Konolfingen - "Manche finden sich in unserer Kultur überhaupt nicht zurecht"

In Zusammenarbeit mit dem Verein Mosaik berät Christine Bläuer Ausländer, damit diese hier besser zurechtkommen.

Bruno Zürcher / Wochen-Zeitung
Um 14 Uhr beginnt der wöchentliche Treff von Christine Bläuer. Doch bereits eine Dreiviertelstunde vorher trudeln die ersten Personen in den Räumen der Freikirche «Bewegung plus» in Konolfingen ein, wo der Anlass jeweils stattfindet. Heute sind ein gutes Dutzend Leute anwesend, fast alle stammen aus Afrika. «Von den Menschen, die heute gekommen sind, kenne ich nur die wenigsten», sagt Christine Bläuer. «Die meisten stammen vom nahen Asyldurchgangszentrum Konolfingen; dort gibt es halt viele Wechsel.»

Eine Wohnung suchen

Die Beratungen, welche die angehende Sozialbegleiterin anbietet, richten sich in erster Linie an Personen, welche vom Durchgangszentrum in eine Wohnung ziehen sollen. «Die Suche einer geeigneten Wohnung ist eines der ganz dringenden Probleme», erklärt Christine Bläuer. «Die Verantwortlichen des Durchgangszentrums sowie der Hilfswerke sind sehr froh, wenn jemand die ausländischen Personen bei ihrer Wohnungssuche unterstützt und auch später noch begleitet.» Yanamara ist so eine Frau. Sie wohnt in einer Studiowohnung und besucht die Treffpunkte in Konolfingen regelmäs­sig. Sie freut sich sichtlich, Christine Bläuer zu sehen. Dann setzt sie sich zu den anderen Menschen. Irina, eine Asylsuchende aus Ägypten, serviert den Teilnehmenden Kaffee, Tee und Gebäck. Dank ihrer Sprachkenntnisse kann Irina Christine Bläuer auch helfen, besser mit den Anwesenden zu kommunizieren.
Es kommt auch immer wieder vor, dass Analphabeten unter diesen Menschen sind, hat Christine Bläuer, welche seit rund einem Jahr diese Treffs durchführt, die Erfahrung gemacht. «Solche Menschen kommen im Alltag überhaupt nicht zurecht. Für sie ist es schon unmöglich, beispielsweise ein Bahnbillet zu lösen.»

Verein Mosaik unterstützt

Christine Bläuer, welche in Zusammenarbeit mit der Kirchgemeinde Konolfingen auch einmal pro Monat den interkulturellen Frauentreff organisiert, hat das Treffen am Mittwoch­nachmittag von sich aus ins Leben gerufen. Sie ist froh, dass sie nun durch den Verein Mosaik unterstützt wird, welcher vor einem halben Jahr gegründet wurde. Der Verein will Menschen in ihrer aktiven Lebensgestaltung unterstützen, Hilfe zur Selbsthilfe leisten sowie die Vernetzung unter Generationen und Kulturen fördern. Nebst den Treffen am Mittwoch plant der Verein, im Herbst ein Fest der Kulturen durchzuführen.
Unter den Teilnehmern ist mittlerweile eine rege Diskussion entstanden. Christine Bläuer findet rasch den Draht zu den Leuten der Runde. Man merkt, dass ihr die afrikanische Kultur nicht unbekannt ist: Sie wuchs praktisch in Afrika auf. Erst als das Mädchen zwölfjährig war, zog die Familie von Kamerun wieder in die Schweiz. «Das war ein grosser Kulturschock», sagt sie rückblickend. «Daher kann ich die Menschen aus Afrika verstehen, die sich manchmal kaum zurecht finden.»

www.vereinmosaik.com

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Erstellt: 26.07.2012
Geändert: 26.07.2012
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