Konolfingen - Drei Tonnen Granit für ein diplomatisches Schwergewicht

Dem grossen Diplomaten Walter Stucki zu Ehren hat die Gemeinde gestern eine Gedenktafel enthüllt. Seine Enkel erinnern sich noch gut, wie der "grosse Stucki" war, wenn er nicht um Geld und Frieden feilschte.

dog, Berner Zeitung
Bernhard und Thomas Hopf überliessen das Rednerpult gestern den anderen. In der ersten Reihe standen die beiden Enkel von Walter Stucki, mit Anzug und Krawatte, und hörten zu, wie Ueli Maurer ihren Grossvater in den höchsten Tönen lobte. Der Bundespräsident kam extra nach Konolfingen auf den Ballenbühl, um den Diplomaten zu ehren, der vor 50 Jahren gestorben ist. Später enthüllten die Urenkel Martina Barandun und Michael Hopf einen Granit mit einer Gedenktafel zu Ehren des berühmtesten Konolfingers.

Mit Fahne und Pistole

Walter Stucki galt als arrogantes Genie, als einer der grössten Diplomaten in der Schweizer Geschichte. In seiner Laufbahn schloss er etliche Abkommen ab. Während des Zweiten Weltkriegs fuhr er mit seinem Dienstmercedes durch Frankreich, eine Schweizer Fahne auf dem Dach und eine Maschinenpistole auf dem Beifahrersitz. Mit Verhandlungen rettete er die Stadt Vichy vor den Bomben der Deutschen. Nach dem Krieg kämpfte er um den Ruf der Schweiz und verhandelte mit den Siegermächten. In Bern wurde er als «grand Stucki» bezeichnet, oder gar als «achter Bundesrat». Darauf soll Stucki erwidert haben: «Wenn ich Bundesrat wäre, wäre ich nicht der achte.»

«Dominante Vaterfigur»

Zumindest eines haben Bernhard und Thomas Hopf gemeinsam mit ihrem Grossvater: Die Körpergrösse. Stucki war 1,87 Meter gross und überragte damit die meisten seiner Rivalen. «Im Militär war ich einen Zentimeter grösser als er», sagt Bernhard Hopf und lacht. Die beiden Brüder haben nicht nur den «grossen Stucki» erlebt, sondern auch den Grossvater Stucki. Ihr Vater starb früh. Darum wuchsen Bernhard und Thomas Hopf bei ihren Grosseltern auf, in der heutigen Villa Stucki in Bern. «Er hatte eine grosse Autorität, aber im Alter wurde er milder», erinnert sich Bernhard Hopf. «Am Mittagstisch wurde meistens über Politik und Geschichte diskutiert. Das war seine grosse Leidenschaft.» 1963 starb Walter Stucki. Bernhard Hopf war damals 19-jährig, sein Bruder 16. «Das war ein grosser Einschnitt, er war eine dominante Vaterfigur», sagt Bernhard Hopf. «Ich wusste, dass ich eine solche Persönlichkeit so bald nicht mehr treffen werde.» Heute arbeite man oft im Team. Da habe es weniger Platz für solch herausragende Figuren.In Konolfingen jedenfalls hat der «grosse Stucki» nun seinen Platz, auf dem Ballenbühl. Mit viel Aussicht – wie schon zu Lebzeiten.


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Erstellt: 14.09.2013
Geändert: 14.09.2013
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