Konolfingen - Die Furcht vor dem Unbekannten
Die Delegiertenversammlung der Emmental Versicherung in Konolfingen segnete das solide, aber nicht glänzende Jahresergebnis ohne Probleme ab. Im zweiten Teil brachte Bertrand Piccard, der mit seinem Ballon als erster Mensch die Welt umrundete, um
jom, Wochen-Zeitung
Zuerst zum geschäftlichen Teil: Verwaltungsratspräsident Thomas Rychen und Geschäftsleiter Enrico Casanovas mussten zwar von einem bescheidenen Ergebnis berichten (WZ vom 10. April). Im Vergleich zu den meisten Konkurrenten der Branche sei es aber ein sehr gutes, denn viele Versicherer haben letztes Jahr Milliarden in den Sand gesetzt.
Konkurrenz schnitzerte grob
Casanovas liess durchblicken, dass nicht nur die allgemein diffizile Marktlage und die Krise an den Börsen für die Schwierigkeiten einiger Branchenriesen verantwortlich seien, sondern auch kolossale Fehleinschätzungen einiger «Barone». Für die Emmental Versicherung konnte er in Anspruch nehmen, «in keine wilden Internetprojekte investiert» zu haben. Deshalb gab es immerhin ein ausgeglichenes Jahresergebnis, dank der Auflösung stiller Reserven. Trotzdem verzichtete man nicht auf eine Gewinnausschüttung, denn die Profite aus den Vorjahren erlaubten diesen Schritt. Das Prämienvolumen steigerte die Versicherung auch in einem solch heiklen Jahr um fast fünf Prozent. Ausserdem wurde wacker in eine neue Software und in den Ausbau des Hauptsitzes in Konolfingen investiert.
Piccard: kein simpler Reisebericht
Im zweiten Teil der vormittäglichen Versammlung wurden die Delegierten Zeugen eines der seltenen Auftritte von Bertrand Piccard im deutschen Sprachraum. Er hatte 1999 zusammen mit Brian Jones in 20 Tagen als erster die Welt in seinem «Breitling Orbiter» umrundet. Wer nun allerdings gedacht hat, Piccard erzähle einen simplen Reisebericht, sah sich im Irrtum. Vielmehr benützte er sein Abenteuer, um über das Leben an sich zu sprechen und er machte dies, ohne in esoterische oder moralisierende Gefilde abzudriften.
Nur vom Wind treiben lassen
In gutem Deutsch erzählte der Abenteurer, wie er früher als Gleitschirmpilot die Ballonfahrer belächelt habe. Denn in der Tat kann ein Ballonfahrer nichts anderes tun, als sich vom Wind treiben zu lassen. Piccard hingegen genoss es, über sein Flugobjekt Kontrolle, Kraft und Beherrschung auszuüben. Bloss dämmerte ihm allmählich, dass mit totaler Kontrolle, ohne Zweifel und Fragezeichen, das Leben programmiert und vorhersehbar werde, ein veritables Gefängnis. «Nur das Unbekannte öffnet neue Horizonte», erkannte er. Wer sich dazu durchringt, das Kontroll- und Sicherheitsdenken zu überwinden, die Angst zu besiegen, wer sich vom Wind treiben lässt und nicht stets dagegen ankämpft, muss neue Methoden finden, muss Dinge tun, die nie gelernt wurden, die von innen kommen. Erst in solchen Situationen entstehe Kreativität und Innovation, allerdings mit dem Risiko, zu scheitern.
Wespen und Bienen
Gescheitert ist Piccard mehrmals: seine ersten beiden Weltumrundungsversuche endeten mit Notlandungen im Mittelmeer und in Südostasien. Danach habe er seine Strategie komplett verändert; wie eine Wespe habe er nach dem offenen Fenster gesucht Seine Konkurrenten seien immer wieder wie die Bienen ins selbe geschlossene Fenster gerasselt. Piccard baute eine neue Kapsel und eine neue Hülle. Um als Erster eine Genehmigung für den Überflug Chinas zu erhalten, sprach er persönlich vor und äusserte Verständnis und Respekt vor den chinesischen Bedenken. Diese waren gerührt, dass zum ersten Mal nicht gesagt wurde «wir wollen, wir brauchen, ihr müsst», sondern «wir bitten Sie, wir wären froh, Sie wären uns eine grosse Hilfe». Das Team erhielt die Erlaubnis. Grossen Wert legte Piccard auf den Teamgedanken: «Nicht ich und Brian Jones haben es geschafft, sondern alle 50 Teammitglieder. Alle haben mit uns gearbeitet, nicht für uns.»
Leben ist wie Ballon fahren
Piccard erklärte, das Leben sei in vielerlei Hinsicht wie Ballon fahren. Oft seien wir Gefangene der «Winde des Lebens». Die einzige Möglichkeit, die Richtung zu ändern, sei die Wahl einer anderen Flughöhe. Dazu müsse Ballast abgeworfen werden, nämlich Sicherheit, Dogmen, scheinbare Gewissheiten. Die Philosophie Piccards trifft am besten ein Zitat, welches seine Erfahrungen exakt wiedergibt: «Ich hoffe auf die Kraft zu ändern, was zu ändern ist. Ich hoffe auf den Mut zu akzeptieren, was nicht zu ändern ist. Ich hoffe auf die Klugheit, das eine vom anderen zu unterscheiden.»
www.wochen-zeitung.ch
www.emmental-versicherung.ch
Konkurrenz schnitzerte grob
Casanovas liess durchblicken, dass nicht nur die allgemein diffizile Marktlage und die Krise an den Börsen für die Schwierigkeiten einiger Branchenriesen verantwortlich seien, sondern auch kolossale Fehleinschätzungen einiger «Barone». Für die Emmental Versicherung konnte er in Anspruch nehmen, «in keine wilden Internetprojekte investiert» zu haben. Deshalb gab es immerhin ein ausgeglichenes Jahresergebnis, dank der Auflösung stiller Reserven. Trotzdem verzichtete man nicht auf eine Gewinnausschüttung, denn die Profite aus den Vorjahren erlaubten diesen Schritt. Das Prämienvolumen steigerte die Versicherung auch in einem solch heiklen Jahr um fast fünf Prozent. Ausserdem wurde wacker in eine neue Software und in den Ausbau des Hauptsitzes in Konolfingen investiert.
Piccard: kein simpler Reisebericht
Im zweiten Teil der vormittäglichen Versammlung wurden die Delegierten Zeugen eines der seltenen Auftritte von Bertrand Piccard im deutschen Sprachraum. Er hatte 1999 zusammen mit Brian Jones in 20 Tagen als erster die Welt in seinem «Breitling Orbiter» umrundet. Wer nun allerdings gedacht hat, Piccard erzähle einen simplen Reisebericht, sah sich im Irrtum. Vielmehr benützte er sein Abenteuer, um über das Leben an sich zu sprechen und er machte dies, ohne in esoterische oder moralisierende Gefilde abzudriften.
Nur vom Wind treiben lassen
In gutem Deutsch erzählte der Abenteurer, wie er früher als Gleitschirmpilot die Ballonfahrer belächelt habe. Denn in der Tat kann ein Ballonfahrer nichts anderes tun, als sich vom Wind treiben zu lassen. Piccard hingegen genoss es, über sein Flugobjekt Kontrolle, Kraft und Beherrschung auszuüben. Bloss dämmerte ihm allmählich, dass mit totaler Kontrolle, ohne Zweifel und Fragezeichen, das Leben programmiert und vorhersehbar werde, ein veritables Gefängnis. «Nur das Unbekannte öffnet neue Horizonte», erkannte er. Wer sich dazu durchringt, das Kontroll- und Sicherheitsdenken zu überwinden, die Angst zu besiegen, wer sich vom Wind treiben lässt und nicht stets dagegen ankämpft, muss neue Methoden finden, muss Dinge tun, die nie gelernt wurden, die von innen kommen. Erst in solchen Situationen entstehe Kreativität und Innovation, allerdings mit dem Risiko, zu scheitern.
Wespen und Bienen
Gescheitert ist Piccard mehrmals: seine ersten beiden Weltumrundungsversuche endeten mit Notlandungen im Mittelmeer und in Südostasien. Danach habe er seine Strategie komplett verändert; wie eine Wespe habe er nach dem offenen Fenster gesucht Seine Konkurrenten seien immer wieder wie die Bienen ins selbe geschlossene Fenster gerasselt. Piccard baute eine neue Kapsel und eine neue Hülle. Um als Erster eine Genehmigung für den Überflug Chinas zu erhalten, sprach er persönlich vor und äusserte Verständnis und Respekt vor den chinesischen Bedenken. Diese waren gerührt, dass zum ersten Mal nicht gesagt wurde «wir wollen, wir brauchen, ihr müsst», sondern «wir bitten Sie, wir wären froh, Sie wären uns eine grosse Hilfe». Das Team erhielt die Erlaubnis. Grossen Wert legte Piccard auf den Teamgedanken: «Nicht ich und Brian Jones haben es geschafft, sondern alle 50 Teammitglieder. Alle haben mit uns gearbeitet, nicht für uns.»
Leben ist wie Ballon fahren
Piccard erklärte, das Leben sei in vielerlei Hinsicht wie Ballon fahren. Oft seien wir Gefangene der «Winde des Lebens». Die einzige Möglichkeit, die Richtung zu ändern, sei die Wahl einer anderen Flughöhe. Dazu müsse Ballast abgeworfen werden, nämlich Sicherheit, Dogmen, scheinbare Gewissheiten. Die Philosophie Piccards trifft am besten ein Zitat, welches seine Erfahrungen exakt wiedergibt: «Ich hoffe auf die Kraft zu ändern, was zu ändern ist. Ich hoffe auf den Mut zu akzeptieren, was nicht zu ändern ist. Ich hoffe auf die Klugheit, das eine vom anderen zu unterscheiden.»
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