Klimaversammlungen: Bevölkerung soll mitdiskutieren
Wird hier auf BERN-OST ein Artikel zur Klimajugend publiziert, hagelt es meist kritische Voten in der Kommentarspalte. Am Sonntag ist die Worber und die Münsinger Bevölkerung eingeladen, mit Aktivisten und Aktivistinnen über lokale Lösungen zu diskutieren.
Am Samstag finden in der ganzen Schweiz , darunter in 12 Gemeinden des Kantons Bern „Klimaversammlungen“ statt. Das Ziel der Aktivisten und Aktivistinnen: Gemeinsam mit der Bevölkerung über die Klimakrise diskutieren und nach Lösungen suchen, die sich lokal und unabhängig vom offiziellen Politbetrieb umsetzen lassen. In der Region Bern-Ost findet der Anlass in Worb und Münsingen statt.
Mit Brunch in Münsingen
In Münsingen trifft man sich, aus Rücksicht auf eine Abendveranstaltung in der Gärtnerei Maurer, schon am Vormittag zum Brunch in den Räumen der Fachstelle für Jugendarbeit Aaretal. Eingeladen hat die Klimagruppe diverse Vereine, Organisationen und Parteien. Kritische Positionen sind auch willkommen. „Wir wollen nicht nur Linke ansprechen, sondern auch Leute, die unseren Forderungen gegenüber ganz grundsätzlich kritisch eingestellt sind. Das Ziel ist ein offener Dialog“, sagt Anja Kammermann, die den Anlass mitorganisiert. Diskutieren werde man darüber, was in Münsingen schon gut laufe, aber auch, wo noch Handlungsbedarf bestehe.
Die Versammlung in Worb wird von der „AG Umwelt“ organisiert, die sich im Nachgang zur letzten Sitzung des Gemeindeparlaments (GGR), aus den Reihen der Fraktion SP plus Grüne formiert hat, nachdem der GGR es abgelehnt hatte, für Worb den Klimanotstand auszurufen (BERN-OST berichtete). Schon bald hätten sich der AG aber auch Aktivistinnen der Klimajugend bzw. der Klimastreik-Bewegung angeschlossen, sagt Mitgründer Matthias Marthaler (SP). "Ob die Gruppe jetzt offiziell Teil der Bewegung ist, muss ich nicht genau definieren. Vielleicht sind wir am ehesten eine Interessengruppe.“
Offen für Kritik
Auch in Worb will man offen sein für Kritik. „Kritik kann helfen, bessere Lösungen zu finden“, sagt die erfahrene Aktivistin Saskia Rebsamen. „Es sind auch Leute eingeladen, die noch nicht zu 100 Prozent überzeugt sind. Aber die Kritik soll konstruktiv sein. Leute die die Klimakrise ganz grundsätzlich verneinen, helfen der Diskussion nicht unbedingt.“ Obwohl der Anlass möglichst offen gestaltet werden soll, hat die Gruppe im Vorfeld schon mögliche lokale Themen identifiziert. „Raumplanung ist sicher ein Thema. Aber auch, was man tun könnte, damit die Leute ohne Auto einkaufen gehen.“ Sie wünscht sich auch, dass Platz ist für Visionen. „Wie soll Worb in 10 Jahren aussehen?“ Der Anlass sei auch dafür gedacht, die Gruppe zu vergrössern. „Es soll keine abschliessende Diskussion sein, sondern eher ein Startschuss für weitere Aktivitäten.“
An beiden Orten wurden nicht explizit Politiker und Politikerinnen eingeladen, mitdiskutieren dürften sie aber selbstverständlich. Nicht teilnehmen werden vermutlich die beiden Gemeindepräsidenten Niklaus Gfeller (Worb, EVP) und Beat Moser (Münsingen, Grüne), die beide gar nichts von den Versammlungen wussten. Adrian Hauser, BDP-Gemeinderat mit dem Departement Umwelt, ist informiert und überlegt sich, teilzunehmen. „Wir haben uns schon mehrmals mit Leuten von der Klimajugend getroffen und haben auch weiterhin offene Ohren für Vorschläge“.
Wahrscheinlich unter 50 Personen
Die Versammlungen dauern rund zwei Stunden. Nach einer kurzen Einführung zur Bewegung und dem nächsten Klimastreiktag am 15. Mai werden in Kleingruppen Lösungen erarbeitet und anschliessend wieder ins Plenum gebracht. Beide Ortsgruppen gehen davon aus, dass die Anlässe trotz verschärften Corona-Massnahmen stattfinden können, da eher nicht mehr als 50 Personen erwartet werden.
[i] Müsingen: 10:00 - 12:00, Schlossstrasse 18
Worb: 14: 00 - 16:00, Bahnhofstrasse 3