Konolfingen - Kauf des "Bären" ist umstritten

Der Gemeinderat von Konolfingen will den geschlossenen Gasthof Bären kaufen. Dieses Vorhaben ist umstritten. Vor allem die Sozialdemokraten schiessen scharf. Aber auch die anderen Parteien äussern Bedenken.

Laura Fehlmann, Berner Zeitung BZ
Viele Berner Gemeinden stossen ihre Liegenschaften ab, weil sie es nicht als ihr Kerngeschäft erachten, die zumeist alten Gebäude in Stand zu halten. Anders in Konolfingen. Da scheint der Gemeinderat ein Flair für sanierungsbedürftige Bauten zu haben: Zu jenem am Kreuzplatz 1 will er nun auch noch den 60-jährigen Gasthof Bären kaufen. Die Begründung: Den zahlreichen Vereinen soll ein Restaurant mit Saal zur Verfügung stehen. Derzeit verhandelt die Gemeinde mit der Besitzerin Marianne Bachmann um einen Kaufpreis von 680000 Franken. Zudem sollen in den nächsten zehn Jahren noch 700000 Franken investiert werden, wie Gemeindepräsident Peter Moser (SVP) sagt. Er hofft, dass im gleichen Zeitraum etwa gleich viele Einnahmen in die Gemeindekasse fliessen. «So müssten wir kein Fremdkapital aufnehmen.»

«Defizitgeschäft»

Die SP lässt an diesem «fragwürdigen Liegenschaftskauf» den der Gemeinderat plant, kein gutes Haar. «Das kann nur ein Defizitgeschäft werden», poltert Präsident Christian Moser. Noch vor drei Monaten habe der Gemeinderat gesagt, es gebe gar keinen finanziellen Spielraum. 2005 sind die Steuern angehoben worden. «Sparen, sparen, sparen», sei die Losung der letzten Jahre gewesen. «Und jetzt dies», so der SP-Präsident.

In der Luft liege die Frage, ob der Kauf des «Bären» ein Zückerchen sei, das die SVP den Vereinen im Hinblick auf die bevorstehenden Wahlen im Herbst mache. «Wir fragen uns auch, was für verlockende Zukunftsaussichten diese sanierungsbedürftige Liegenschaft abseits des Dorfzentrums bietet», schreibt die SP in einer Mitteilung. Moser zweifelt, ob der «Bären» jemals einen Ertrag abwerfen wird. Und er kritisiert, dass es dort nur 22 Parkplätze gibt.

«Keine Wahltaktik»

Gemeindepräsident Moser verwahrt sich dagegen, dass der «Bären»-Kauf Wahltaktik sein könnte. «Nein, wir machen noch keinen Wahlkampf und im Gemeinderat standen alle hinter dem Vorgehen bezüglich des ‹Bären›», sagt er. Hinter dem Liegenschaftskauf stecke vielmehr eine Logik: Der Gasthof Bären sei verknüpft mit dem gegenüberliegenden Dorfmuseum alter Bären. Dieses gehört bereits der Gemeinde. Zudem haben man nun seit drei Jahren positive Rechnungsabschlüsse und könne sich den Kauf leisten. «Wir haben ja nicht nur Ausgaben, sondern verdienen mit dem »Bären« hoffentlich auch Geld», so Moser. An der Oberdorfstrasse wolle man zusätzliche Parkplätze zumieten. Und Gastro-Suisse führt derzeit eine Verkehrswertschatzung durch.

FDP: «Unbehagen»

In der FDP herrscht ein «gewisses Unbehagen». «Vor allem, weil der Gemeinderat den Kauf in eigener Kompetenz abwickeln will», sagt FDP-Präsident Adrian Zimmermann. Er findet, die Bevölkerung sollte darüber abstimmen können. Der Gemeinderat Konolfingen darf aber über Liegenschaftsgeschäfte bis zu einer Million Franken selber entscheiden. Werden der Kaufpreis von 680000 und die Investitionen von 700000 Franken addiert, übersteigt dies eine Million. «Juristisch gesehen wäre in diesem Fall vielleicht sogar eine Aufsichtsbeschwerde möglich», sinniert Adrian Zimmermann.

EVP: «Kritische Fragen»

Auch in der EVP stelle man sich «kritische Fragen», sagt Präsident Fritz Niederhäuser. Diese kritischen Punkte habe der Vorstand zusammengefasst und dem Gemeinderat zugestellt. Die Partei finde, es sei ungewiss, ob man einen Pächter finde, geschweige einen Gewinn erwirtschaften könne. «Und man weiss auch nicht, ob die Vereine überhaupt in den »Bären« gehen werden», sagt Niederhäuser.

SVP-Präsident Christian Wüthrich dagegen glaubt, dass die Bevölkerung wünsche, dass der Gasthof den Vereinen zur Verfügung stehe. «Meiner Meinung gehört es allerdings nicht zum Kerngeschäft einer Gemeinde, eine Wirtschaft zu führen», ist Wüthrichs persönliche Meinung.

Ein Artikel aus der

www.konolfingen.ch

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Erstellt: 10.03.2009
Geändert: 10.03.2009
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