Heinz Suter: "Können den Verkehr nicht in den Untergrund verlegen"
In einer losen Folge sprechen wir mit Gemeindepräsidentinnen und -präsidenten in der Region. Heinz Suter, Gemeindepräsident von Konolfingen spricht über seine defensive Kommunikation bezüglich Konofire. Er erzählt, wann der Schulhausbau endlich losgeht und dass er bis zu 60 Stunden pro Wochen arbeitet.
BERN-OST: Herr Suter, wie geht es Ihnen?
Heinz Suter: Gut.
Die letzten Wochen waren ein wenig turbulent wegen den Abgängen bei Konofire.
Wir sind auf dem Weg zur Normalität. Die neue Crew hat gezeigt, dass sämtliche Einsätze geleistet werden konnten. Das Kommando orientierte uns im Gemeinderat, dass es gut laufe. Es ist klar, dass wir uns in einer Übergangszeit befinden. Mehr möchte ich dazu nicht sagen.
Spüren Sie ein Misstrauen aus der Bevölkerung?
Nein. Es ist wie bei vielen Themen. Wenn es einen nicht betrifft, setzen sich die Leute nicht damit auseinander.
Warum haben Sie die Abgänge nicht selbst kommuniziert?
Weil wir mit den Gesprächspartnern von Konofire gegenseitiges Stillschweigen vereinbart hatten.
Was war der Grund, dass der Feuerwehrkommandant neu bei der Gemeinde angestellt ist und nicht mehr ein Freiwilliger ist?
Das Einsatzkonzept der Gebäudeversicherung ist, dass der Einsatzleiter den Einsatz führt und nicht der Kommandant. Zudem wird es immer schwieriger Führungsleute im Milizsystem zu rekrutieren. Die angekündigte Reorganisation des Zivilschutzes und der Neubesetzung der beiden Kommandos, Feuerwehr und Zivilschutz, hat uns veranlasst die beiden Bereiche unter Schutz und Rettung zusammenzufassen.
Themawechsel: Wie läuft es mit dem Neubau des Schulhauses Hübeli?
Alle Beschwerden wurden abgelehnt. Das Büro Ernst Niklaus Fausch aus Zürich übernimmt als Sieger des Studienauftrages die Planung. Sie haben Ende 2018 eine Offerte eingereicht, dann gab es zwei Jahre Unterbruch wegen den Beschwerden. Im Moment sind wir in der Bereinigung des Generalplanervertrages, was seine Zeit braucht.
Wann kann gebaut werden?
Rund sechs Monate benötigt das Vorprojekt. Dann kommen wir Ende 2022 in die Bewilligungsphase. Wenn keine Einsprachen erfolgen, kann mit einem Baubeginn Anfang 2023 gerechnet werden. Einsprachen könnten das Projekt weiter verzögern. Wenn alles glatt läuft, wird der Neubau Hübeli voraussichtlich Ende 2024/Anfang 2025 fertiggestellt.
Bleibt der Kreditrahmen bei 30 Millionen Franken?
Ja.
Wie sieht es aus beim Oberstufenzentrum Stockhorn?
Wegen des Wachstums hatten wir in den letzten Jahren 200 zusätzliche Schüler:innen in Konolfingen. Das erfordert eine Erweiterung im Oberstufenzentrum sowie der Turnhallen und Aussenanlagen. Wenn das Hübeli steht, folgt die Erweiterung des Oberstufenzentrums Stockhorn und der Sportanlagen. Voraussichtlich 2023 wird die Bevölkerung darüber abstimmen. Ohne Einsprachen rechnen wir mit einem Baustart im Jahr 2025.
Wie geht es Konolfingen als Gemeinde – mit welchen Problemen kämpft Konolfingen?
Die gesamte Verkehrsplanung rund um den Doppelkreisel ist eine Herausforderung. Vor fünf Jahren fassten wir das Ziel auf 6'000 Einwohner:innen (heute 5'300) zu wachsen. Die Infrastruktur muss für diese Grösse ausgebaut werden. Das betrifft Strassen, Schulhäuser und Sportstätten. Zudem wollen wir Sicherheit im Verkehr für alle gewährleisten. Von Konolfingen ist man in 17 Minuten am Bahnhof Bern. Viele Leute nehmen von hier den Zug, dafür werden Parkplätze benötigt.
Wunsch des Kantons ist, dass mehr Gemeinden fusionieren. Mögliche Fusionspartner von Konolfingen könnten Häutligen, Niederhünigen oder Freimettigen sein.
Eine Ortsplanungsrevision ist unterwegs – worum geht es da?
Es geht um die Verkehrs- und Raumplanung für die nächsten 20-30 Jahre. Es geht um eine Neugestaltung der beiden Kreisel. Wir müssen eine Lösung finden um die Fussgänger:innen und den motorisierten Verkehr möglichst zu entflechten. Das heisst, dass sich diese nicht mehr in die Quere kommen. Den Verkehr in den Untergrund zu verlegen ist aber illusorisch.
Weiter diskutieren wir über verdichtetes Bauen, das heisst, höhere Gebäude. Es ist denkbar, dass um die beiden Kreisel 6-7-geschossige Geschäftshäuser gebaut werden könnten. Mit dem Richtplan Raumentwicklung schaffen wir dafür eine verbindliche Grundlage.
Sie wurden 2019 in stiller Wahl gewählt, diesen Frühling nochmals – wie gefällt es Ihnen als Gemeindepräsident?
Es ist spannend. Ich mag die Herausforderung bei der Gemeinde mitwirken zu können, um langfristige Wegweiser zu setzen. Wir haben das Glück, dass wir ein Geschäftsführermodell haben. Zeitlich wäre das sonst nicht machbar. Das Gemeindepräsidium ist ein 50 Prozent-Amt. Bei einem System mit Gemeindeschreiber wären sonst sehr viele Aufgaben der Verwaltung bei mir. Das übernimmt bei uns die Geschäftsführerin.
Aber für das Gemeindepräsidium werden sie bezahlt?
Dafür gibt es einen 50 Prozent-Lohn.
Was ist mit den restlichen 50 Prozent?
Ich bin selbständig, ich habe drei Firmen gegründet. Beim Ingenieurbüro mit 50 Angestellten bin ich Verwaltungsratspräsident. Dasselbe gilt für ein Softwarebüro mit sieben Angestellten. Weiter leite ich noch Scopi, eine Firma für Bauherrenberatung, Projektleitung und Risikomanagement mit sieben Angestellten.
Das klingt nach viel Arbeit, wie viele Stunden arbeiten Sie pro Woche?
Schwierig zu sagen. Manchmal haben die Tage mehr Stunden. Meine Worklife-Balance habe ich gefunden. Sagen wir mal rund 50-60 Stunden pro Woche.
Welches ist Ihr Lieblingsort in Konolfingen? Was würden Sie einem Besucher zeigen?
Das Schloss Hünigen, die Spuren Dürrenmatts und die aktuellen Industriestandorte. Zudem würde ich mit dem Besucher an die Buchwaldstrasse gehen. Dort hats ein schönes Bänkli mit einem Blick auf Konolfingen.
[i] Heinz Suter wurde als Parteiloser auf der Liste der BDP 2013 in den Gemeinderat gewählt. 2019 wurde er in stiller Wahl ins Gemeindepräsidium gewählt. Seit 2019 ist er Mitglied des Fokus Konolfingens.