Konolfingen - Das "Gecko" ist nun ein Ort fürs ganze Leben

Das Haus der Wohngruppe Gecko hat ein Lifting hinter sich. Dank dem Umbau können geistig behinderte Menschen zukünftig auch ihren Lebensabend im Wohnheim verbringen.

Quentin Schlapbach, Berner Zeitung BZ

Zwischen Tradition und Moderne liegt am Kirchbühl 9 in Konolfingen nur ein Schritt. Hier der traditionelle Holzaltbau, da der neue moderne Anbau. Die beiden Gegensätze beissen sich aber überhaupt nicht. Im Gegenteil: Den Bewohnern, den Angehörigen und auch den Mitarbeitenden scheint es in den neuen alten vier Wänden zu gefallen. Die Rückmeldungen in Wort und Miene am Tag der offenen Tür sprachen diesbezüglich Bände.

«Wir wollten mit dem Umbau erreichen, dass die Bewohner auch im hohen Alter hier wohnen können», sagt Kathrin Wanner von der Stiftung BWO. Vier Monate hat der Umbau gedauert. Lift, Rollstuhlbegehbarkeit, keine Schwellen und Absätze mehr: Das sind die grossen Neuerungen. In den letzten Jahren mussten zwei Personen das Wohnheim verlassen. Der Grund: Ihre Physis liess das Wohnen im alten Haus nicht mehr zu. Sie mussten in ein Pflegeheim. «Das ist für viele ein schwerer Einschnitt», sagt Wanner.

Bei geistig behinderten Menschen ist der Alterungsprozess im Vergleich zu jenen ohne geistige Beeinträchtigung unterschiedlich. Sie altern früher, haben eine andere Lernbiografie und meist auch ein kleineres familiäres Umfeld. Umso wichtiger ist deshalb ein soziales Umfeld. Und dieses finden sie in der Wohngruppe.

Ein Hometrainer im Zimmer

Acht solche Wohngruppen betreut die Stiftung BWO im Oberemmental. Die Wohngruppe Gecko in Konolfingen ist speziell für ältere Leute konzipiert. Heute wohnen hier sieben Leute. Einer von ihnen ist Simon Grauwiler. Der Mittvierziger gehört zu den jüngeren Bewohnern im Haus. «Komm, ich zeig dir mein Zimmer», sagt er und schreitet bestimmt Richtung Eingangsbereich. Obwohl er zu jenen gehört, die noch gut zu Fuss sind, will er dennoch den neuen Lift benutzen. Dieser macht bereits im ersten Stock halt. «Hier entlang», sagt Grauwiler und läuft bis zur zweitletzten Tür im Gang. Da ist sein Reich: ein helles Zimmer mit Balkon und einem Hometrainer. Die Fitness darf schliesslich nicht unter dem neuen Lift leiden.

Ein Zuhause bis in den Tod

Ein Ort zum Leben soll das Haus für die Bewohner sein. Und das bis zum Ende ihrer Tage. In anderen BWO-Wohnheimen ist eine Palliativpflege heute schon möglich. Dies zeigte sich im vergangenen Dezember. Einer der Bewohner lag damals im Sterben. Trotz den Umständen konnte er seine letzten Tage in vertrauter Atmosphäre verbringen. Die Bewohner und die Mitarbeiter begleiteten ihn auf seiner letzten Reise. «Es war ein schönes Erlebnis für alle», sagt Kathrin Wanner rückblickend.


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Erstellt: 16.04.2016
Geändert: 16.04.2016
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