Konolfingen - Kindlers Kreuz mit dem Kreuzplatz
Bruno Kindler betreibt eine Backstube am Kreuzplatz. Für eine Überbauung hätte er seine Liegenschaft verkaufen und umziehen sollen. Jetzt ist das Projekt aber gestorben, und Kindler bleibt auf hohen Planungskosten sitzen.
Bäckermeister Bruno Kindler ist sauer. Und ratlos. Er sitzt im kleinen Büro seiner Backstube und schüttelt immer wieder den Kopf. Denn seine Backstube steht am Kreuzplatz in Konolfingen just auf jener Seite, wo eine moderne Überbauung geplant war und nun nicht zustande kommt. Er drückt auf eine Taste der Kaffeemaschine und sagt: «Ich habe bei dieser Geschichte nur verloren.»
Sechsstelliger Betrag
Seit rund acht Jahren will die Bee Architekten AG die alten Häuser auf der nördlichen Seite des Kreuzplatzes durch eine Überbauung ersetzen. Zu dem Projekt hätte auch eine Tankstelle mit Shop gehört. Dagegen hat sich die Bevölkerung erfolgreich gewehrt (wir berichteten). Und nun steht fest: Ohne Tankstelle gibt es auch keine Überbauung.
Ende Oktober hat Kindler einen Brief vom Architekturbüro Bee erhalten, der ihn noch wütender machte, als er sowieso schon war. «Da an der Bernstrasse keine Tankstelle gebaut werden kann, haben wir uns entschlossen, keine Überbauung im Zentrum zu realisieren», heisst es in dem Schreiben, das dieser Zeitung vorliegt. Kindler bleibt also, wo er ist. Allerdings hat er bereits einen «grösseren sechsstelligen Betrag» für einen Umzug ausgegeben. Dieser kommt nun nicht zustande, und das stösst ihm sauer auf. «Die Geschichte war von Anfang an nicht sauber», sagt er und nimmt einen Schluck Kaffee.
Unangebrachte Töne
Kindler betreibt seit zehn Jahren eine Backstube am Kreuzplatz 9. Über der Backstube hat er eine Wohnung, hintenraus ein kleines Stück Land. Er fühlte sich hier wohl, sagt er, und er wollte hier auch nie weg. 2007 aber klopfte der ehemalige Gemeindepräsident Peter Moser und mit ihm das Architekturbüro Bee bei Kindler an. Er solle seine Liegenschaft verkaufen, damit der «Schandfleck», wie Moser die Häuserreihe nannte, abgerissen und dann neu überbaut werden kann. Kindler wollte nicht. Doch dann habe man Druck auf ihn ausgeübt, sagt er. «Ich kenne Mittel und Wege, die Bäckerei schliessen zu lassen», habe ihm der Architekt gedroht. Der Gemeindepräsident Moser habe einen ähnlichen Ton angeschlagen. Bruno Kindler betrieb zu jener Zeit auch das Badi-Beizli in Konolfingen. Moser habe gedroht, es ihm zu entziehen, wenn er nicht verkaufe.
Irgendwann gab Kindler klein bei. «Aufgrund des öffentlichen Interesses», sagt er. «Die Abmachung war, dass ich an einem anderen Standort genau so weitermachen kann wie bisher.» Trotz der Abmachung seien ihm absurde Vorschläge unterbreitet worden, erklärt Kindler. Beispielsweise wurde ihm der Gasthof Bären angeboten. «Da hätte ich sehr viel investieren und mich dadurch auch höher verschulden müssen», sagt er. «Das will ich nicht», er sei jetzt 53 Jahre alt und wolle bis zur Pension weitermachen wie bisher. Eine Vergrösserung des Betriebs sei kein Thema, auch weil er keine Nachkommen habe.
Geschäfte hinter dem Rücken
Vor rund drei Jahren kam dann eine Gelegenheit, die auch für Bruno Kindler in Ordnung war. Es sollte ein Neubau auf Niederhüniger Gemeindegebiet sein, an der Hünigenstrasse. 3,2 Millionen Franken hätten Umzug und Neubau gekostet. «Das Architekturbüro Bee war einverstanden, der Kaufvertrag stand schon», sagt Kindler.
Das Land gehört dem Unternehmer Walter Hostettler aus Niederhünigen. Wie Bruno Kindler sagt, hat die Bee Architekten AG hinter seinem Rücken das Land von Hostettler kaufen wollen, um danach die neue Bäckerei gleich selber zu realisieren. Walter Hostettler bestätigt dies. «Man kann das anschauen, wie man will. Für mich ist dies eine plausible Vorgehensweise.» Walter Hostettler lehnte trotzdem ab.
Es bleiben nur Kosten
So hat Kindler einen eigenen Architekten beauftragt, den Neubau mit Backstube und Wohnung auf Hostettlers Land zu planen. Jetzt, wo die Bee Architekten AG von einem Kauf seiner Liegenschaft am Kreuzplatz nichts mehr wissen will, bleibt er auf den Planungskosten sitzen. «Ich weiss nicht, wie es weitergeht», sagt Kindler. «Ich arbeite einfach weiter.»
Vorwürfe
Bruno Kindler wirft dem ehemaligen Konolfinger Gemeindepräsidenten Peter Moserund der Bee Architekten AG vor, ihn unter Druck gesetzt zu haben, seine Liegenschaft zu verkaufen (siehe Haupttext). Peter Moser will sich dazu nicht äussern. Auf Anfrage sagt er: «Ich gebe keine Stellungnahme zu solchen Aussagen ab.» Die Bee Architekten AG hat sich nach mehrmaliger Nachfrage nicht gemeldet.