Konolfingen - Seltene Samen aus dem Hausgarten

Ueli Schmid ist ein leidenschaftlicher Hobbygärtner. Er kultiviert zahlreiche alte Gemüse- und Blumenarten. Damit sie erhalten bleiben, gibt er deren Samen an Pro Spezie Rara weiter.

Laura Fehlmann, Berner Zeitung BZ
Auf den ersten Blick erscheint der Garten um das Zweifamilienhaus in Konolfingen unspektakulär. Bei genauem Hinsehen fällt aber auf, wie hier auf engstem Raum – unweit der Nestlé-Fabrik – eine fast unglaubliche Vielfalt von Pflanzen wächst.

In der Rabatte neben dem Apfelbaum blühe leuchtend blaue Kornblumen, weisse Papierblumen und ein seltener Veilchenstrauch. Im Beet daneben stehen Krautstiele mit roten und gelben Stielen, Erdbeerspinat, die unbekannte süsse Zuckerwurzel, deren Wurzeln man früher als Zuckerersatz brauchte. Das Schwergewicht seiner Gemüse- beziehungsweise Samenproduktion legt Hobbygärtner Ueli Schmid aber auf Tomaten, Peperoni und Stangenbohnen.

Droht ihm alles über den Kopf zu wachsen, legen Ehefrau Renate und Tochter Anna Lena mit Hand an. Die Mühe lohnt sich: Pro Natura hat diesen Garten als besonders schmetterlingsfreundlich zertifiziert.

Über 40 Sorten Tomaten

Drei bis vier Meter klettern die Baumtomaten die Hausmauer hoch. In Töpfen stehen rot-orange gestreifte Rote Zebra, die mexikanische Honigtomate, das Basler Röteli und eine gelbe Wildtomate von den Galapagos-Inseln. Über 40 Sorten Tomaten kultiviert Schmid – zum Essen und zum Gewinnen der Samen. Ein aufwändiges Hobby. Seine Begeisterung erklärt der 48-jährige Bauernsohn so: «Ich hatte schon als Kind ein enges Verhältnis zu Pflanzen und Tieren und half meiner Mutter gern im Garten.»

Von einer Stangenbohne greift er sich eine Schote und öffnet sie. Glänzende, lilagesprenkelte Samen kugeln in seine Hand. «Das sind Tansania-Bohnen.» In der Küche nimmt Schmid eine Schachtel hervor und zeigt seine Schätze mit den fantasievollen Namen. Brienzer Krugler, Max Meier, Chriesistei – Bohnenstangensorten, fein säuberlich in Glasröhrchen und Papierbriefchen verpackt. «Es sind uralte Sorten, die dank Pro Specie Rara noch nicht ausgestorben sind.»

Das Gemüse wird gegessen

Aktiver Sortenbetreuer Ueli Schmid war früher Pöstler, heute arbeitet er bei der RBS in Worblaufen. Vor über 15 Jahren begann er mit dem Anbau der Tomate Gelbe Thun für Pro Specie Rara. Bald war er aktiver Sortenbetreuer. Das heisst, er erhält von der Stiftung Saatgut zum Kultivieren und Weitergeben. Das Gemüse wird gegessen, die Samen in mühsamer Kleinarbeit gesammelt, gereinigt, getrocknet und der Organisation abgeliefert.

Ausser dem rund 400 Quadratmeter grossen Hausgarten hat Ueli Schmid noch einen Pflanzblätz in seiner alten Heimat Frutigen. Dort pflanzt er besondere Kartoffelarten zum Essen und als Saatgut an. In einem alten Treibhaus hat er auch mehrere Jahre bis 1000 Setzlinge gezogen und am Wildpflanzenmärit in Konolfingen verkauft. Das Treibhaus wurde abgerissen, Schmids Setzlingsanbau ist gefährdet. Hat er auch andere Hobbys? Ueli Schmid seufzt: «Ja, ich pflege und vermehre noch Kakteen und Sukkulenten.»


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Erstellt: 09.09.2011
Geändert: 09.09.2011
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