Konolfingen - Sie kämpfen um Mosers Nachfolge
Der eine hat den 65. Geburtstag bereits hinter sich und kennt Konolfingen aus seiner langjährigen Arbeit als Gemeindeschreiber bestens. Der andere ist mit seinen 29 Jahren zwar nicht einmal halb so alt, als aktiver Gemeinderat weiss er aber genauso gut, wo in Konolfingen der Schuh drückt. Am 3. März wollen Hans Regez und Daniel Hodel Gemeindepräsident werden.
32 Jahre lang war Hans Regez Gemeindeschreiber von Konolfingen. Jetzt kandidiert der 65-Jährige für das Gemeindepräsidium.
Vor zwei Jahren, als Hans Regez sich vorzeitig pensionieren liess, erschien sein Abschiedsporträt in dieser Zeitung. Auf der faulen Haut gelegen ist der heute 65-Jährige seither nicht. Er übernimmt Stellvertretungen als Gemeindeschreiber, bietet Beratungen für Gemeinden an und besetzt öffentliche Ämter. Anfang Jahr, als Regez mit Ehefrau Christine in den Ferien weilte, sammelte ein Komitee die nötigen Unterschriften und portierte ihn mit seinem Einverständnis als Nachfolger für den Gemeindepräsidenten Peter Moser (SVP).
Kurzfristig zugesagt
«Ich habe kurzfristig Ja gesagt, damit die Wahl auch wirklich eine Wahl ist», sagt der Parteilose, der sich selber «Aussenseiterchancen» gibt. Von den Parteien unterstützen ihn SP, EVP und, wie er sagt, «viele Unzufriedene», die mit der «Machtpolitik» des noch amtierenden Gemeindepräsidenten nicht einverstanden sind. Konolfingen ist eine SVP-Hochburg. Was, wenn er scheitert? Regez nimmt dies sportlich: «Würde ich nicht gewählt, wäre ich nicht am Boden zerstört.» Und, selbstbewusst: «Ich habe die Gesundheit, die Motivation, die Zeit sowie Erfahrung und Fähigkeit für dieses Amt.»
Wegzug schon geplant
Eigentlich hatte das Ehepaar Regez andere Pläne. Ein Umzug in die Nähe der erwachsenen Kinder stand zur Diskussion. Aber jetzt ist die Situation anders. «Wir bleiben vorläufig. Mit den Menschen hier verstehen wir uns gut, und das Dorf und die Weiler sind sehr schön», sagt Hans Regez und blickt aus dem Wohnzimmerfenster auf das topfebene Kiesental. Das ist weitgehend unverbaut, im Haus am Katzengässli ist es ruhig. Und wenn er seine Laufschuhe anzieht, liegt die Joggingstrecke direkt vor der Haustüre. Denn Laufen ist seit Jahrzehnten ein wichtiger Teil im Leben von Hans Regez und dabei soll es auch nach einer allfälligen Wahl bleiben. Beim Laufen baut er Stress ab, bei Bewegung an der frischen Luft gehen ihm oft die besten Ideen durch den Kopf.
Früher in der SVP
In den 32 Jahren als Gemeindeschreiber arbeitete Hans Regez ausnahmslos mit SVP-Gemeindepräsidenten. Früher gehörte er selber dieser Partei an. «Als aber die Querelen zwischen dem Zürcher und dem Berner Flügel stärker wurden, trat ich aus.» Als Gemeindeschreiber sei er aber immer loyal gewesen, obschon es hinter den Kulissen natürlich schon heftige Diskussionen gab. Mit einer guten Gesprächskultur sei dies aber kein Problem gewesen. Genau das ist sein wichtigstes Anliegen: eine respektvolle Politik ohne Machtspiele.
www.hansregez-gpkandidat.ch
Daniel Hodel: Der SVP-Kandidat setzt nicht nur auf den Jugendbonus
Der 29-jährige SVP-Mann Daniel Hodel fühlt sich von seiner Partei getragen. Er betont trotzdem seine Unabhängigkeit.
Er ist noch keine 30, lebt im Konkubinat mit Fränzi Berger und ist Vater des 17 Monate alten Levin Luca. Der Maschineningenieur Daniel Hodel mit dem kecken Ohrring im linken Ohr sitzt seit 3 Jahren für die SVP im Gemeinderat von Konolfingen. Jetzt stellte ihn die Partei als Nachfolger von Gemeindepräsident Peter Moser (SVP) auf, der Ende März von seinem Amt zurücktritt.
Ein Herz für die Feuerwehr
«Mit Elan voran» und «Sachlich, zuverlässig, weitsichtig und bodenständig» steht auf Hodels Wahlbroschüre. «Das gilt sowohl in politischer als auch in persönlicher Hinsicht», sagt der SVP-Mann. Als Gemeindepräsident von Konolfingen würde er unter anderem auf stabile Finanzen setzen, den Hochwasserschutz und den Bau eines Feuerwehrmagazins vorantreiben. Hodel ist nicht einmal halb so alt wie sein Konkurrent Hans Regez. «Ich will aber nicht nur auf die Karte Jugend setzen», betont er. Er sei kein Exot in der SVP. Die Partei sei alles andere als überaltert. «Auch die parteiinterne Kommunikation funktioniert sehr gut. Das erlaubt mir, mich im Gemeinderat intensiv mit den Geschäften zu befassen.» Daniel Hodel traut sich das Amt des Gemeindepräsidenten durchaus zu, gibt sich aber realistisch. «Falls ich nicht gewählt werde, geht das Leben aber trotzdem weiter.»
Eigene Meinung
Als mitgliederstärkste Partei von Konolfingen stellt die SVP vier von neun Gemeinderäten. Das gibt dem jungen Kandidaten Rückendeckung, könnte aber seine Eigenständigkeit einschränken. Daniel Hodel sieht das anders und sagt: «Ich entscheide gern unabhängig und mache mir eine eigene Meinung.» Jedoch weiss er auch um das Kollegialitätsprinzip. «Da muss man manchmal über seinen Schatten springen und gegen aussen als Einheit auftreten.» Hinter den Kulissen herrsche nicht immer nur Einigkeit. «Aber wir sind ein gutes Team.» Nebst der SVP unterstützt auch die FDP Daniel Hodel. Die BDP beschloss Stimmfreigabe.
Balance finden
Die Kandidatur für das Gemeindepräsidium hat Daniel Hodel mit seiner Partnerin abgesprochen. «Sie steht voll hinter mir.» Er ist sicher, die Balance zwischen Politik, Beruf und Familie zu finden. Das Präsidium ist ein Halbamt. Wird Hodel am 3. März gewählt, reduziert er seinen Job bei der Friedli AG in Burgdorf um zwei Tage pro Woche. Dass er dereinst abgewählt werden könnte, macht ihm keine Sorgen. «In meinem Alter muss ich nicht fürchten, ohne Job dazustehen.»
www.hodel-daniel.ch
Podiumsdiskussion
Wahltag ist der 3. März Gemeindepräsident Peter Moser (SVP) legt am 31. März sein Amt nieder, weil er von Konolfingen wegzieht. Am 3. März kommt es nun zur Kampfwahl um das Gemeindepräsidium. Im Hinblick auf die Wahl organisiert das Freie Forum Konolfingen eine Podiumsdiskussion mit den beiden Kandidaten. Die Veranstaltung findet am Dienstag, 12. Februar, von 19.30 bis 21 Uhr im Kirchgemeindehaus Konolfingen statt. Stephan Künzi, Redaktor der Berner Zeitung, wird die Diskussion moderieren.