Konolfingen - Schüpbach lässt Häuser verlottern

Die Gemeindeversammlung schiebt der zentralen Tankstelle definitiv den Riegel vor. Tankstellenunternehmer Herbert Schüpbach reagiert verärgert – vor allem wegen des Gemeinderats.

Stephan Künzi, Berner Zeitung BZ

Der Schandfleck, wie etliche die alte Häuserzeile mitten in Konolfingen nennen, wird ein Schandfleck bleiben. Das steht nach der jüngsten Gemeindeversammlung fest. Die Stimmenden sind dem Weg treu geblieben, den sie im Herbst mit ihrem Ja zur Tankstelleninitiative eingeschlagen haben: Mit 172 Ja zu 21 Nein bewilligten sie den Passus im Baureglement, der die Initiative umsetzt und im Gebiet am Kreuzplatz eine Tankstelle verbietet, sogar noch etwas klarer.

Und der Kanton?

«Ich werde nun definitiv nichts mehr in meine Liegenschaften investieren», reagiert Herbert Schüpbach auf das Verdikt. Dem Oberaargauer Tankstellenunternehmer gehören zwei der alten Häuser. Eigentlich hatte er im Sinn, diese in ein grösseres Projekt einzubringen und so den Weg für eine neue Überbauung des Areals freizumachen. Im Gegenzug hätte er an bester Lage eine Tankstelle mit Shop eröffnen können. Nach dem Ja zu Initiative und Baureglement ist das nun Schnee von gestern.

Ein wenig Hoffnung könnte Schüpbach zwar noch haben. Bis heute hat sich der Kanton nicht festgelegt, ob er den Beschluss der Gemeindeversammlung akzeptieren wird. Immerhin müssen Bauvorschriften, die einmal in Kraft sind, eine gewisse Zeit gelten. Weil im vorliegenden Fall fraglich ist, ob diese Frist bereits verstrichen ist, könnte er seine Zustimmung auch verweigern.

Eine zweite Tankstelle

An diesen Strohhalm mag sich Schüpbach aber gar nicht erst klammern. Angesichts der klaren Stimmenverhältnisse werde der Kanton gar nicht anders als Ja sagen können, meint er. Um gleich klarzumachen, dass er sich nicht einmal so sehr am Volkswillen stört. In die Nase gestochen ist ihm vielmehr, was die Behörden unlängst aufgegleist haben: Auf dem Land, das Konolfingen für das neue Feuerwehrmagazin gekauft hat, wollen sie der Landi Gastrecht gewähren – ebenfalls für eine Tankstelle mit Shop.

Der Gemeinderat beteuert zwar immer, dass die beiden Projekte nichts miteinander zu tun hätten. So zu argumentieren, sei «scheinheilig», hält dem Schüpbach nun aber entgegen. Es mute schon sehr eigenartig an, wenn die Gemeinde auf eigenem Land einem Konkurrenzprojekt den Weg ebne und gleichzeitig sein Vorhaben mit einem Verbot zu Fall bringe. Und nochmals mit einem Blick auf die zwei alten Häuser: Sie seien seinerzeit günstig zu haben gewesen und müssten nicht zwingend Ertrag abwerfen. Denn: «Wenn ich nichts investiere, kann ich sie früher oder später nicht mehr vermieten.

Zur Feier in die Bar

Die Leute, die mit ihrer Initiative die Sache angestossen haben, lassen sich ob solcher Aussichten die Laune vorläufig nicht verderben. Zumal Schüpbach erklärt, er werde Konolfingen nicht auf Schadenersatz verklagen: Nach der Gemeindeversammlung trafen sich die Initianten im erweiterten Kreis zu einem Umtrunk – just in jener Bar, die in einem der beiden Schüpbach-Häuser eingemietet ist.


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Erstellt: 04.06.2015
Geändert: 04.06.2015
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