Konolfingen - Anschluss an die grosse weite Welt
1864 kam die Eisenbahn ins Emmental. Das Zentrum von Konolfingen entstand erst dank der Bahnstation.
Nina Susedka, "Der Bund"
Am Samstag und Sonntag werden historische Züge das Schienennetz rund um Konolfingen in Beschlag nehmen und bei manchem nostalgische Gefühle wecken - an eine Zeit, in der die Eisenbahn für Aufbruch, Entwicklung und modernste Technik stand. Am Wochenende feiern Konolfingen, BLS, SBB und Dampfbahn Bern mit einem grossen Eisenbahnfest das 150-jährige Bestehen der Bahnstrecke Bern-Langnau.
Eine Station im Nirgendwo
Die Eisenbahn polarisierte und bewegte die Menschen in der Mitte des 19. Jahrhunderts. Ab den 1850er-Jahren warteten viele ländliche Dörfer ungeduldig auf eine Erschliessung. Man wusste: Wer die Bahn hat, dessen Güter werden in die Welt hinausgetragen, der zieht Passagiere und Händler an und der erlebt einen wirtschaftlichen Aufschwung. Doch gab es auch Skeptiker. Diese fürchteten den schädlichen Einfluss von aussen auf Land und Leute. Während in Worb die Skepsis vorherrschte, freuten sich die Bürgerinnen und Bürger von Gysenstein und Stalden (heutiges Konolfingen) über die neue Bahnstrecke zwischen Bern und Langnau, welche 1864 den Betrieb aufnehmen sollte. «Der Bau dieser Bahnlinie war von immenser Wichtigkeit für das Emmental, um den Anschluss an die Welt nicht zu verlieren», sagt Werner Weber vom Dorfmuseum Alter Bären in Konolfingen.
«Weitblick war sensationell»
Die Strecke verband Bern über Langnau mit Luzern und damit mit der damals geplanten Gotthard-Achse. Als eine von mehreren Haltestellen wurde eine Kreuzung von fünf Strassen definiert, welche auf dem Gemeindegebiet von Stalden lag. «Dieses Strassennetz bildete eine ideale Voraussetzung für den Bau des Bahnhofes inmitten dieses Niemandslandes», erklärt Werner Weber. Denn ein Dorf gab es dort zu dieser Zeit nicht - nur ein paar Häuser. Die Eisenbahn brachte ab 1864 zwar einen wirtschaftlichen Auftrieb für die Region und das Gebiet rund um die neue Bahnstation, doch erst die Verknüpfung mit der Linie Burgdorf-Thun ab 1899 machte Konolfingen zu einem wichtigen Knotenpunkt und brachte den gewünschten Aufschwung für das Dorf. Denn nun lag man auf der Achse zwischen Berner Oberland und Gotthard. Dies gab auch den Ausschlag dafür, dass sich die Berner Alpen-Milchgesellschaft (heute Nestlé) für den Standort Konolfingen entschied. «Der Weitblick von damals ist sensationell», sagt Weber. Konolfingen wurde 1899 zum technischen Zentrum der ersten elektrischen Vollbahn Europas. «Das machte den Bahnhof zu einem Pionierstandort.»
Erinnerungen lebendig halten
Auch heute ist die Geschichte des Bahnhofs Konolfingen nicht abgeschlossen. Das Dorf hat sich in den vergangenen Jahren zu einem beliebten Wohnort entwickelt. Dies führte zu einem stetig wachsenden Pendlerstrom und gestiegenen Sicherheitsanforderungen. Ab 2015 wird der Bahnhof deshalb saniert. «Konolfingen ist heute eine Agglomerationsgemeinde von Thun und vor allem von Bern», so Werner Weber. Eine optimale Verbindung des öffentlichen Verkehrs zu diesen Städten sei deshalb eine wichtige Voraussetzung, um als Wohnort attraktiv zu bleiben.
Um an die Geschichte der Eisenbahn in Konolfingen und Region zu erinnern, zeigt das Museum Alter Bären eine Sonderausstellung zu diesem Thema. Werner Weber hat die Ausstellung zusammen mit Gertrud Scherer initiiert und zusammengestellt. «Erinnerungen von alten Konolfingern, verbunden mit Planmaterial und Gegenständen sollen ein Bild des damaligen Lebens und Arbeitens vermitteln.» Er bedauert, dass die «immense historische Bedeutung», die in der Eisenbahn steckt, heute weitgehend vergessen ist.
Mit seiner Arbeit für das Museum versucht er, dieses Vergessen wenigstens teilweise aufzuhalten. «Dass das kleine Dorf Konolfingen mit der ersten elektrischen Vollbahn ein technisches Zentrum Europas war, ist etwas ganz Besonderes. Die technische Elite Europas pilgerte damals nach Konolfingen.» Dies wisse heute kaum jemand mehr. Auch daran soll das Fest am kommenden Wochenende erinnern.
[i] Infos: www.museum-alter-baeren.ch
Eine Station im Nirgendwo
Die Eisenbahn polarisierte und bewegte die Menschen in der Mitte des 19. Jahrhunderts. Ab den 1850er-Jahren warteten viele ländliche Dörfer ungeduldig auf eine Erschliessung. Man wusste: Wer die Bahn hat, dessen Güter werden in die Welt hinausgetragen, der zieht Passagiere und Händler an und der erlebt einen wirtschaftlichen Aufschwung. Doch gab es auch Skeptiker. Diese fürchteten den schädlichen Einfluss von aussen auf Land und Leute. Während in Worb die Skepsis vorherrschte, freuten sich die Bürgerinnen und Bürger von Gysenstein und Stalden (heutiges Konolfingen) über die neue Bahnstrecke zwischen Bern und Langnau, welche 1864 den Betrieb aufnehmen sollte. «Der Bau dieser Bahnlinie war von immenser Wichtigkeit für das Emmental, um den Anschluss an die Welt nicht zu verlieren», sagt Werner Weber vom Dorfmuseum Alter Bären in Konolfingen.
«Weitblick war sensationell»
Die Strecke verband Bern über Langnau mit Luzern und damit mit der damals geplanten Gotthard-Achse. Als eine von mehreren Haltestellen wurde eine Kreuzung von fünf Strassen definiert, welche auf dem Gemeindegebiet von Stalden lag. «Dieses Strassennetz bildete eine ideale Voraussetzung für den Bau des Bahnhofes inmitten dieses Niemandslandes», erklärt Werner Weber. Denn ein Dorf gab es dort zu dieser Zeit nicht - nur ein paar Häuser. Die Eisenbahn brachte ab 1864 zwar einen wirtschaftlichen Auftrieb für die Region und das Gebiet rund um die neue Bahnstation, doch erst die Verknüpfung mit der Linie Burgdorf-Thun ab 1899 machte Konolfingen zu einem wichtigen Knotenpunkt und brachte den gewünschten Aufschwung für das Dorf. Denn nun lag man auf der Achse zwischen Berner Oberland und Gotthard. Dies gab auch den Ausschlag dafür, dass sich die Berner Alpen-Milchgesellschaft (heute Nestlé) für den Standort Konolfingen entschied. «Der Weitblick von damals ist sensationell», sagt Weber. Konolfingen wurde 1899 zum technischen Zentrum der ersten elektrischen Vollbahn Europas. «Das machte den Bahnhof zu einem Pionierstandort.»
Erinnerungen lebendig halten
Auch heute ist die Geschichte des Bahnhofs Konolfingen nicht abgeschlossen. Das Dorf hat sich in den vergangenen Jahren zu einem beliebten Wohnort entwickelt. Dies führte zu einem stetig wachsenden Pendlerstrom und gestiegenen Sicherheitsanforderungen. Ab 2015 wird der Bahnhof deshalb saniert. «Konolfingen ist heute eine Agglomerationsgemeinde von Thun und vor allem von Bern», so Werner Weber. Eine optimale Verbindung des öffentlichen Verkehrs zu diesen Städten sei deshalb eine wichtige Voraussetzung, um als Wohnort attraktiv zu bleiben.
Um an die Geschichte der Eisenbahn in Konolfingen und Region zu erinnern, zeigt das Museum Alter Bären eine Sonderausstellung zu diesem Thema. Werner Weber hat die Ausstellung zusammen mit Gertrud Scherer initiiert und zusammengestellt. «Erinnerungen von alten Konolfingern, verbunden mit Planmaterial und Gegenständen sollen ein Bild des damaligen Lebens und Arbeitens vermitteln.» Er bedauert, dass die «immense historische Bedeutung», die in der Eisenbahn steckt, heute weitgehend vergessen ist.
Mit seiner Arbeit für das Museum versucht er, dieses Vergessen wenigstens teilweise aufzuhalten. «Dass das kleine Dorf Konolfingen mit der ersten elektrischen Vollbahn ein technisches Zentrum Europas war, ist etwas ganz Besonderes. Die technische Elite Europas pilgerte damals nach Konolfingen.» Dies wisse heute kaum jemand mehr. Auch daran soll das Fest am kommenden Wochenende erinnern.
[i] Infos: www.museum-alter-baeren.ch
Bahnhoffest Konolfingen 31. Mai und 1. Juni 2014
Am Wochenende wird in Konolfingen an die Bedeutung der Eisenbahn erinnert. Zum 150-Jahr-Jubiläum der Strecke Bern-Langnau werden auf dem Gemeindehausplatz sowie beim Bahnhof zahlreiche Attraktionen rund um das Thema Eisenbahn sowie Musik und Verpflegung angeboten. Ein Shuttlebus verbindet den Bahnhof mit dem Dorfmuseum, wo eine Ausstellung zur Geschichte der Eisenbahn in der Region gezeigt wird. Auch historische Züge mit unterschiedlichen Kompositionen verkehren auf dem Schienennetz, so zum Beispiel der Elektrotriebwagen Wellensittich oder die Dampflok Eb 3/5 5810. Die SBB bieten Fahrten von Biel und Bern nach Konolfingen an und die BLS ab Konolfingen in Richtung Thun, Hasle- Rüegsau, Worb und Langnau.
Weitere Informationen zum Programm sowie Anmeldung und Abfahrtszeiten der historischen Züge sind zu finden unter www.bls.ch/konolfingen.
Weitere Informationen zum Programm sowie Anmeldung und Abfahrtszeiten der historischen Züge sind zu finden unter www.bls.ch/konolfingen.