Konolfingen - Stefan Jost über die sterbende Kulturkommission

Die Konolfinger Kommission für Kultur, Freizeit und Sport wird per Ende Jahr aufgelöst (BERN-OST berichtete). Im Interview mit der Berner Kulturagenda äussert sich der Konolfinger Gemeinderat Stefan Jost, der in seinem Ressort Bau und Planung auch die Konolfinger Kultur unter sich hat zum Kommissions-Ende.

Interview: Michael Feller, Berner Kulturagenda
Herr Jost, Sie müssen sich von der Fachkommission Kultur verabschieden. Warum?

Als wir die Fachkommission vor einigen Jahren gründeten, konnte ich einige Konolfinger Freunde dazu bewegen mitzumachen. Nun haben mein Gemeinderatskollege Christoph Zürcher und ich per Ende Jahr demissioniert –
und jetzt treten auch gleich die anderen Mitglieder zurück. Weil wir keine neuen Leute fanden, müssen wir die Kommission nun auflösen.

Wieso hören Sie auf?

Mein Gemeinderatsressort Bau und Planung wird immer aufwendiger. Und das Amt führe ich neben einem 100-Prozent-Job aus. Ich sagte mir: Gopfridstutz, jetzt muss ich auch mal für mich schauen.

Welche Funktion hatte die von Ihnen mitbegründete Kommission?

Die Pflichtaufgaben waren etwa die 1.-August-Feier, die Jungbürgerfeier oder die Ehrung verdienstvoller Konolfinger. Darüber hinaus konnten wir Anlässe wie das Nachwuchsband-Festival oder die Jazzmatinee veranstalten. Die Pflichtaufgaben gehen nun zurück an die Verwaltung. Die übrigen Anlässe finden nicht mehr statt, was ich sehr bedauere.

Wie fallen die Reaktionen aus?

Als alteingesessener Konolfinger werde ich oft darauf angesprochen. Die Menschen hier finden es schade, aber sind doch nicht bereit, sich zu engagieren. Nun ist die Situation so, dass wir als Gemeinde der Regionalkonferenz Mittelland helfen, Kulturinstitutionen in der Stadt zu subventionieren. Und bei uns gibt es nun praktisch kein Angebot mehr. An den Anlässen, die stets gratis waren, sagten mir die Konolfingerinnen und Konolfinger, dass sie es schön fänden, etwas Kulturelles zurückzuerhalten – für die Steuern, die sie zahlten.

Sie sind sehr engagiert und haben in Ihrer Gemeinde in Sachen Kultur viel bewegt. Sie amten auch als Gemeinderat. Spüren Sie manchmal Zorn auf diejenigen, die sich gar nicht für die Gemeinschaft einsetzen?

Nein, ich verstehe das. Viele haben wegen der hohen Arbeitslast keine Energie für ein ehrenamtliches Engagement. Ich bin halt der Typ, der gerne etwas anreisst, sei es als Regisseur der Theaterriege der Jodler- und Trachtengruppe oder als Veranstalter eines Rockkonzerts. Ende 2013 muss ich wegen der Amtszeitbeschränkung aus dem Gemeinderat zurücktreten – dann werde ich wieder mehr Zeit für die Kultur haben. Dann will ich auch wieder Theater spielen und mein eigenes Theaterstück fertigstellen, an dem ich in meiner spärlichen Freizeit arbeite.

www.kulturagenda.be

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Erstellt: 25.07.2012
Geändert: 25.07.2012
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