Konolfingen - Morgengeschichten für den Abend

Die stimmungsvolle Bibliothek in Konolfingen füllte sich mit Zuhörern, die den Journalist Walter Däpp «live» erleben wollten.

Gertrud Lehmann, Wochen-Zeitung
Die bereitgestellten Stühle reichten bei weitem nicht aus, um das hereinströmende Publikum aufzunehmen. Walter Däpp, dank seiner «Morgen-geschichten» in Radio SRF 1 weitherum bekannt und beliebt, war angesagt, um aus seinem Buch «Drunger u drüber» vorzulesen. Das wollten sich die Konolfinger nicht entgehen lassen. In Scharen strömten sie herbei, um den Urheber der unterhaltsamen Kurzgeschichten kennen zu lernen.

So oder so

Der ältere Herr, mit Brille und prägnantem Schnauz, trat pünktlich vor die Zuhörer und stellte – statt einer langen Begrüssung – einfach «so» in den Raum. Kurz und bedeutungs-voll sei dieses Wort, begann er. Und dann lernte man in einem Feuerwerk von Wortspielereien, was Däpps Spe-zialität ist: Er kann aus Nichts eine Geschichte machen. Und wer sie hört, fühlt sich angesprochen, hat diese Situationen selbst erlebt, merkt wie komisch eigentlich unser Alltagsverhalten ist. Und kann schlussendlich mit Däpp zusammen lachen. «So oder so», «soso-lala», «soso?», «so geht es», oder «es geht so»!

Wörtersammler

In der Schilderung eines Wortspiels, bei dem immer das letzte Wort zu einem neuen hinzugefügt werden musste, liess Däpp die Morgenson-ne zu einem Scheingefecht mutieren. Dann folgte eine haarsträubende Aufzählung von Namen, die sich auf Coiffeursalons bezogen, natürlich in Englisch, wie es der heutige Trend verlangt. Er mokierte sich über esoterische Praktiken, die das innere Gleichgewicht vermitteln sollten. Oder über Tricks und Kniffe, um das unbarmherzig fortschreitende Altern zu überlisten. Die grösstenteils auch nicht ganz jugendlichen Anwesenden lachten und applaudierten – wer weiss welche Hormone, Vitamine, Spurenelemente und kosmetische Wundermittel sie selbst schon ausprobiert hatten! Über Liebesbriefe – heutzutage auf SMS reduziert – erzählte er, und über Politik, über die allgegenwärtigen Kandidaten-Porträts an unseren Strassenrändern. Und wer hätte gedacht, dass in Trub eine Bank und 80 Bänklein zu finden sind. Dass der Bänkleindirektor ganz ohne Boni ehrenamtlich für seine Bänklein sorgt, erstaunte weniger.

Ein Patentrezept

So folgte Schlag auf Schlag eine bunte Auswahl seiner 100 Berndeutsch-Geschichten, wie sie in seinem neuen Buch «Drunger u drüber» geschrieben stehen. Zum Schmunzeln die meisten, aber auch zum Nachdenken. Ein Besucher meldete sich spontan zu Wort, wollte eine Geschichte vorlesen, dieweil sich Däpp eine Pause gönnen könne. Das Vorlesen bereitet ihm keine Mühe, man merkte, dass er das öfters tat. Er habe das Büchlein schon gekauft, verriet er, um anlässlich der Teamsitzungen in seiner Firma mit einer Geschichte die Gesprächsteilnehmer geistig anzuregen und für eine entspannte Atmosphäre zu sorgen – ein Patentrezept.

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Erstellt: 20.03.2014
Geändert: 20.03.2014
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