Konolfingen - Der Hochwasserschutz ist blockiert

Der Wasserbauverband Chisebach präsentierte an einem Infoabend die Hochwasserschutzpläne für Konolfingen. Die Diskussion im Anschluss drehte sich aber um ein anderes Teilprojekt.

Quentin Schlapbach, Berner Zeitung BZ
Das Fazit des Abends war ernüchternd: Man war sich einig, dass man sich nicht einig ist. Und besonders ernüchternd: Die Chance auf eine künftige Einigkeit ist verschwindend klein. Der Hochwasserschutz rund um Konolfingen wird ein Fall für die Gerichte. Aber dazu später.
 

Zuerst zur Ausgangslage: Die Chise entspringt in Bowil und mündet in Kiesen in die Aare. Auf diesem Weg durchfliesst der Bach zehn Gemeinden. Seit Jahren ist bekannt, dass der Hochwasserschutz im Kiesental unzureichend ist. «Wir haben ein klares Schutzdefizit», sagt Daniel Hodel (SVP), Gemeindepräsident von Konolfingen und Präsident des Wasserbauverbandes Chisebach am Donnertagabend den rund 50 Besuchern.

Immer wieder verliess die Chise in den letzten Jahren ihr Flussbett. Besonders in Erinnerung bleibt das Hochwasser von 1977. Letztmals von Überflutungen betroffen war das Gebiet im Sommer 2014. Um das Risiko zu minimieren, schlossen sich die zehn Gemeinden im Jahr 2003 zusammen und gründeten den Wasserbauverband Chisebach. Und seither wird gestritten.

Landbesitzer wehren sich

Von den fünf grösseren Teilprojekten (die Gesamtprojektsumme beläuft sich auf rund 32 Millionen Franken) wurde in diesen 13 Jahren erst eines umgesetzt: das Rückhaltebecken im Groggenmoos in Bowil. Dort können im Notfall 150'000 Kubikmeter Wasser zurückgehalten werden. Die nächste Etappe wäre das Rückhaltebecken im Hüningenmoos.

Und genau dort liegt der Hund begraben. Das Projekt – zwei Dämme und die Verlegung des Bachs – würde gut 10 Hektaren Kulturland beanspruchen. Weitere 30 Hektaren wären bei Jahrhunderthochwassern als Flutland vorgesehen. Zu viel für die betroffenen Landbesitzer: Sie reichten beim Verwaltungsgericht dagegen Beschwerde ein.

Ausserdem ergriffen sie gegen den Kredit (12,1 Millionen für das Teilprojekt) das Referendum. Nun müssen alle zehn Gemeinden über das Geschäft befinden. Aber dies geschieht nicht, bevor der Entscheid des Verwaltungsgerichts gefällt ist. Auf diesen Entscheid wartet man seit gut einem Jahr. Und schon jetzt ist klar, dass die Landbesitzer den Fall bis vors Bundesgericht ziehen würden – mit der finanziellen Unterstützung des Bauernverbands.

Passiert überhaupt etwas?

Die Diskussion im Anschluss an die Präsentation drehte sich einzig und allein um dieses Thema: die geplanten Massnahmen im Hüningenmoos. Das Absurde: In der Präsentation zuvor ging es gar nicht um dieses Projekt, sondern um die Massnahmen, die im Dorf Konolfingen geplant sind. Auch hier sind Renaturierungsmassnahmen für die Chise geplant (Projektsumme: vier Millionen Franken).

Aber: Wenn das Teilprojekt Hüningenmoos nicht realisiert werde, sei das vorgestellte Konzept nicht das richtige, so Rolf Künzi, der planende Ingenieur. Sprich: Solang im Hüningenmoos nicht gebaut wird, passiert auch in Konolfingen nichts. Trotzdem hat man für das Teilprojekt ein Mitwirkungsverfahren gestartet – mit der Gefahr, dass dieses zur reinen Makulatur verkommt.


Fehler gefunden?
Statistik

Erstellt: 10.09.2016
Geändert: 10.09.2016
Klicks heute:
Klicks total: