Konolfingen - Sozialdienst findet kaum Freiwillige

Konolfingen: Der regionale Sozialdienst sucht ehrenamtliche Beistände. Das ist nicht ganz einfach. Auf Inserate und eine Informationsveranstaltung meldeten sich gerade drei Personen.

Laura Fehlmann, BZ

Klagen über steigende Sozialkosten sind häufig zu hören. Der regionale Sozialdienst Konolfingen unternimmt etwas dagegen. Trotz des Trends zur Professionalisierung sucht er Personen, die auf ehrenamtlicher Basis Beistände werden wollen. Schon länger praktiziert wird dies in Köniz und Ittigen, in Winterthur und St. Gallen. Im Raum Konolfingen betreuen bereits über 80 Freiwillige Menschen, die selber nicht mehr zurechtkommen. «Aber das ist nicht genug. Denn es gibt immer mehr Menschen, die alleine schwer zurechtkommen, nicht nur ältere», sagt Magdalena Hugi, stellvertretende Leiterin des regionalen Sozialdienstes Region Konolfingen. Deshalb schaltete dieser in den letzten Monaten Inserate und organisierte regelmässig Informationsveranstaltungen für private Mandatsträger.


Wenig Interessenten

Trotz vordergründig grossen Interessens ist der Wille für ein konkretes Engagement derzeit aber klein. Gerade zwei Frauen und ein Mann haben sich auf die letzten Ausschreibungen gemeldet und bereit erklärt, eine ehrenamtliche Beistandschaft zu übernehmen. Ehrenamtlich heisst aber nicht, vollständig gratis arbeiten zu müssen. Die privaten Mandatsträger können nebst mit Spesen auch mit einer Entschädigung rechnen. Diese ist allerdings sehr bescheiden. Wie viel Geld ein ehrenamtlicher Beistand für seinen Aufwand erhält, war nicht zu erfahren.


Viele sind überfordert

Schwierige Fälle wie etwa psychisch Kranke, Süchtige oder Kinder betreuen ausgebildete Berufsbeistände. Private kümmern sich um einfachere Dinge wie Wohnungsauflösungen, Administratives, Organisatorisches und Bank- oder Versicherungsgeschäfte. Mit der Zunahme von alten, alleinstehenden und oft dementen Menschen nimmt auch die Zahl jener zu, die Unterstützung brauchen. «Administratives ist für uns alle komplexer geworden. Viele sind damit überfordert», erklärt Hugi. Der Papierkrieg für Steuererklärung, Krankenkasse oder die Bankkonten ist für viele Menschen nicht mehr zu bewältigen. Trotzdem müsse ein privater Beistand nicht ein Finanzfachmann sein. «Der Aufbau der Beziehung von Mensch zu Mensch ist wichtiger als Organisatorisches», betont Hugi. Zu den Pflichten gehören Besuche, persönlicher Austausch oder auch einmal ein Ausflug. Funktioniert die Nachbarschaftshilfe nicht mehr so, wie es früher selbstverständlich war? «Doch. Sie genügt jedoch nicht immer», sagt Magdalena Hugi. «Je ländlicher eine Gemeinde ist, umso höher ist für die Menschen die Hürde, sich beim Sozialamt zu melden, seis für eine Beratung, eine Beistandschaft oder Sozialhilfe.» Gerade bei alten Leuten geistere oft die Vorstellung herum, dass man mit einer Beistandschaft «gevogtet» und entrechtet werde. «Das ist aber überhaupt nicht so», betont Hugi. Eine Beistandschaft sei das, was das Wort aussagt: Es wird jemandem beigestanden, wo es notwendig ist. Und wird für einen Beistand die Arbeit zu kompliziert, greift ihm der Sozialdienst unter die Arme. Zudem sorgen Kontrollorgane dafür, dass alles transparent und sauber abgewickelt wird. Stellt sich die Frage, ob der regionale Sozialdienst mit den Freiwilligen auch wirklich Geld spart. Dazu sagt Magdalena Hugi: «Die Mandatsführung durch die rund 80 Privatbeistände macht eine 80- bis 100-Prozent-Sozialarbeiterstelle aus.»

Sozialdienst Region Konolfingen


15 Gemeinden sind dem Sozialdienst Region Konolfingen angeschlossen. Nebst der Sitzgemeinde Konolfingen sind dies Arni, Biglen, Bowil, Freimettigen, Grosshöchstetten, Häutligen, Landiswil, Mirchel, Niederhünigen, Oberhünigen, Oberthal, Schlosswil, Walkringen, Zäziwil. In den Büros in Konolfingen arbeiten 24 Angestellte. Sie bieten Dienstleistungen in folgenden Themenbereichen: Abklärungen, Adoptionen, Alimenteninkasso, Beistandschaften, Einkommens- und Vermögensverwaltungen, Kindertagesstätte und Spielgruppe, Pflegekinderaufsicht, präventive Beratung, soziales Engagement, Sozialhilfe, Suchthilfe und Prävention. Die Mitarbeitenden der regionalen Sozialdienste werden von der neuen Kindes- und Erwachsenenschutzbehörde (Kesb) mandatiert, instruiert, beraten und unterstützt. Der Sozialdienst erledigt Abklärungen vor Ort, die interdisziplinär zusammengesetzte Kesb entscheidet auf dieser Basis unabhängig und aus einer gewissen Distanz.


Fehler gefunden?
Statistik

Erstellt: 25.09.2013
Geändert: 25.09.2013
Klicks heute:
Klicks total: