Konolfingen - Auch hier regt sich Widerstand

Das Chonolfingermoos gehört zu den drei möglichen Standorten für eine neue Werkstätte der BLS. Eine Werkstätte, die niemand vor der eigenen Haustür haben will. Das zeigte der Infoabend am Mittwoch in aller Deutlichkeit.

Quentin Schlapbach, Berner Zeitung BZ
Die Sitzung war gut eineinhalb Stunden alt, als ein Mann die Frage stellte, die allen im Saal auf der Zunge brannte: «Mal ganz ehrlich: auf einer Skala von eins bis zehn, wie realistisch ist es, dass diese Werkstatt in Konolfingen gebaut wird?» Die Frage war an Bernhard Antener gerichtet. Bis dahin hagelte es Salven voller Negativvoten auf den Präsidenten der BLS-Begleitgruppe nieder. Antener zögerte kurz und antwortete trocken: «Sie glauben jetzt nicht, dass ich hier Selbstmord begehe.»
 

Humor ist die Waffe der Entwaffnung. Antener musste sie ab und zu einsetzen, um sich zur Wehr zu setzen. Wie schon am Montagabend hatte er einen einsamen Part vorne auf der Bühne. Zu Wochenbeginn informierte er einen Teil der Anwohner in Bern-West (Riedbach), einem weiteren möglichen Standort für die BLS-Werkstätte. Die Ergebnisse der beiden Infoabende sind dieselben: Die Ankündigung von Widerstand bis zum bitteren Ende.

Wie die Bühne eines Theaters

Einer dieser Gegner ist Christian Buri. Er ist als Anwohner, Bauer und Landbesitzer vom Projekt direkt betroffen. Aus allen Wolken sei er gefallen, als er von den Plänen erfahren habe. «Ich dachte das sei ein Witz. In Konolfingen wären so viele Leute betroffen», so Buri. Lärmbelastung, Lichtemissionen, Verlust von Kulturland: ein Gegenargument nach dem anderen zählte der Landwirt auf. Dass das Werk anderswo – Hauptsache, nicht vor der eigenen Haustür – zu stehen kommt, will Buri aber auch nicht. «Auch wir haben mit den Betroffenen in Riedbach letztes Jahr mitgelitten», sagte er. Er forderte die Begleitgruppe deshalb auf, weitere Alternativen zu prüfen.

Ein Werk im Wald, ein Werk unter Boden: Hauptsache, möglichst wenig Leute wären betroffen. «Wir werden alle uns zur Verfügung stehenden Mittel einsetzen, um das Chonolfingermoos zu erhalten», schloss er und erntete eine stehende Ovation. Buris Folgeredner stellten vor allem den Lärm ins Zentrum ihrer Kritik. Wie die Bühne eines Theaters liege das Moos unterhalb des besiedelten Hanges, beschrieb ein Votant die Lage. «Da hört man auch auf den obersten Rängen, was unten ­abgeht», sagte er. «Wo bleibt der gesunde Menschenverstand?», fragte einer vorwurfsvoll. Und immer wieder: tosender Applaus.

Die schweigende Masse

Antener liess die Wortmeldungen in Winkelried-Manier über sich ergehen. Ab und zu nahm er zu einem Punkt sachlich Stellung. Als guten Grund, wieso das Werk schlussendlich in Konolfingen gebaut werden könnte, nannte er vor allem einen: Weil das Gebiet den Anforderungen entspricht. Wie schwierig es ist, diese zu erfüllen, zeigte Antener in seiner Präsentation detailliert auf.

Auch Konolfingens Gemeinderäte waren am Infoabend zugegen. Deren Präsident Daniel Hodel (SVP) sagte, dass es auch für ihn eine Hiobsbotschaft gewesen sei, als er von den Plänen vernommen habe. Es gelte aber, im Rahmen des Prozesses nach Lösungen zu suchen, so Hodel pragmatisch.

Positive Voten gab es keine. Die Erkenntnis, dass jeder saubere, funktionierende Züge haben will, dafür aber so wenig wie möglich bezahlen und auch sonst nicht beeinträchtigt werden will, etwa durch eine Werkstätte, gab es auch in Konolfingen. Ein Votant sprach diesen Widerspruch direkt an («Das sollten wir uns alle einmal überlegen»), machte dann aber sogleich wieder einen Rückzieher: «In Konolfingen will ich diese Werkstätte aber auch nicht.»


Werkstätte in Worb?

Am Infoabend bestätigte Bernhard Antener, Präsident der BLS-Begleitgruppe, dass die Suche nach einem geeigneten Standort auch nach der ersten Evaluation weitergehe. Ein Hinweis aus der Bevölkerung brachte ihn auf das Areal östlich des Landi-Standorts in Worb. "Ich habe dieses Gebiet zur Überprüfung ans Projektsekretariat und an die technischen Fachleute weitergeleitet", so Antener. Diese sogenannte technische Überprüfung sei nun am Laufen, so Antener. Allerdings: In dieser technischen Überprüfung sind seit Beginn der Evaluation 39 der anfangs 42 möglichen Standorte weggefallen. Worb war aber nicht auf dieser Liste. Diese vage neue Möglichkeit dürfte aber keinen Einfluss auf das weitere Vorgehen haben. Noch vor den Herbstferien will die BLS-Begleitgruppe ihre Empfehlung abgeben.

Siehe auch News-Berichte:

- BLS-Werkstätte im Chonufingermoos: Der Widerstand formiert sich vom 14.5.2016
- BLS: Kommt die umstrittene Werkstätte nach Konolfingen vom 2.5.2016


Fehler gefunden?
Statistik

Erstellt: 03.06.2016
Geändert: 03.06.2016
Klicks heute:
Klicks total: