Konolfingen - Rockband spielt für tiefe Gagen
Rock'n'Roll und Beat sind nicht alt: Vier jugendliche Konolfinger leben die Musik der 60er-Jahre, von Lederschuh bis Elvis-Frisur.
Dominik Galliker, Berner Zeitung BZ
Ein Knacken aus den Boxen, der Verstärker summt. «Bereit?» David Hofer zählt an: «A one, a two, a one, two, three, four.» Schlagzeug. Bass. Die Gitarre setzt ein, die Melodie reisst mit: Der Song «All My Loving» der Beatles füllt den Raum. David Hofer steht nicht wie Paul McCartney vor Tausenden kreischenden Girls, trotzdem gibt er sich voll in den Song hinein. Der 21-Jährige hat die Augen geschlossen, Lederjacke, die Haare nach hinten gegelt.
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Bei den vier Musikern der Rockin’ Beats muss jedes Detail stimmen. «Den Rock ’n’ Roll und den Beat – wir leben ihn», sagt David Hofer, Bassist und Sänger. Rock ’n’ Roll sei für ihn eine Lebenseinstellung, eine Rebellion «gegen die Bünzli-Schweizer und die Reichen, ohne dass man sich beim WEF verhaften lassen muss». Dazu gehöre eine Zigarette, ein frecher Spruch und hin und wieder eine Rauferei.
Achtung, Nachbar
Dreimal pro Woche proben die Rockin’ Beats im Keller der Familie Hofer. Die Brüder Stefan (21) und David Hofer (19), Marc Landolf (19) und Matteo Valentino (17) spielen ohne Unterbruch. 65 Stücke hat die Band drauf, knapp die Hälfte selbst geschrieben. Der Rest sind Covers von den Rolling Stones bis zu Jimi Hendrix. Um 22 Uhr ist Schluss. «Sonst kommt der Nachbar angerannt», sagt David Hofer. Die Wochenenden sind meist ausgebucht mit Auftritten. In der Mühle Hunziken spielten die Rockin’ Beats bereits und an Open Airs.
Die vier machten sich einen Namen, auch dank Piagio Valentino, dem Vater von Schlagzeuger Matteo und Gitarrenlehrer der anderen. Er hat die Band zusammengebracht und unterstützt sie, wenns ums Geschäftliche geht. So kommen die vier Konolfinger nicht nur zu Auftritten in der ganzen Schweiz, sondern auch im Ausland: Jetzt reisen sie bereits zum dritten Mal nach Frankfurt, um in Kneipen zu spielen. Der Song «Oh Carol» hallt durch den Raum, Männer nippen an ihrem Bier. Auf der Bühne vier Konolfinger Jungs mit Lederjacke, Sonnenbrille und Geltolle. Sie stehen in jenem Club im Rotlichtviertel Steintor auf der Bühne, zwischen einem Bordell und einer heruntergekommenen Kneipe. Fünf Stunden spielen die Rockin’ Beats, zweimal fünf Minuten Pause, ihren Durst ignorieren sie. Gage: 800 Euro. Etwa so sei es bei ihrer letzen Tournee in Deutschland gewesen, sagt David Hofer. Nicht von riesigen Open-Air-Bühnen träumt der 19-Jährige, sondern vom Club Indra im Hamburger Stadtteil St. Pauli. In dieser Beiz sind die Beatles am 17. August 1960 aufgetreten.
