Konolfingen - Fast vergessene Handwerkskunst

In einer Sonderausstellung im Dorfmuseum Konolfingen präsentieren Wally Ribaux und Therese Zingg Kostbarkeiten. Handwerkskunst wie Spinnen, Klöppeln oder Frivolité kann hautnah erlebt werden.

Willi Blaser / Wochen-Zeitung
Das Sammeln und Erhalten von Gegenständen aus vielen Bereichen des täglichen Gebrauchs und des Kunsthandwerks ist für die beiden Seeländerinnen Wally Ribaux und Therese Zingg eine langjährige Leidenschaft. Zu jedem Stück ihrer Sammlung wissen sie eine Geschichte, wie zum Beispiel jene der ausgestellten Müngertracht. «Der nachmalige Jugend- und Berndeutschschriftsteller und Radiomann Ernst Balzli heiratete die älteste Tochter eines Pfarrers, Dora Schweizer. Die Blumen der prächtigen Bauerngärten und die hübsche Pfarrerstochter haben den Naturliebhaber und Imker wohl zum Schreiben der Berndeutschgedichte inspiriert. «‹Frouehärzli› widmete er seiner jungen Frau», weiss Wally Ribaux. Dora Balzli-Schweizer habe die Blütenzweige dieser Pflanze eigenhändig in so genannter Nadelmalerei auf das Seidenmieder und den Göller ihrer neuen Müngertracht gestickt.

Kulturgut erhalten

Ob aus familieneigenen Erbschaften, an Brocanten oder an Flohmärkten, die beiden Ausstellerinnen finden ihre «Schätze» fast überall. Dabei steht nicht deren materieller Wert im Vordergrund, sondern die Funktion als erhaltenswertes Kulturgut und Spiegelbild vergangener Lebensweisen. Bei ihren Entdeckungsreisen lassen besonders die nostalgischen Textilien ihre Frauenherzen höher schlagen. Sie liebäugeln mit feinen Spitzen, Stickereien, aufwendig gearbeiteter Kleidung und dekorativen Accessoires aus Urgrossmutters Zeiten. Aber auch eifrig gestrickte Musterbänder oder ABC-Sticktücher mit dem Namen der Stickerin und der entsprechenden Jahreszahl erinnern Therese Zingg an ihren Handarbeitsunterricht, den sie während vielen Jahren erteilte.

Handwerkskunst hautnah miterleben

Mit der Sonderausstellung «Nadel, Faden, Fingerhut, textiles Handwerk aus zwei Jahrhunderten» im Dorfmuseum haben die beiden ambitionierten Sammlerinnen eine wertvolle und attraktive Retrospektive zum textilen Hand- und Kunsthandwerk mit Exponaten aus den letzten zwei Jahrhunderten gestaltet. Damit geben sie breitgefächerte Einblicke in fast vergessene und doch so faszinierende Arbeitstechniken und beleben die Schönheit der verwendeten Materialien mit den zum Handwerk erforderlichen Utensilien.

Im Laufe der Ausstellung finden für die Besucherinnen und Besucher Vorführungen statt. Sie können der Arbeit am Spinnrad zusehen oder die Herstellung von Frivolité-Spitzen, Kunststicken und anderen Handarbeiten verfolgen.

Öffnungszeiten an folgenden Sonntagen jeweils von 14 bis 17 Uhr: 20. März, (Spinnen, Frivolité); 3. April; 17. April, (Spinnen, Frivolité); 1. Mai; Sonntag, 15. Mai, (Klöppeln, Frivolité, Kunststicken); 5. Juni; 19. Juni, (Spinnen, Frivolité); 4. September; 18. September, (Klöppeln, Frivolité, Kunststicken); 2. Oktober; 16. Oktober, (Spinnen, Frivolité); 6. November, (Klöppeln, Frivolité, Kunststicken); 20. November, (Spinnen, Frivolité). Kontakttelefon: 031 791 18 63; www.museum-alter-baeren.ch.

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Erstellt: 10.03.2011
Geändert: 10.03.2011
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