Konolfingen - Jugendliche besuchen Asylsuchende im Durchgangszentrum

Bei einem Besuch im Durchgangszentrum lernten Schülerinnen und Schüler in Konolfingen die Realität von Flüchtlingen in der Schweiz kennen. Der Besuch fand im Rahmen einer Projektwoche zum Thema Migration und Integration statt.

Anina Bundi, anina.bundi@bern-ost.ch
Die Projektwoche der 7. Klassen in Konolfingen stand unter dem Motto "Integration - was habe ich davon". Das Ziel der Woche war es, die Schülerinnen und Schüler für das Thema Migration zu sensibilisieren. Sie sollten sich in die Lebenssituation von Migrantinnen und Migranten hineinversetzen und erfahren, was es heisst, auf der Flucht zu sein.
 
Weiter sollten sie lernen, wie ein Asylverfahren in der Schweiz abläuft und sich mit den Hintergründen von Migration und Integration beschäftigen.
 
Freiwillig nachsitzen
 
Es gab Rollenspiele, es wurde aserbaidschanisch und philippinisch getanzt und auf serbisch gerappt. Die 7.Klässler lernten vier häufige Herkunftsländer von Migrantinnen und Migranten in der Schweiz kennen und bekamen ein aserbaidschanisches Mittagessen serviert. Am Donnerstag besuchten sie als Abschluss der Projektwoche das Durchgangszentrum (DZ) in Konolfingen.
 
Am Freitag Vormittag gingen sie dann Schlittschuhlaufen und hatten danach frei. Alle ausser Felix Gygax, Sathurijan Sivarajah, Célina Joss und Luca Sassara. Die vier waren bereit, nachzusitzen und für BERN-OST von ihrem Besuch im DZ zu erzählen.
 
Neue Realitäten
 
Alle waren zum ersten Mal in einem DZ. Was war das Überraschendste, dass sie erfahren haben? Luca spricht die Vorstellung an, dass Asylsuchende nur faul herumsitzen würden: "Ich wusste schon, dass nicht alles stimmt, was man hört. Aber besonders überrascht hat mich, wie gerne alle arbeiten würden." Er habe erfahren, dass sie während dreier Monate überhaupt nicht arbeiten dürfen, und dass sie danach wegen ihrem unsicheren Status kaum jemand anstellen mag.
 
Sathurijan hat besonders beeindruckt, dass Asylsuchende pro Tag nur 9.50 Franken für Essen und persönliche Bedürfnisse zur Verfügung haben: "Für uns ist es so selbstverständlich, dass immer zu essen da ist."
 
Lehrer Lehmann erzählt, grosse Augen habe es bei seinen Schülerinnen und Schülern auch beim Anblick der Vierer-Zimmer gegeben: "Manche sagten, sie hätten zuhause für sich allein ein grösseres zur Verfügung."
 
Fluchtgeschichten und Töggeliturnier
 
Auf dem Programm standen auch Gespräche mit Bewohnern des DZ. Felix sagt: "Ein Mann aus Eritrea erzählte, dass er auf der Flucht drei Mal im Gefängnis war wegen illegaler Einwanderung. Er war sechs Jahre unterwegs."
 
Beim Töggelen gab es schliesslich die Gelegenheit, einander über die Sprachgrenzen hinweg kennenzulernen.
 
Alle sind sich einig, dass der Besuch sie verändert hat. Célina sagt: "Eindeutig, sicher uns alle. Ich weiss jetzt Bescheid, wie es wirklich ist. Diese Situation wünscht man wirklich niemandem."

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Erstellt: 15.03.2014
Geändert: 15.03.2014
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