Konolfingen - SVP würde kritisierte FDP-Frau aufnehmen
Christine Kohli (FDP) machte sich mit einem Tweet in der Partei unbeliebt. Die Parteileitung gibt sich mit einer Entschuldigung zufrieden.
Die Präsidentin der FDP Konolfingen, Christine Kohli, forderte nach den Attentaten in Paris auf dem Kurznachrichtendienst Twitter: «Ausgehverbot ab 20 Uhr in allen muslimischen Quartieren in Europa, Moscheen schliessen und Wohnungen durchsuchen bis zur restlosen Aufklärung!» Das führte dazu, dass Kohli Anfang Woche von der Leitung der Kantonalpartei zu einer Aussprache zitiert wurde («Bund» von gestern). Die Partei distanzierte sich daraufhin von besagter Aussage. Mit der Aussprache war die Geschichte geklärt: «Sie hat sich entschuldigt, damit ist die Sache für uns erledigt», sagt Vizepräsident Philipp Müller.
Nicht die erste Entgleisung
Als stellvertretende Leiterin einer Kommunikationsagentur sollte Kohli sich der Wirkung ihrer Aussagen durchaus bewusst sein. Auf Anfrage des «Bund» wollte sie keine Stellung nehmen. Gegenüber «20 Minuten» zeigte Kohli am Sonntag noch keine Reue: «Zu dem, was ich geschrieben habe, stehe ich. Es war ein Lösungsvorschlag, ein Suchen nach einer Antwort auf die Bedrohung, der Europa im Moment ausgesetzt ist.»
Kohli, die ehemalige Adrianos-Bedienung, war schon im August in die Schlagzeilen gekommen. Die 36-Jährige hatte damals gefordert, dass Polizisten ihre Schusswaffen benutzen sollen, wenn sie an Demonstrationen angegriffen würden.
Wie kann es sich die FDP leisten, mit einer solchen provokanten Kandidatin anzutreten? Der bernische Parteipräsident Pierre-Yves Grivel erklärt deren Nationalrats-Kandidatur so: «Sie hat bei den Grossratswahlen 2014 gute Resultate erzielt und jetzt ihre Kampagnenarbeit engagiert erledigt.» Als Präsidentin der FDP Konolfingen war sie vom Wahlkampfteam nominiert worden.
Während die Parteileitung einen Strich unter die Affäre ziehen möchte, sind verschiedene Parteiexponenten kritischer. Es sei schwer, mit Kohli zusammenzuarbeiten, sie sei eine schlechte Teampartnerin, heisst es etwa. «Bei einer nächsten Kandidatur würde sie es wohl nicht mehr auf die Liste schaffen», sagt ein Partei-Mitglied hinter vorgehaltener Hand. Auch FDP-Nationalrat Christian Wasserfallen nimmt Abstand von der Aussage und sagt: «Hoffentlich zieht sie ihre Lehren daraus.»
Deutlicher noch ist Thomas Berger, Präsident Jungfreisinnige des Kantons Bern: «Zum Verbleib von Frau Kohli in unserer Partei ist das letzte Wort noch nicht gesprochen», sagt er. Sie solle sich überlegen, ob ihr Gedankengut mit den Werten des Freisinns noch vereinbar sei.
Bei der SVP zeigt man sich offen gegenüber Kohli: «Ich könnte mir durchaus vorstellen, sie in der Partei aufzunehmen, falls sie sich bei der FDP nicht mehr wohlfühlt», sagt Erich Hess, Vizepräsident der SVP Stadt Bern.