.

In Grosshöchstetten ist man einen Schritt weiter

Auch in Grosshöchstetten soll die Kirche saniert werden. Geplant ist zudem ein Mehrzweckbau (Kosten total 2,15 Millionen Franken). Nach der Kirchgemeindeversammlung hat das Projekt nun eine weitere Hürde genommen. Um die baurechtlichen Voraussetzungen zu schaffen, kam es am Wochenende zu einer Urnenabstimmung. Die Änderung des Baureglements wurde deutlich mit 1069 Ja- zu 276 Nein-Stimmen angenommen.

Nun muss noch die Einsprachefrist zum Baubewilligungsverfahren vom 2. Juni abgewartet werden.

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Erstellt: 22.05.2014
Geändert: 22.05.2014
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